Postfrisch oder Ungebraucht - Attestexegese

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  • Alexander Schonath
    Registrierter Benutzer
    • 14.12.2004
    • 865

    #31
    Dr. Dub war 88 Jahre alt als er seine Tätigkeit als BPP-Prüfer im Jahr 1971 aufgegeben hatte. Danach prüfte er noch 3 Jahre als „freier Prüfer”.
    Wegen Fehlprüfungen, ihm damals nicht bekannte Forschungsergebnisse sowie Fälschungen seines Prüfzeichens lassen an der Echtheit der signierten Marken zweifeln.
    Eine ehemalige BPP-Prüferin soll „Gefälligkeitsprüfungen” vorgenommen haben.
    Mal hier klicken: Heilbronner Philatelisten-Verein e.V.

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    • Michael Lenke
      Administrator
      • 28.01.2006
      • 6915

      #32
      Ich habe den Eindruck, als wenn Altprüfungen gern durch BPSB-Atteste bestätigt werden - man kann ja eigentlich nichts falsch machen. Es tut sich m.E. aber ein Grundproblem des Prüfwesens auf - neue Erkenntnisse bringen neue Ergebnisse. Wenn sich dann noch die Prüfer in den Haaren liegen, dann haben es die Sammler schwer. Bestenfalls erstreckt sich der Dissens auf abweichende Positionen die Echtheit nicht in Frage zu stellen, schwerer wird es bei grundsätzlich abweichenden Ansichten. Es hilft einem Sammler nicht ganz so viel, wenn nach x+30 Jahren gesagt wird, dass das damals teure Stück mittlerweile nicht mehr State of the art ist, aber leider niemand mehr verantwortlich ist.

      Aleks
      Wehr fähler findet, daf si behaltn.
      Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
      Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

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      • Alexander Schonath
        Registrierter Benutzer
        • 14.12.2004
        • 865

        #33
        Wenn man es ganz genau nimmt, so sind Prüfsignaturen nach Beendigung der Prüftätigkeit, spätestens aber nach dem Ableben des Prüfers wertlos, wenn es für das betreffende Sammelgebiet keinen Prüfer gibt.

        Nachtrag zu meinem vorherigen Beitrag: Als Schüler hatte ich in einem Briefmarkengeschäft gearbeitet. Der Inhaber zeigte mir eines Tages, eine ganze Menge Berliner Schwarz- und Rotaufdrucke, die er günstig hatte kaufen können. Alle trugen das Prüfzeichen „DrDub”. Später stellte sich heraus, daß dieser Markenposten gefälscht war, der Briefmarkenhändler dies aber gewußt hatte.

        Ich weiß nicht, ob es dieser Prüfer war, aber es gibt eine Geschichte von einem Prüfer mit einer Blasenschwäche. Dieser mußte dann während seiner Prüftätigkeit immer wieder ein bestimmtes Örtchen aufsuchen. So gab es dann Personen, die dies ausgenützt hatten. Sie brachten neben Prüfstücke auch ein paar Fläschchen Wein mit, die dann mit dem Prüfer getrunken wurde. Dieser mußte dann immer wieder das stille Örtchen aufsuchen. Während seiner Abwesenheit bedienten sich die Besucher des Prüfstempels und signierten ebenfalls mitgebrachte aber gefälschte Briefmarken als echt.
        Mal hier klicken: Heilbronner Philatelisten-Verein e.V.

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        • Kontrollratjunkie
          Deutschland 1933 - 1949
          • 02.01.2007
          • 1267

          #34
          Zitat von Alexander Schonath

          Ich weiß nicht, ob es dieser Prüfer war, aber es gibt eine Geschichte von einem Prüfer mit einer Blasenschwäche. Dieser mußte dann während seiner Prüftätigkeit immer wieder ein bestimmtes Örtchen aufsuchen. So gab es dann Personen, die dies ausgenützt hatten. Sie brachten neben Prüfstücke auch ein paar Fläschchen Wein mit, die dann mit dem Prüfer getrunken wurde. Dieser mußte dann immer wieder das stille Örtchen aufsuchen. Während seiner Abwesenheit bedienten sich die Besucher des Prüfstempels und signierten ebenfalls mitgebrachte aber gefälschte Briefmarken als echt.
          Wenn ich mich richtig erinnere, wurde seinerzeit diese Geschichte über den in Berlin ansässigen Prüfer Richter erzählt.
          Sollte ich falsch liegen, bitte nicht gleich aufknüpfen....

          Gruß
          KJ

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          • Lars Böttger
            www.arge-belux.de
            • 07.08.2003
            • 8417

            #35
            @kj:

            Richter/Berlin ist auch mein Kenntnisstand. Ich kannte nur die Anekdote mit dem Wein nicht. Er hat m.W. als Universalprüfer gearbeitet und war auch auf Tauschtagen tätig. Dort soll es zum Missbrauch des Prüfstempels gekommen sein. Das Prüfzeichen ist damit nachhaltig entwertet. Es findet sich u.a. auf luxemburger Dienstmarken, die später als "Aufdruck falsch" signiert wurden.

            Beste Sammlergrüsse!

            Lars
            www.bdph.de und www.arge-belux.de

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            • Kontrollratjunkie
              Deutschland 1933 - 1949
              • 02.01.2007
              • 1267

              #36
              Hallo Lars,

              da bin ich aber froh, dass die wenigen der Hitze entronnenen grauen Zellen noch funktionieren.

              Ich kenne die Variante, nach der große Händler im Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit Material für die Besatzungssoldaten
              zusammengekauft haben und dann zusammen mit den Verkäufern zu Herrn Richter gefahren sind.
              Er hat dann sofort an Ort uind Stelle die Marken geprüft und signiert.
              M.E. ist sein Zeichen nicht per se als schlecht einzustufen, er soll ein großer Kenner gewesen sein.
              Der Mißbrauch hat sein Ansehen natürlich mächtig beschädigt.

              Gruß
              KJ

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              • Alexander Schonath
                Registrierter Benutzer
                • 14.12.2004
                • 865

                #37
                Zitat von Kontrollratjunkie
                Wenn ich mich richtig erinnere, wurde seinerzeit diese Geschichte über den in Berlin ansässigen Prüfer Richter erzählt.
                Sollte ich falsch liegen, bitte nicht gleich aufknüpfen....

                Gruß
                KJ
                Richtig! Es war ein Prüfer aus Berlin. Habe ich verwechselt.
                Aufgeknüpft wird hier niemand.
                Mal hier klicken: Heilbronner Philatelisten-Verein e.V.

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                • Kontrollratjunkie
                  Deutschland 1933 - 1949
                  • 02.01.2007
                  • 1267

                  #38
                  Zitat von Alexander Schonath
                  Aufgeknüpft wird hier niemand.

                  Bist Du sicher ?
                  Während meiner Zugehörigkeit zum Forum waren manche aber schon kurz davor.......

                  Gruß
                  KJ

                  Kommentar

                  • PHILALEX
                    Registrierter Benutzer
                    • 29.09.2008
                    • 48

                    #39
                    Hier mal ein interessantes Belegstück über Prüfungen (Richter, Ströh BPP und BPSB): Sachsen Mi-Nr. 68Y

                    Kommentar

                    • Holzland-Sammler
                      Registrierter Benutzer
                      • 20.11.2007
                      • 875

                      #40
                      "Zeitnahe Prüfung" bei 2 Prüfern

                      Hat jemand schon einmal die Erstellungdaten der beiden Atteste verglichen:

                      02. Juni 2005 und 15. Juni 2005

                      Alles ein zu bißchen nahe, oder irre ich da? Sind es etwa 2 verschiedene Marken?
                      Zuletzt geändert von Holzland-Sammler; 10.07.2010, 16:15.
                      Wer sich von Brief- oder Fiskal-Marken bzw. Vorausentwertungen der USA trennen - oder seinen Bestand vervollständigen - möchte, kann mich per PN kontaktieren.

                      Holzland-Sammler

                      Kommentar

                      • Wolf
                        Registrierter Benutzer
                        • 08.01.2010
                        • 137

                        #41
                        Ist doch ganz offensichtlich !

                        Erst hat Herr Ströh das den Tatsachen entsprechende Attest ausgestellt,

                        Das hätte allerdings den Verkaufserlös stark gemindert !

                        Deshalb ab nach Basel.

                        Oh Wunder jetzt ist die Marke ja mit Orginalgummi !

                        Hätte Herr Ströh die Attestierung bis zum Entfernen des Gummis abgelehnt, wäre nur noch eine nochmalige Neugummierung für den Besitzer in Frage gekommen. Aber das hätte die Attestierung durch PSB nur etwas verzögert.

                        Deutschland gewinnt 3 : 0

                        Kommentar

                        • Christian E. Geigle
                          BPP-Mitglied
                          • 23.02.2005
                          • 221

                          #42
                          Ausweislich der Attestnummerierung ist das die erste SBZ 68 Y, die Herr Eichele begutachtet hat. Was will man dann erwarten... Es ist das altbekannte Problem der selbsternannten "Generalprüfer", daß sie mangels Vergleichsmaterial, Registratur und spezifischer Prüferfahrung eine zu hohe Fehlerquote haben. Es ist auch niemand da, der diese "Basics" kontrolliert und damit die Qualifikation für die Gutachtertätigkeit bestätigt und überprüft.

                          Man könnte auch noch ganz andere Gedanken entwickeln, aber das wird von den Betroffenen regelmäßig mit schweren juristischen Geschützen verhindert. So bleibt es dem Einzelnen überlassen, sich zu überlegen, was wohl den Prüfkunden veranlaßt haben könnte, dreizehn Tage nach der negativen Prüfung durch den weltweit anerkannten Spezialprüfer für SBZ, Bodo Ströh, ein zweites Gutachten mit einem scheinbar "besseren" Ergebnis einzuholen und dafür erneut zu bezahlen.

                          In diesem Zusammenhang würde ich gerne wissen, ob irgendjemand einmal so etwas wie AGB´s, Prüf- oder Vergütungsordnung der "Prüfstelle Basel" gesehen hat. Für eine Übermittlung wäre ich dankbar. Ich konnte trotz aufwändiger Recherche bisher nichts finden.

                          CEG, neugierig.

                          Kommentar

                          • Christian E. Geigle
                            BPP-Mitglied
                            • 23.02.2005
                            • 221

                            #43
                            Zitat von saeckingen

                            Wurden die von Dir als Fälschungen erkannten Stücke zurückgezogen oder ansonsten sogar beboten?
                            Nach meinem Kenntnisstand wurde der Urdrucksatz nach meiner Intervention zurückgezogen. Warum er bei Philasearch noch zu sehen ist, weiß ich nicht. Er wird aber bestimmt irgendwo wieder auftauchen. Erst wenn er bei mir einläuft, hat sein letztes Stündlein geschlagen.

                            Kommentar

                            • Rainer Fuchs
                              Weltenbürger
                              • 02.06.2004
                              • 3776

                              #44
                              Zitat von Christian E. Geigle
                              Warum er bei Philasearch noch zu sehen ist, weiß ich nicht.
                              Kann mir vorstellen das die Auktionshäuser die Daten komplett in einem Rutsch bei Philasearch anliefern, spätere Updates, Löschungen etc. werden nicht mehr übermittelt.
                              Zuletzt geändert von Rainer Fuchs; 10.07.2010, 17:05.
                              Mitglied bei:
                              BDPh, DASV, APS, RPSL (FRSPL), SG-Lateinamerika, India Study Circle, FG Indien, AROS, NTPSC, ONEPS, COPAPHIL etc...

                              Sammelgebiete:

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                              • Christian E. Geigle
                                BPP-Mitglied
                                • 23.02.2005
                                • 221

                                #45
                                Zitat von Aleks

                                Die Prüfung des Saarsatzes ist ja keine Erstprüfung. Was ist von den anderen Prüfungen zu halten?
                                Hier müssen wir differenzieren. Wenn ein Stück einem Prüfer zum ersten Mal vorgelegt wird, so handelt es sich für diesen Prüfer stets um eine Erstprüfung. Vorhandene Prüfzeichen, Signaturen oder auch frühere, schriftliche Prüfbefunde spielen zunächst überhaupt keine Rolle.

                                Warum?

                                Eine aktuelle Prüfung basiert auf dem heutigen Stand des Fachwissens. Altprüfungen oder -signaturen dürfen den Prüfprozess auf keinen Fall beeinflussen. Außerdem können alte Prüfzeichen gefälscht sein. Wer Aufdrucke oder Stempel fälscht, fälscht selbstverständlich die passenden Prüfzeichen gleich mit. Am besten noch solche verstorbener Prüfer, denn die können sich nicht mehr dagegen wehren und z. B. eine Strafanzeige wegen Urkundenfälschung erstatten.

                                Wird ein Stück demselben Prüfer zu einem späteren Zeitpunkt erneut vorgelegt, etwa um ein aktuelles Attest (wegen der Qualitätsbeschreibung) zu erhalten, handelt es sich nicht mehr um eine Erstprüfung. Gleichwohl muß der gesamte Prüfprozess erneut durchgezogen werden, um zu einem aktuellen, das alte Prüfergebnis bestätigende oder auch zu einem abweichenden Ergebnis zu kommen. Beispiel: Ein postfrischer Posthornsatz kann nach Jahren Qualitätsmängel aufweisen (Gummifehler, Fingerabdrücke, Knicke, Stockflecken usw.). Dann gibt´s kein neues Attest "einwandfrei" mehr.

                                Ich kann nur immer wieder raten, sich nicht auf irgendwelche Signaturen vermeintlicher Altmeister zu verlassen. Wurde dessen Prüfzeichen gefälscht (s. o.), ist der gutgläubige Käufer der Dumme. Ein aktuelles Attest, nach Möglichkeit und Verfügbarkeit von einem BPP-Mitglied, ist bei teuren Stücken unerlässlich. Wird man dadurch nur in jedem zehnten Fall vor einem Fehlkauf bewahrt, sind die Prüfkosten immer noch geringer als der drohende finanzielle Verlust. (Aus Erfahrung glaube ich aber, daß der vielzitierte "Normalsammler" eine höhere "Fehlkaufquote" hat. Irgendwo muß das viele Material ja verschwinden, das man tagtäglich sieht und am besten schnell wieder vergisst.)

                                CEG, der natürlich weiß, daß das viele nicht gerne hören wollen.

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