Juroren, Halbgötter oder auch nur Menschen

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  • Rainer Fuchs
    Weltenbürger
    • 02.06.2004
    • 3776

    #1

    Juroren, Halbgötter oder auch nur Menschen

    Noch so ein Wespennest das ich hier evtl. ansteche.

    Warum ist die Entscheidung eines Jurors endgültig, auch wenn man ihm nachweisen kann dass er sich in seiner Meinung bzw., Aussage täuscht?

    Würde hier gerne einige Beispiele aus meiner eigenen Ausstellungserfahrung bringen, aber, könnte es nicht sein dass ich mit meiner Sammlung dann auf die schwarze Liste gesetzt werde?
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  • Bodo A.v.Kutzleben

    #2
    OH JE

    Zu diesem Thema möchte ich nichts sagen, ich glaube das sagt genug aus.

    Bodo

    Kommentar

    • Wolf Heß
      Registrierter Benutzer
      • 06.07.2003
      • 269

      #3
      Das läßt ja tief blicken,

      dass selbst Herr Bodo v. Kutzleben sich nicht an dieses Thema heranwagt! Da muss ja gar Arges schlummern.
      Nun, "Herrgötter in Frack und Zylinder" sind Juroren wahrlich nicht. Auch diese sind nur Menschen. Leider sind die Erwartungen der Aussteller manchmal ebenso überzogen, wie mögliche, anzutreffende Anforderungen der Preisrichter.
      Die Richtlinienfassung ist teilweise zu umfanreich, weil nach Perfektion strebend, und in deren Anwendung wird leider häufig jeder Satz "zum Gesetz". Juror und Aussteller suchen sich dann den ihnen passenden Abschnitt jeweils heraus und schon entstehen "dumme" Widersprüchlichkeiten. Verständnis und Toleranz sind daher manchmal weitaus eher gefragt und kein aufeinander "einprügeln".
      "C´est toujours le tone qui fait la musique"!
      Allerdings, Wettbewerb ist nur dann möglich, wenn etwas, das im Mittelpunkt des Wettbewerbs steht, besser ist und anderes daher gezwungener Maßen schlechter sein muss. Wo keine unbedingt objektiven Maßstäbe möglich sind, wird von unterschiedlichen Individuen zumindest subjektiv angenommen, dass das eine besser, das andere schlechter ist.
      Die Summe unterschiedlicher möglicher Auffassungen soll dann eine einigermaßen objektive "Durchschnittsbeurteilung" darstellen.

      Den "perfekten, besserwissenden Alleskönner" gibt es unter den Juroren nicht! Im Prinzip weiss der Aussteller selbst besser über sein Gebiet Bescheid, als der Preisrichter, außer es handelt sich zufällig um ein Spezialgebiet des Juroren.
      Wenn ich mir z.B. Ihr wunderschönes Tibet-Exponat auf Ihrer Homepage ansehe, von dem ich viel gelernt habe, dann muss ich zugeben, dass der "Verfasser" weitaus mehr Ahnung von der Materie hat als ich. Wirklich korrekt beurteilen kann so ein Exponat entweder z.B. ein Herr Hellrigel oder ein Herr Jaretzky. Wie soll ich als Nichtexperte z.B. etwaige Fälschungen ausmachen? Hätte ich das Exponat zu beurteilen, würde ich mich mit der entsprechenden Literatur versehen und diese versuchen zu verinnerlichen. Aber selbst dann würde ich möglicherweise noch hilfesuchend nach einem z.B. Herrn Jaretzky Ausschau halten, um seinen fachlichen Rat einzuholen (ich bin kein Juror für traditionelle Philatelie).
      Es gibt viele "Anekdoten", die sich um Preisrichterbeurteilungen ranken. Einige gehören Gott sei Dank der Vergangenheit an, andere sind leider nicht abzustellen aufgrund der Struktur des Preisrichterwesens im BDPh und bestehender menschlicher Unzulänglichkeiten.
      Was der Aussteller fordern kann, ist eine gewissenhafte Vorbereitung des Preisrichters. Trotzdem können Differenzen bei Beurteilungen von Exponaten entstehen. Dann ist das Verständnis von beiden Seiten gefragt. Eine nachträgliche Änderung der Beurteilung ist nicht möglich ähnlich wie in jeder
      anderen Sportart oder auch beim Taubenzüchterverein.
      So, das war zumindest einmal ein Ansatz, wenn sich sonst schon niemand traut. Wahrlich ein "weites Feld" in dem noch viel Einsicht von beiden Seiten gefragt sein dürfte.

      Nichts für ungut

      MfG

      Kommentar

      • Rainer Fuchs
        Weltenbürger
        • 02.06.2004
        • 3776

        #4
        Hallo Herr Heß,

        Danke zunächst für das Lob zu meiner Tibetsammlung.

        Ich möchte nicht die Juroren zu deren Fachwissen kritisieren, auch sind meine Erwartungen nicht überzogen. Aber (Beispielhaft), wenn als Mängelpunkt angegeben wird dass z.B. die eigene Forschung nicht herausgestellt wird und auf meine Frage wo das geschehen soll geantwortet wird „Im Anmeldebogen / Sammlungsbeschreibung“ und ich dann mitteile dass das doch geschehen ist dann macht mich das nachdenklich. Wozu füllt man all die Formulare aus wenn es hinterher doch nicht gelesen wird.

        Kein Juror weiß alles, das verlangt auch niemand, zumindest bei so exotischen Gebieten wie z.B. Tibet. Gerade dann sollte sich der Juror aber evtl. Zeit nehmen auch mal mit dem Aussteller vor der Bewertung reden. Sich auf das Gebiet vorzubereiten dürfte für den Juror in der Kürze der Zeit schwierig sein…

        Noch ein Wort zu (Tibet)fälschungen, das ist nicht sooo schwierig wie im Allgemeinen angenommen. Wissen ist Macht.

        Grüße aus Abu Dhabi
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        • Wolf Heß
          Registrierter Benutzer
          • 06.07.2003
          • 269

          #5
          Ein "guter" Juror bereitet sich so weitreichend als möglich vor. Aber schon bei der bloßen Betrachtung Ihrer Seiten fiel zumindest mir Ihre Forschungstätigkeit auf. Das was Sie beschreiben hat Hand und Fuß. Ergo?!

          Auf eine "schwarze Liste" wird Ihr Exponat sicherlich nicht gesetzt. Somit kann jeder Aussteller zumindest hoffen, dass sich bei der nächsten Ausstellung etwas ändern könnte. Sie sind bereits so weit fortgeschritten, dass ich Ihnen keine überzogenen Ansprüche anhängen möchte. Bitte nicht alles persönlich nehmen!

          Und zudem - selbst jeder Juror hat irgendwann und irgendwo schon einmal sein grösseres oder kleineres "Waterloo" erlitten, wenn er denn selbst ein eigenes Exponat besitzt.

          Für mich persönlich ist es wichtig - exakte Vorbereitung (was bei manchen Themen sicherlich nicht immer möglich ist) und eigene Erfahrung durch Exponataufbau.

          Ein Gespräch vor der Beurteilung kann ein zweischneidiges Schwert sein, denn Mitbewerber könnten daraus eine Wettbewerbsverzerrung interpretieren.

          MfG

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          • Bodo A.v.Kutzleben

            #6
            Ich will mich nicht vor einer Aussage DRÜCKEN

            Sie kommt, GEMACH, GEMACH.

            Bodo

            PS: Sie fällt leider sehr lang aus, deshalb benötige ich ein bischen mehr Zeit.

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            • Wolf Heß
              Registrierter Benutzer
              • 06.07.2003
              • 269

              #7
              ... und das mit 40 Jahren Erfahrung als Aussteller! Das lässt ja vieles erwarten! Ich bin sehr gespannt!

              Kommentar

              • Wolfgang Maassen
                Registrierter Benutzer
                • 06.06.2003
                • 71

                #8
                Mein Senf

                Ich kann es einfach nicht lassen, meinen Senf dazuzugeben, denn offenbar wagt sich ja außer Doc Wolf keiner daran. Vorab: ich stelle seit ca. 1985 nicht mehr im Wettbewerb aus, wohl aber manches Mal auf Einladung oder nach Verabredung einfach so. Bei der IBRA in der Offenen Klasse u.ä.

                Warum? Nicht wegen der Juroren! Meine Erfahrung mit dieser Genre Mensch war ausgesprochen positiv. In der Regel durchaus erfahrene, kenntnisreiche Philatelisten - mit den Schwächen, die für uns alle typisch sind. Hat man drei Juroren, erfährt man zuweilen drei (verschiedene) Ratschläge, was ich für normal erachte. Es sind ebenso wenig Götter, wie die in weißem Kittel (Senor Hess ist nicht angesprochen) oder die in Pilotenuniform. Wenn man sie näher kennt, kann man sich gut mit ihnen verstehen.

                Wo liegt also das Problem? Ich habe es seinerzeit bei mir entdeckt. Ehrgeiz, Eitelkeit, Besser sein wollen als andere und das auch noch in kürzerer Zeit. Das klappte so gut und so schnell, dass nur die Grenzen des Finanzierbaren (damals sammelte ich Erstausgaben Mittel- und Südamerikas und speziell von Brasilien) dem eine deutliche, auch nicht zu überspringende Grenze zogen. Das brachte mich zum Nachdenken. Und eines habe ich dann, dank älterer, sehr erfahrener Philatelisten von Qualität, gelernt: derjenige, der keine fremden Götter neben sich haben will, der wird immer wieder die "Konkurrenz" der Juroren als Götter stilisieren. Derjenige, - und das ist wie in unserer Gesellschaft -, der seinen Sozialneid hoch und ausgeprägt entwickelt, wird immer wieder auf andere reinschlagen.

                Man kann diese Verzerrung vermeiden, wenn man sich andere Motivationen für das Ausstellen sucht: z.B. in erster Linie, um selbst zu lernen, sich selbst zu fordern, aber dann dem besichtigenden Sammler etwas mitzuteilen. Das Exponat ist undsollte nie für den Juroren da sein, sondern für den Besucher einer Ausstellung! Das ist ähnlich wie bei einer Zeitung. Diese mache ich auch nicht für mich (obwohl ich mich damit identifizieren sollte), sondern in erster Linie für den Leser. Ich mache sie nicht für den Verband, sondern für das Mitglied.

                Natürlich kann jetzt so mancher mit Recht einwenden, Reglement muss sein, Vorschriften sind nötig, man muss sich daran halten usw. Diese Entscheidung trifft eben der Einzelne - und nicht der Juror. Hier muss man sich entscheiden, was einem (a) wichtiger ist, (b) ob es nicht doch geht, beides zu kombinieren. Ich glaube, nachdem ich z.B. die Sammlungen von Dr. Wolf (sowohl seine postgeschichtliche London- wie seine Indianer-Sammlung) gelesen habe, sagen zu können, man kann es kombinieren. Für mich waren die Sammlungen wie gute Literatur. Höchst kenntnisreich gemacht, sehr gut informierend, nie landweilig. Und so war ich ein Besucher, der diese Sammlungen genossen hat.

                Wenn nun dieser Doc Wolf statt Gold nur Silber bekommen hätte, sich vielleicht darüber gar noch furchtbar aufgeregt hätte (was ja menschlich durchaus zu verstehen wäre, denn keinen freuen Fehlentscheidungen), dann hätte mich das nicht sonderlich als Betrachter seiner Sammlung gestört. Ich habe sie doch genossen und - einmal übertrieben formuliert - mir ist doch als Besucher einer Ausstellung sein "Ego-Poblem" egal.

                Nun, das ist hier, wenn auch personalisiert, natürlich nicht persönlich gemeint. Es soll uns einige Seiten unseres Egos zeigen, die meines Erachtens einem selbst zuweilen mehr Probleme bescheren als es nötig wäre. Man darf den Spaß und die Freude an der Gestaltung und der kontinuierlichen Weiterentwicklung eines Exponates nicht vergessen oder zu gering schätzen. Mir macht gerade dies immer viel Spaß. Und diese Freude und Befriedigung an der schöpferischen Arbeit steht doch nur bedingt im Verhältnis zum Urteil eines Juroren.

                Lernen und üben wir Toleranz, lassen wir Juroren die Menschen sein, die sie sind. So unterschiedlich wie wir alle. Dann klappt es auch "mit dem Nachbarn"!

                Weiterschwitzen bei 31 Grad ist angesagt!

                Wolfgang Maassen

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                • Bodo A.v.Kutzleben

                  #9
                  JUROREN - „SCHELTE“ oder so ?

                  Wenn es ein heiseres und aufwühlerisches Thema gibt, dann nur das Thema „JUROREN und JURORINNEN“. Keine Wettbewerbs-Veranstaltung, wo auch immer, wird so von wenigen Leuten beeinflusst wie von der vorgenannten „Spezies“ Mensch, genannt JUROREN.

                  Sei es im POSITIVEN wie auch leider im NEGATIVEN Sinne.

                  Ich stelle seit 1966 aus, also seit rund 38 Jahren. Ich möchte hier nicht von meinen persönlichen Erfahrungen reden und schreiben. Sondern ich möchte mal einige Punkte zur Diskussion bringen, die mir seit langem auf der Zunge brennen.

                  Persönlich und das muss ich zu Anfang sagen, habe ich bis auf ganz wenige Ausnahmen nur gute Erfahrungen mit meinen eigenen Bewertungen auf Wettbewerbsausstellungen gemacht. Trotzdem ist das Ausstellungswesen mit seinen „HEUTIGEN“ Bewertungen an einem Scheideweg angekommen. Es gibt heute teilweise, nicht hinnehmbare Tendenzen. Dies war aber auch schon vor vierzig Jahren so.

                  Am Anfang meiner Aussteller-„Laufbahn“ wurde mir als Jugendlichem eingebläut:

                  „In Ländersammlungen haben keine Belege, sprich Briefe, etwas zu suchen“.

                  Das heißt, man/frau legte in den Sechzigern Jahren Ausstellungsregeln fest, die heute mehr als überholt sind und das ist auch der Knackpunkt zu HEUTE. Wie kann deshalb HEUTE ein Juror (in Folge nenne ich Juroren, ob Mann oder Frau Juror o. Juroren ohne Geschlechtsbezeichnung) sagen:

                  „Das ist RICHTIG oder das ist FALSCH“.

                  Das ist der erste große MERKPUNKT Nr. 1 in meinen Ausführungen.

                  Was darf oder kann ein Juror nur sagen: „Das ist VORTEILHAFT oder NICHT“. Leichtfertige Äußerungen gegenüber Aussteller/innen sind Gift und Verderben die Moral und sind leider nicht dazu geeignet, eine Ausstellungs- „EUPOHRIE“ bei den Menschen zu erreichen.

                  Wenn ich persönlich auf alle „Guten“ Ratschläge der Juroren in dieser Zeit gehört hätte, nie wäre ich so weit gekommen wie ich heute bin. Ich wäre sicherlich verzweifelt am „Nachlaufen“ der jeweiligen Meinungen, Ratschläge und der jeweiligen „jetzt aber die beste Ausstellungsordnung“ die es je gab.

                  Ich hatte in all den Jahren ein Motto: „Ich bin so gut, dass man/frau an mir nicht vorbei kommt“. Natürlich habe ich alle GUTEN und KONSTRUKTIVEN Ratschläge dankbar mit aufgenommen, die mich im Ausstellungswesen und im Aufbau meiner Sammlung weitergebracht haben. Aber nicht gefestigte Aussteller/innen haben zu allen Zeiten an „UNVERSTÄNDLICHEN“ Urteilen schwer zu knappern gehabt.

                  Deshalb möchte ich auch an dieser Stelle freimütig bekennen, es gibt leider auch viele Aussteller/innen die „UNBELEHRBAR“ und für keinen, auch noch so gut gemeinten „RATSCHLAG OFFEN“ sind. So gibt es unter Ausstellern und Juroren leider sehr viele schwarze „SCHAFE“ dieser Sorte nach den Motto:

                  „Mir braucht keiner was zu sagen, ich weiß alles und das auch noch besser“.

                  Von diesen UNBELEHRBAREN will ich hier auch nicht sprechen. Ich möchte mit den nachfolgenden Anmerkungen und Ideen die Ansprechen deren erklärter Wille es ist, im Ausstellungswesen die Philatelie weiter zu entwickeln und sie POPULÄR und nicht ELITÄR zu gestalten.

                  (Ich merke gerade, ich muss mich kürzer fassen, sonst platzt das Forum noch aus seinen Nähten.)

                  Der zweite, mir wichtig erscheinende MERKPUNKT Nr. 2 ist die Forderung, Ausstellungsordnungen und Regeln nur gemeinsam, nämlich mit Aussteller/innen und Juroren, zu erarbeiten. Nach Regeln, die aber nicht die Kreativität der jetzigen und zukünftigen Aussteller/innen in „VORHINEIN“ einschränken sondern fördern und auch neue Wege zur Darstellung der Philatelie offen lassen. Nicht die Frage nach FORMALIEN, wie zum Beispiel hier in einem Beitrag des Forums schon erwähnten „besseren“ Ausfüllen des Anmeldungsbogens dürfen Maszstab sein zur Beurteilung der Sammlung, sondern nur die dargestellte Philatelie in der ausgestellten Sammlung.

                  Wer sagt, „IHRE EIGENE FORSCHUNG“ muss mehr im Anmeldungsbogen herausgestellt werden, offenbart als Juror sein Versagen beim „EIGENEN“ Erkennen der gezeigten Forschung in der ausgestellten Sammlung. Dazu gehört das falsche ÜBERBEWERTEN einer Gliederung genauso wie die genaue Kenntnis der schon erhaltenen Vorprämierungen einer Sammlung. Wer großartige, philatelistische Sammlungen, auch in der Thematik nicht als Juror ohne „VORANMELDUNG“ erkennt, der soll sich aus dem Juroren-„AMT“ verabschieden.

                  Und hier beginnt der MERKPUNKT Nr. 3:

                  Die Regeln müssen so VERSTÄNDLICH und einleuchtend für jedermann/frau erarbeitet sein, damit es keine Missverständnisse und auch keine bewussten VERZEHRUNGEN in der Auslegung geben kann und darf.

                  Was heißt das im Konkreten: Das heißt: „eine „Ausstellungsautobahn“ mit vielen Spuren, wo es „Langsamfahrer und auch Raser“ geben kann“. Ich möchte damit ausdrücken, dass zum Beispiel das schlimme Wort: „In Ihrer Sammlung fehlt noch dies und das“ endlich aufhört. Es gibt in jeder Ausstellungsform, ob Rang 3 oder International bei jeder Sammlung, wenn man/frau es nur „NEGATIV“ Betrachtet, bei denen natürlich immer noch etwas „ANGEBLICH“ fehlt. Aber was fehlt denn noch, wenn er das Sammelgebiet sauber und PUBLIKUMSFREUNDLICH aufbereitet hat.

                  Muss oder darf man/frau Sammlungen vergleichen. Nein, auch Sammlungen darf man/frau nie untereinander vergleichen. Jede Sammlung muss für sich aus betrachtet werden. Auch ist die TRENNUNG in „VOR 1945 und NACH 1945“ mir zu willkürlich. Warum macht man/frau keine Trennung in „VOR 1900 und NACH 1900“, also „wirklich“ in KLASSIK und MODERN. Ebenso spielt hier auch hinein, wie viel Vormarkenzeit oder auch nicht. Wie kann man/frau z.B. Thurn und Taxis mit dem Norddeutschen Postbezirk (NDP) vergleichen. Somit sind wir wieder bei der UNVERGLEICHLICHKEIT von Sammlungen.

                  Und noch ein „BÖSES“ Wort dazu: „Auch eine Sammlung eines Juroren oder eines Professors sollte auch nur den gleichen Stellenwert haben wie die Sammlung von Hinz und Kunz“.

                  BEVORZUGUNGEN SIND ZU UNTERLASSEN. (Leider gibt es da sehr krasse Beispiele, die ich hier nicht weiter ausbreiten möchte).

                  Dies würde nicht passieren, wenn man/frau, und das ist der MERKPUNKT Nr. 4, mehr und intensiver, nämlich die Aussteller/innen und Juroren mit einander sprechen würden. Nur in der so genannten sonntäglichen „Jurorenbeschimpfungsstunde“ das ist zu wenig und zu spät. Ich sage und fordere seit Jahren, sprecht als Juroren früher mit den Aussteller/innen. Gebt Hilfen zur besseren Gestaltung und Aufbau von Sammlungen. Das gilt natürlich auch für Aussteller/innen untereinander. Ich meine hier nicht durch „GUTE“ Gliederung zur Uniformität vergewaltigte Sammlungen, sondern helft mit an der NEUFINDUNG von PUBLIKUMSFREUNDLICHEN Ausstellungsformen und Präsentation von Sammlungen.

                  Die Arge Thurn und Taxis hatte als Arbeitsgemeinschaft mit ihrer Jubiläumsausstellung 2002 in Regensburg schon ein Beispiel gegeben. Solch eine Rahmengestaltung ist aber für einen Einzelaussteller nicht mach- und finanzierbar. Ich meine hier, überladene Albumblätter dürfen zukünftig nicht das Maß aller Dinge sein, sondern, siehe meine Werbeschausammlung „Spaziergang durch Thurn und Taxis“ sollte auf der NAJUBRIA in Oberhausen 2003 dazu ein Denkanstoß sein.

                  Mein Motto ist hier: „WENIGER ZEIGEN IST MEHR“.

                  Dazu gehört auch der MERKPUNKT Nr. 5. Juroren sollten und müssen sich auch mehr in die öffentliche Diskussion um neue Formen der Präsentation und Werbemöglichkeiten für unser Hobby PHILATELIE einbringen. Ich hätte mir z.B. gewünscht, nach der großartigen Ausstellung IBRA vom 27. April bis zum 4. Mai 1999 in Nürnberg, einmal von den Juroren zu erfahren, welche positiven Rückschlüsse sie auf die Werbewirksamkeit und auf die Gestaltung von Sammlungen zu sagen gehabt hätten.

                  Ich habe mir dort, in Nürnberg, z.B. die Sammlungen aller deutscher GRANDPRIX Gewinner angeschaut. Ich als „Jugend“ Grand Prix- Gewinner von 1969, JUVENTUS 69 in Luxemburg, war natürlich nicht eingeladen worden. Das lies sich verschmerzen, habe aber trotzdem auch in diesen HOCHKARÄTISCHEN Sammlungen Schwachpunkte ausgemacht. Man/frau sieht auch hier, wenn man/frau mit bösartigen Augen eines Juroren hier schaut, kann man/frau überall Kritik und Schmähkritik ausüben. So etwas hilft uns aber nicht weiter. Deshalb sind viele Gespräche und ein AUFEINANDER zugehen wichtig.

                  Das ist auch schon mein MERKPUNKT Nr. 6. Bei einer „ungesunden“ Gegnerschaft, besser Feindschaft genannt, zwischen Juroren und Aussteller/innen verliert jeder. Man/frau sollte sich jederzeit vor Augen halten: „Juroren brauchen Aussteller/innen, Aussteller/innen brauchen keine Juroren“, siehe dazu das Beispiel der OFFENEN KLASSE. Hier bewerten meistens die Besucher einer Ausstellung die Objekte. Und das oft nicht schlecht.

                  Wir, die Juroren und die Aussteller/innen benötigen aber Vereine die mit viel Elan und unbezahlten Helfer/innen daran gehen uns die Blattform in Form einer Ausstellung zu bieten um unsere Sammlungen zu zeigen. Hieraus erwächst nicht nur durch die Aussteller/innen sondern ganz besonders eine große Verantwortung auf die Juroren mit positiven Bewertungen zu glänzen und nicht die Rückgrade der Aussteller/innen zu brechen in VERANTWORTUNGSLOSER Selbstüberschätzung und Überheblichkeit und in bodenloser Dummheit das Regelwerk und die Formalien gegen die Ausstellenden zu einer Waffe werden zu lassen.

                  Wer so SELBSTHERRLICH handelt muss sich fragen lassen „WEM NUTZT DAS“?

                  Ich möchte mich deshalb auch von dieser Stelle mal bei den vielen Helfern und Helferinnen bedanken, die es mir persönlich seit 38 Jahren ermöglicht haben, meine Sammlung zu zeigen und um schöne Ausstellungs-Erfolge im In- und Ausland einfahren zu können. Hiermit möchte ich ein HERZLICHES DANKESCHÖN an Euch alle sagen. Ich hoffe es gibt auch BEIFALL von allen FORUMSTEILNEHMERN. Viele die auf Ausstellungen und anderen Veranstaltungen geholfen haben, leben leider nicht mehr. Aber in meinem Herzen ist für Euch immer ein schöner Erinnerungsplatz sicher.

                  Nun komme ich zu meinem letzten (!) MERKPUNKT Nr. 7.

                  Den möchte ich so umschreiben: „Wir brauchen Sie ( Juroren) und Sie brauchen uns (die Aussteller/innen)“. Unser beider Arbeit trägt entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg einer Ausstellung bei. Entscheidend ist immer deshalb, weil viele „kleine“ Sammler und Sammlerinnen in den Vereinen arbeiten und der entscheidende Faktor des Erfolges sind den Gedanken der Philatelie in Deutschland und der Welt zu verbreiten. Ihnen allen, die oft oder nie Ausstellen sind wir auch mit unserer Arbeit VERPFLICHTET.

                  Unsere Ausstellungsbedingungen sind nicht von Gott oder dem Bundeskanzler gemacht, wir bestimmen selbst die Musik die spielt. Wollen wir langsamen Walzer oder schnellen Rock, oder was wollen wir? Nur wir selbst sind es, die dafür sorgen, ob unser schönes Hobby einmal wieder zum „Volkssport“ wird, oder als „NISCHEN“ Hobby langsam aber sicher untergeht. Deshalb ist es heute mehr den je wichtig, gemeinsam von einander zu lernen und uns nicht in BESSERWISSERISCHER Manier zu geben.

                  Denn in ein paar Jahren sehen wir ohne neue Leute noch älter aus als heute.

                  Bodo

                  PS: Das sind alles nur sehr kurze Denkanstösse von mir. Es gibt zu diesem Thema noch viel mehr zu diskutieren, aber das würde sicherlich hier den Rahmen sprengen. Und ich wollte auch alle beleidigenden Äußerungen, gegen wen auch immer hier weglassen.

                  Trotzdem möchte ich in diesen Schlusssatz noch mal alle Juroren eindringlich BITTEN, bedenkt bei allen Euren Entscheidungen, jeder Aussteller soll auch nach der Wertung durch Euch noch mit Freude nach Hause gehen und nicht Montags nach der Ausstellung vor Wut seine Sammlung zu Markte tragen.

                  Ich wünsche uns allen immer POSITIV DENKENDE MENSCHEN auch und gerade bei uns Philatelisten und Philatelistinnen.
                  Zuletzt geändert von Gast; 12.06.2004, 20:04.

                  Kommentar

                  • Rainer Fuchs
                    Weltenbürger
                    • 02.06.2004
                    • 3776

                    #10
                    Eine in meinen Augen absolut seriöse Analyse der ich nichts hinzufügen kann. Gratulation!!!!
                    Mitglied bei:
                    BDPh, DASV, APS, RPSL (FRSPL), SG-Lateinamerika, India Study Circle, FG Indien, AROS, NTPSC, ONEPS, COPAPHIL etc...

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                    Kommentar

                    • Wolf Heß
                      Registrierter Benutzer
                      • 06.07.2003
                      • 269

                      #11
                      Ein wirklich heißes Thema?

                      Ich habe mich über die Ausführungen von Herrn B. A. von Kutzleben gefreut, denn das Wort eines Mannes mit 38-jähriger Erfahrung im Ausstellungswesen hat Gewicht und verdient Respekt. Ob dies Thema aber wirklich so "heiß und aufwühlend" ist, möchte ich nicht unbedingt bestätigen, da lediglich 5 % der Mitglieder des BDPh überhaupt ausstellen. Für mich gibt es weitaus "heißere" Themen im Bereich des BDPh!
                      Da ich wohl der einzige Preisrichter unter den registrierten Forumteilnehmern zu sein scheine, nehme ich einfach einmal an, dass von mir nun auch ein "Statement" zu den "Merkpunkten" erwartet wird. Allerdings klingt mir das Wort "Merkpunkt" in der Tendenz zu erzieherisch und ich würde meinerseits einen Ausdruck wie z. B. "Vorschlag" bevorzugen.

                      zu Vorschlag 1:

                      Diese Anregung kann ich nur vorbehaltlos unterstützen. Die "verbale" und non verbale" Kommunikation bedarf der weiteren Verbesserung, allerdings, von beiden Seiten - den Preisrichtern und den Ausstellern.

                      zu Vorschlag 2:

                      Wir unterliegen als Mitglied in der FIP den von dort vorgegebenen Regelwerken. Daher ist ein gemeinsames Erarbeiten von Ausstellungsordnungen nur in sehr beschränktem Maße möglich, wenn überhaupt.

                      Die Vorschläge 3, 4 und 5 fallen ebenfalls unter diese Rubrik. Die "Büros" für jede Ausstellungskategorie innerhalb der FIP legen die Ausstellungsausführungen/bestimmungen vor, an die wir uns wegen der Vergleichbarkeit von Exponaten international zu halten haben.
                      Ohne Frage dürfte es aber keine Bevorzugungen, welcher Art auch immer, bei der Bewertung von Exponaten geben!

                      Ansätze für eine publikumsfreundlichere Präsentation sind vorhanden, doch leider noch nicht im ausreichenden Maße. So hat z. B. das "Büro" für Postgeschichte die Anregung gegeben, dass ein Exponat zu einem gewissen Prozentsatz auch Abbildungen (Karten, Bilder) enthalten darf/soll, was bislang über viele Jahre verpönt gewesen ist. Zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
                      Auch haben z. B. das "Consilium Philatelicum" und der DASV Seminarreihen gestartet, die zu einer Verbesserung des Verständnisses zwischen Aussteller und Juror führen sollen. Diese Angebote werden sehr gut angenommen und ich denke/hoffe, dass in Kürze "eine entsprechende Ernte eingefahren" werden kann.

                      zu Vorschlag 6 und 7:

                      Menschliche Unzulänglichkeiten werden niemals zur Gänze ausgeklammert werden können. Sie sollten zwar nicht vorhanden sein, trotzdem treten sie leider immer wieder in Erscheinung. Hier hat der Einzelne an sich zu arbeiten, sein EGO, sich selbst auf einen "Splitter" in einem Mosaik zurückzunehmen.
                      Bei allem noch so positiven Denken würden leider aber trotzdem nicht alle Aussteller mit Freude nach Hause zurückkehren. Es ist und bleibt ein Wettbewerb, der nicht nur zufriedene Gesichter zurücklassen kann. Der psychologische Hintergrund eines Ausstellers wurde von Herrn Massen bereits ausführlich zur Darstellung gebracht.

                      Auch ich könnte noch weitaus mehr ins Detail gehen, möchte es aber bewusst bei einer gewissen Sachlichkeit belassen. Etwas mehr Gelassenheit auf beiden Seiten dürfte das geeignete Rezept sein - denn für uns ist und bleibt die PHILATELIE die schönste Nebensache der Welt!

                      MfG

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