Philatelie als Kulturwissenschaft

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  • Helma Janssen
    Registrierter Benutzer
    • 05.06.2003
    • 693

    #1

    Philatelie als Kulturwissenschaft

    Interessante Veranstaltung in Berlin:


    Philatelie als Kulturwissenschaft

    Eine Tagung des Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin in Kooperation mit dem Museum für Kommunikation Berlin. Mit freundlicher Unterstützung durch SCHLEGEL – Berliner Auktionshaus für Philatelie.

    Termin: Freitag, 15. & Samstag, 16. Januar 2016
    Ort: Museum für Kommunikation Berlin, Leipziger Str. 16, 10117 Berlin


    Programm

    Freitag, 15.1.2016
    (Öffnungszeiten des Museums 9.00–17.00)
    9.15–11.00
    Begrüßung: Oliver Goetze (MfK)/ Dirk Naguschewski (ZfL)/ Detlev Schöttker (ZfL)
    Moderation: Dirk Naguschewski (ZfL)
    • Andreas Hahn (Archiv für Philatelie Bonn): Essenz einer Nation? Die Germania-Marken des Deutschen Reichs
    • Detlev Schöttker (ZfL): Politische Philatelie in der Weimarer Republik. John Heartfield und Wieland Herzfelde

    11.30–13.00
    Moderation: Detlev Schöttker (ZfL)
    • Gottfried Gabriel (Jena): Die politische Bildersprache der Briefmarken
    • Oliver Goetze (MfK Berlin): Post von d‘Annunzio. Propaganda auf Briefmarken des Freistaates Fiume, 1919–1924

    14.00–16.30
    Moderation: Oliver Götze (MfK)
    • Franz-Josef Pütz (Berlin): Briefmarken als Medium der Kommunikation. Das Beispiel Afghanistan seit 1928
    • Roman Siebertz (Bonn): Briefmarken als politisches Medium. Das Beispiel Irans
    • Silke Plate (Bremen): Visuelles Protest-Medium. Die »Untergrundbriefmarken« der polnischen Oppositionsbewegung der 1980er Jahre


    Samstag, 16.1.2016
    (Öffnungszeiten des Museums 10.00–18.00)
    10.30–13.00
    Moderation: NN
    • Steffen Haug (HU Berlin): Die philatelistische Korrespondenz Warburgs
    • Frank Zöllner (Leipzig): Die Geburt der Bildwissenschaft aus dem Geist der Philatelie? Aby Warburg und die Briefmarke
    • Michael Diers (HfbK Hamburg/HU Berlin): Meerfabrik und Fieberkram. Briefmarkenzeichen bei Warburg, Benjamin und in der Nachfolge

    14.00–15.30
    Moderation: Margarete Vöhringer (ZfL)
    • Isabella Woldt (Warburg Institute London): Von der Tapisserie bis zur Briefmarke. Warburgs Florentiner Vortrag von 1927
    • Tom Steinert (TU Berlin): Komplexe graphische Repräsentation im Werk von Otto Rohse

    16.00–17.30
    Moderation: Eva Geulen (ZfL)
    • Dirk Naguschewski (ZfL): Markenkunst
    • Ulrike Vedder (HU Berlin): Plot und Paranoia. Zur historiographischen Funktion literarischer Briefmarken bei Pynchon, Roth und Schrott


    Obwohl Erfindung und Verwendung der Briefmarke die Kommunikation in der Moderne geprägt haben, ist ihre Bedeutung in den Kunst-, Kultur- und Sozialwissenschaften kaum gewürdigt worden. Im Gegensatz zur Numismatik ist die Philatelie keine akademische Disziplin geworden, da Briefmarken – anders als Münzen – keine lange, in die Antike zurückweisende Tradition haben. In dieser Hinsicht lässt sich die Briefmarke mit der Photographie vergleichen. Beide haben sich seit etwa 1840 als neue Bildmedien etabliert, beide wurden von den etablierten Wissenschaften und Künsten über Jahrzehnte hinweg ignoriert. Doch sind Fotos inzwischen Gegenstand unzähliger Untersuchungen in unterschiedlichen Disziplinen geworden.
    Wie im Falle der Photographie haben sich zunächst vor allem akademische Außenseiter mit Briefmarken beschäftigt. Unter ihnen ragen aus heutiger Sicht Aby Warburg und Walter Benjamin hervor, die unabhängig voneinander 1927 Überlegungen zur historischen, politischen und ästhetischen Bedeutung des Gegenstands formuliert haben: Warburg in einem Vortrag, der eng mit seinem letzten Dokumentationsprojekt, dem Bilderatlas »Mnemosyne«, verknüpft war; Benjamin in einem Feuilleton-Beitrag, den er in sein Aphorismen-Buch »Einbahnstraße« (1928), einem frühen Versuch zur Diagnose der Moderne, übernahm.
    In beiden Fällen handelt es sich um knappe Ideenskizzen, deren Bedeutung lange Zeit übersehen wurde: Warburg veröffentlichte seinen Vortrag nicht, Benjamins Formulierungen waren stark poetischer Natur. Dennoch werden hier erstmals Theorien skizziert, die in der neueren Kunst- und Kulturgeschichtsschreibung herausragende Bedeutung bekommen haben: die massenhafte Reproduktion und die globale Verbreitung von Bildern, die Bedeutung populärer Bilder als Ausdruck kollektiver Denk- und Vorstellungswelten, das Sammeln als kulturanthropologisches Phänomen, die Dokumentation alltäglicher Gebrauchsgegenstände als Grundlage der Kulturgeschichtsschreibung, Mikrologie als Methode philologischer und kulturwissenschaftlicher Analyse.
    Das Kolloquium wird die Ideen Warburgs und Benjamins aufgreifen, um den kulturhistorischen, politischen und ästhetischen Status der Briefmarke zu analysieren.

  • Claus Wentz

    #2
    Zum Vortragenden Dr. Roman Siebertz ist zu bemerken, daß er seine Dissertation zu diesem Thema erstellt hat. Einen nicht unerheblichen Bildanteil an dieser Arbeit haben zwei hier tätige Moderatoren beigesteuert.
    Für "Dissertationsspürhunde": Die Quellen wurden korrekt benannt :-)

    Kommentar

    • Michael Lenke
      Administrator
      • 28.01.2006
      • 6915

      #3
      Ich werde mal bei Silke Plate anfragen, ob ich ihren Artikel "Große Botschaften auf kleinem Format. Die Briefmarken der unabhängigen Post in den 1980er Jahren in Polen" aus unserem Mitteilungsblatt als PDF einstellen kann.

      ml
      Wehr fähler findet, daf si behaltn.
      Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
      Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

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      • Rainer Fuchs
        Weltenbürger
        • 02.06.2004
        • 3776

        #4
        Zitat von Claus Wentz
        Zum Vortragenden Dr. Roman Siebertz ist zu bemerken, daß er seine Dissertation zu diesem Thema erstellt hat. Einen nicht unerheblichen Bildanteil an dieser Arbeit haben zwei hier tätige Moderatoren beigesteuert.
        Für "Dissertationsspürhunde": Die Quellen wurden korrekt benannt :-)
        Ich bin einer der beiden Moderatoren und habe die Abschrift der Dissertation von Roman Siebertz damals erhalten. Wer daran Interesse hat, ich sende se gerne mal zur Ansicht...

        Habe auch schon mal Bilder von Tibet Marken für ein Buch über den Dalai Lama beigesteuert.., auch da wurde korrekt die Quelle genannt.
        Mitglied bei:
        BDPh, DASV, APS, RPSL (FRSPL), SG-Lateinamerika, India Study Circle, FG Indien, AROS, NTPSC, ONEPS, COPAPHIL etc...

        Sammelgebiete:

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        • buzones
          Homo philatelicus hisp.
          • 11.06.2003
          • 567

          #5
          Klingt sehr interessant. Mich würde interessieren, ob die Kolloquiumsbeiträge im Anschluß publiziert werden (sollen).
          Saludos filatelicos
          Ralf

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          • Claus Wentz

            #6
            Selbstverständlich habe auch ich ein Exemplar erhalten :-)

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            • Helma Janssen
              Registrierter Benutzer
              • 05.06.2003
              • 693

              #7
              @buzones

              Das weiß ich nicht. Da müsstest Du einmal direkt beim Museum für Kommunikation anfragen.

              Herzliche Grüße
              Helma

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              • Auktionshaus-Schlegel
                Registrierter Benutzer
                • 15.01.2016
                • 5

                #8
                Wir werden uns bemühen, etwaige publikationsfähige Beiträge auf unserer Homepage im PDF-Format zur Verfügung zu stellen.

                Freundliche Grüße

                Stefan Kaphengst
                - Auktionshaus Schlegel -

                Kommentar

                • buzones
                  Homo philatelicus hisp.
                  • 11.06.2003
                  • 567

                  #9
                  Herzlichen Dank für die rasche und positive Antwort, Herr Kaphengst.
                  Saludos filatelicos
                  Ralf

                  Kommentar

                  • Michael Lenke
                    Administrator
                    • 28.01.2006
                    • 6915

                    #10
                    Hier ein erster Artikel in diesem Zusammenhang.
                    "Große Botschaften auf kleinem Format. Die Briefmarken der unabhängigen Post in den 1980er Jahren in Polen, von Silke Plate, Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen"
                    Große_Botschaften_im_kleinen_Format.pdf

                    ml
                    Wehr fähler findet, daf si behaltn.
                    Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
                    Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

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