Altbriefe - kleine Schönheiten

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  • Michael Lenke
    Administrator
    • 28.01.2006
    • 6915

    #1

    Altbriefe - kleine Schönheiten

    Es ist immer wieder eine Freude, wie bayern klassisch solche für manchen Sammler schwer zu lesenden Texte umsetzt. Ich möchte diesen Thread beginnen, damit vielleicht auch mal andere ihre Altbrief-Schönheiten zeigen. Vielleicht können wir uns dann darin üben, die Texte zu analysieren.
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Name: altbrief1.jpg
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ID: 270768
    Hier ein Brief aus dem Jahre 1678. Vor lauter Anschrift blicke ich noch nicht durch, wohin er genau gegangen ist. Irgendwo in die Gegend von Dannenberg.
    Für Unterdienstlich ganz schön viel Anschrift.

    Aleks
    Wehr fähler findet, daf si behaltn.
    Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
    Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)
  • bayern klassisch
    Registrierter Benutzer
    • 20.10.2005
    • 2027

    #2
    Hallo Aleks,

    einen großen Dank für die Blumen, der sich diesmal in der Transkription deines Briefchens ausdrückt:

    Dem Hoch Edelgebohrnen, Gestrengen und Vesten Herrn, H(errn) Georg Wilhemn Schenck von Winterstedt Kurf(ürstlicher) Braunschw(eigischer) Lüneb(urgischer) hochbestalten Rath, auch Oberhaubt Mann der hoch Kurf(ürstlichen) Dannenbergischen Ämbter, auff Schwachhausen, Holm, Lindhorst, Kalbe und Öls Erbherren, meinem Hochgeneigten Patron und mächtigen Beforderer

    Unterdienstlich

    Mit Dannenberg hast du Recht - da wurde vor vielen Jahrzehnten ein umfangreiches Archiv aufgetan. Sogar ich habe da etwas abbekommen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch
    Beatus ille, qui procul negotiis

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    • Kreuzerjäger
      Registrierter Benutzer
      • 28.05.2007
      • 80

      #3
      Hallo.

      Es gibt aber auch Briefe, wo die Schrift sehr gut zu lesen ist (Jedenfalls die Anschrift ). Hier ist mal einer aus dem Jahr 1608.

      Viele Grüße
      BlaueDreiKreuzer
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      • Michael Lenke
        Administrator
        • 28.01.2006
        • 6915

        #4
        Kann ich nur bestätigen. Das ist doch Anschrift.
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Name: danzig.jpg
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Größe: 56,2 KB
ID: 240939
        Brief aus Danzig an die Stadt Thorn um 1560.
        Interessant und wichtig auch die Feinheiten im Papier. Oft gibt das Wasserzeichen wichtige Hinweise.

        Aleks
        Wehr fähler findet, daf si behaltn.
        Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
        Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

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        • andreas-machner
          AllesWasSchönIst
          • 02.11.2007
          • 234

          #5
          Faszinierend! Wie kann man sowas nur lesen? Ich habe schon einige solche Briefe vor mir liegen gehabt, doch nach kurzem habe ich aufgegeben...

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          • Michael Lenke
            Administrator
            • 28.01.2006
            • 6915

            #6
            die beiden letzten waren die einfachen, die Harten kommen erst noch.

            Aleks
            Wehr fähler findet, daf si behaltn.
            Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
            Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

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            • bayern klassisch
              Registrierter Benutzer
              • 20.10.2005
              • 2027

              #7
              Tja, man hat eben bei einem Grafen und Herrn zu Castel gewusst, wie man zu schreiben hatte ...

              Toller Brief und so frisch wie gestern geschrieben. Glückwunsch zu dem Stück!

              Jetzt muss ich aber auch einmal einen zeigen, und zwar meinen ältesten Brief mit bayerischer Relevanz - er ist von 1343. Und zwar nach Christus.

              Zwar emittierte Bayern früher als jeder andere in Deutschland Briefmarken, doch damals war die Drucktechnik wegen der verspäteten Geburt eines Herrn Gutenberg eben noch nicht so weit ...
              Daher auf Pergament geschrieben und auch heute noch recht frisch!

              Grüsse von bayern klassisch
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              Beatus ille, qui procul negotiis

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              • abrixas
                Extra Bavariam nulla vita
                • 08.09.2004
                • 1839

                #8
                Elegie

                Ach, könnte man derartige Ergebenheitsadressen noch heute an unsere gewählten Volksvertreter richten, ohne sich selbst der Lüge zu bezichtigen!

                Oder war man damals etwas, wie man es heute neudeutsch ausdrücken würde, verschleimter?

                Kommentar

                • Michael Lenke
                  Administrator
                  • 28.01.2006
                  • 6915

                  #9
                  Wer hat den ältesten Brief?

                  @bayern klassisch
                  Altersmäßig gebe ich mich geschlagen.
                  Mein größtes Stück, im wahrsten Sinne des Wortes, ist ein Sate- und Artikelbrief Herzog Heinrich des Mittleren für die Stadt Dannenberg (Elbe) von 1499. Der ganze Brief ist ca. 47x59 cm groß und passt in keinen Scanner, darum nur einige Fotos. Er ist in mittelniederdeutscher Sprache geschrieben und ein Experte hat mehrere Monate für die Transkription gebraucht.
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: sate1.jpg
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ID: 240941
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Name: sate2.jpg
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Größe: 63,4 KB
ID: 240942
                  Ein Auszug aus dem Originaltext:
                  Wy Hynrik Van Goddesgnaden Hertoge to Brunswigk und Luneborg ic zaligen Hertogenn Ottenn sone dhon witlik und kunth allenn de dussen breif sehenn horen lesenn edder lesenn, van watte wertden edder State de syn geistlick Und wertlick und sunderges unnsen borgern und borgerschen Inwonern und Inwonerschen unnser Stad Dannenberge dat de vorsichtigen Unnse leven getruewen ....
                  Einige Auszüge aus der Transkription:
                  Wir Heinrich von Gottes Gnaden, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, des seligen Herzog Ottos Sohn, geben zu wissen und tun kund allen, die diesen Brief sehen, hören lesen oder lesen, von welchen Würden oder welchem Stande sie seien, geistlich und weltlich, und insbesondere unseren Bürgern und Bürgerinnen, Einwohnern und Einwohnerinnen unserer Stadt Dannenberg, daß die weisen (fürsichtigen), unsere lieben getreuen Bürgermeister und Ratsherren daselbst zu Dannenberg uns gezeigt und lesen lassen haben etliche Satzungspunkte und Artikel, die vor Zeiten von ihren Vorfahren zur Verbesserung unserer Stadt Dannenberg angesetzt und auch gehalten worden sind. Da diese nun schon seit langem nicht beachtet und gehalten wurden, wodurch unsere Stadt Dannenberg, namentlich die Bürger in ihrem Besitzstand und die Stadt in ihren Baulichkeiten und ihrem anderen Ratsbesitz zurück und in Verderb geraten sind, haben wir mit unseren unten genannten Räten die Gelegenheit erwogen und zur Kenntnis genommen und jene Satzung aufs Neue unseren in Dannenberg wohnhaften Untertanen bei ihren Gelübden und Eiden (zu halten) befohlen.
                  ...
                  Kein fremdes Bier soll man anzapfen, lagern, auf dem Hof oder im Haus haben, besonders nicht während des Freimarktes, ausgenommen das, was man schon angezapft hätte. Das mag er (man) weiter ausschenken, aber nichts weiteres danach anzapfen bei Strafe.
                  ...
                  Kein Nachbar soll vorsätzlich dem anderen seinen Dreck vor dessen Tor ablegen.
                  Kein Bürger soll den anderen übervorteilen beim Kauf (Verkauf) eines Gegenstandes bei Strafe.
                  ...
                  Der Brief war durch Wasserschäden fast nicht mehr lesbar, nahezu dunkelbraun. Fachleute für Restauration an der Universität Thorn haben mir daraus in mehrmonatiger Arbeit wieder dieses Schmuckstück gezaubert.

                  Aleks
                  Zuletzt geändert von Michael Lenke; 28.11.2007, 18:29.
                  Wehr fähler findet, daf si behaltn.
                  Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
                  Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

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                  • Ludwig
                    Registrierter Benutzer
                    • 25.08.2004
                    • 201

                    #10
                    Hochwürdigster Reichsfürst

                    Brief aus Aub von 1778

                    Mehr Altpapier vorhanden - wie der Vorschreiber schon sagte - die Härtefälle kommen noch!

                    Gruß
                    Ludwig
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                    • Kreuzerjäger
                      Registrierter Benutzer
                      • 28.05.2007
                      • 80

                      #11
                      Zitat von abrixas
                      Ach, könnte man derartige Ergebenheitsadressen noch heute an unsere gewählten Volksvertreter richten, ohne sich selbst der Lüge zu bezichtigen!

                      Oder war man damals etwas, wie man es heute neudeutsch ausdrücken würde, verschleimter?
                      Ja, verschleimt kann man es auch nennen. Heute würde man wohl so etwas noch deftiger formulieren.
                      Trotz alle dem finde ich diese Ergebenheitsadressen sehr interessant. Manche gehen über 10-12 Zeilen. Da tropft der "Schleim" nur so von der Briefvorderseite.
                      Ob die das alles ernst gemeint haben? Glaube wohl kaum. So war es eben vor ein paar hundert Jahren.
                      Mich würde mal interessieren, wenn die einen Brief ganz "normal" adressiert hätten. Nur mit "An Herrn ...." und so weiter. Käme der dann wieder zurück?
                      Ein bisschen Gefängis dann auch noch dabei, wegen Anwendung einer respektlosen Briefanschrift .

                      Viele Grüße
                      BlaueDreiKreuzer

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                      • bayern klassisch
                        Registrierter Benutzer
                        • 20.10.2005
                        • 2027

                        #12
                        Hallo Aleks,

                        Spitzenstück - da wird die Restauration auch nicht gerade wenig gekostet haben. Sie war es aber sicher wert!

                        Zu lesen ist der aber sehr gut, das wäre kein Problem.

                        Wenn du mal wirklich schlimme Schriften sehen willst, dann schau dir mal Mittelschweizer Kanzleibriefe des frühen 17. Jahrhunderts an - dagegen sind die hier abgebildeten Rosinen etwas für legastheniegeschädigte Kinder im Vorschulalter.

                        Grüsse von bayern klassisch
                        Beatus ille, qui procul negotiis

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                        • Ludwig
                          Registrierter Benutzer
                          • 25.08.2004
                          • 201

                          #13
                          @bayern klassisch - Lesehilfe erforderlich

                          Bitte den schräen Scan entschuldigen, vom Albumblatt (dort so montiert).
                          Einiges lässt sich lesen, aber anderes?

                          Danke vorab
                          Ludwig
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                          • bayern klassisch
                            Registrierter Benutzer
                            • 20.10.2005
                            • 2027

                            #14
                            Hallo BlaueDreiKreuzer,

                            auch wenn du es eher lustig gemeint hast, da ist viel Wahres dran.

                            In der Epistolographie, also der Briefschreibkunde, war, grob bis datailliert, vorgeschrieben, wie ein Brief auszusehen hatte. Dazu gehörte auch die Anschrift.

                            Wer etwa an einen hohen Herren so locker geschrieben hätte, wie wir das heute gewohnt sind, der hätte tatsächlich bald Bekanntschaft mit kühlen, feuchten und kalorienarmen Räumen gemacht ...

                            Prinzipiell waren alle wichtigen Titel und Ämter aufzuzählen, da sich der
                            Adressat ja auch angesprochen fühlen wollte. Die Hüllen der sogenannten bayerischen Bischoftbriefe künden noch aus dieser Zeit bis fast ins 20. Jahrhundert hinein.

                            Liebe Grüsse von bayern klassisch
                            Beatus ille, qui procul negotiis

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                            • Kreuzerjäger
                              Registrierter Benutzer
                              • 28.05.2007
                              • 80

                              #15
                              Und noch einmal einen Brief vom Herrn Zu Castel. Wenn man diesem mit dem Brief vergleicht, den ich als erstes hier eingestellt habe, dann könne man meinen, dass ist doch der Gleiche.
                              Ist er aber nicht. Also gab es um 1608 doch schon einen Kopierer .

                              Grüße
                              BlaueDreiKreuzer
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