Merauke - Basis der Paradiesvogeljäger

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  • Rabaul
    Registrierter Benutzer
    • 26.11.2009
    • 190

    #1

    Merauke - Basis der Paradiesvogeljäger

    Im Jahre 1914 wurde im niederländischen Teil von Neuguinea die Jagd auf Paradiesvögel begonnen. Ausgangsbasis für die Jäger war der Ort Merauke, an der breiten Mündung des Maro-Flusses. Die tiefen Wälder beidseits des Flusses, der sich zu seinem Oberlauf hin plötzlich stark verengt, ist der Lebensraum des Paradiesvogels. Hier lebte aber auch das Naturvolk der Moejoe. Die Jagd fand dort wärend der Jahre 1914 bis 1926 statt. Im Oktober 1922 wurde die Vogeljagd in Südwest-Neuguinea verboten. Im Digoel- und Moejoe-Gebiet blieb die Jagd noch offen während der Monate April bis September. Auf Beschwerden der australischen Administration von Papua wurde die Jagd auch im Moejoe-Gebiet verboten, da Jäger vom niederländischen Territorium aus auch die Grenze in das australische Gebiet überschritten, um Vögel zu schießen. Wegen der geänderten Hutmode der Damen in Europa und der schlechteren Konjunktur ebenda und des daraus resultierenden Preisverfalls wurde die Jagd im Jahre 1928 ganz aufgegeben.

    Anfangs war die Vogeljagd durch hohe Preise, die man in Europa, China und Japan für die Bälge zahlte, für die Jäger sehr lukrativ gewesen. So zahlten z.B. die chinesischen Händler und Jäger einen Betrag von f 50 per Stück. Während dieser Zeit schwärmten die Jäger aus vom Maro zum Digoelfluß bis in‘s Moejoe-Gebiet. Die Jäger entstammten vielen Nationen: Chinesen, Japaner, Malayen, Indonesier, Australier; nur wenige Niederländer beteiligten sich an der Vogeljagd. Die meisten benutzten Merauke als Ausgangsbasis. Hier wurden die Bälge gelagert, das Geld deponiert und die Ausrüstung gekauft.

    Der Ort Merauke bestand damals aus vier Straßen und dem Sitz des niederländischen Verwaltungsbeamten und dessen Angestellten, zwanzig Europäerhäusern, mehreren Hotels, darunter auch chinesische Logierhäuser, einer Kirche, eine Niederlassung der KPM mit Bank, einer Internatsschule für niederländische Kinder, einer Krankenstation und dem Postamt, das 1902 eröffnet wurde und einen quadratischen Kastenstempel mit zentrischem Doppelkreis benutzte. Dieser heute sehr gesuchte Stempel trägt nur Ortsname und Datum – wie alle damaligen Poststempel von Niederländisch-Ostindien (wenngleich es auch anderorts verschiedene Stempelformen gab).
    Abb. 2 zeigt das Postkantor von Merauke. Die Aufnahme ist aus dem Jahr 1954-

    Die „Stadt“ lag am linken Ufer des Flusses, unweit seiner Mündung. Keine Verkehrslinie führte von hier aus weiter. Der KPM-Dampfer (Koninklijke Paketvaart Maatschappij) brachte einmal im Monat Post, Fracht und seltene Besucher. Während dieser Zeit erlebte Merauke seine hohe Zeit des Paradiesvogelhandels.

    Fast alle Hotels waren überfüllt mit Abenteurern vieler Nationalitäten, die als Paradiesvogeljäger ihr Glück versuchen wollten, und in ihrem Gefolge kamen Indonesier und Malayen. Alle wollten sie an den Paradiesvögeln verdienen, als Jäger, Aufkäufer, Händler oder durch Vermieten von Ausrüstungen und Gewehren an die Jäger, denen das notwendige Betriebskapital fehlte. Dies letztere Geschäft betrieben vor allem zahlreiche Chinesen.

    Die eigentlichen Eingeborenen des Landes, die Diggoel oder Moejoe spielten in Merauke keine Rolle. Sie verließen ihre Wälder nicht. Die ersten Unruhen mit den Eingeborenenstämmen wurden geflohenen Zwangsarbeitern aus Timor und den Chinesen zugeschrieben, die keine gute Moral als Händler an den Tag legten.

    Andere Jäger verstanden sich wieder gut mit den Einheimischen, gaben ihnen Reis und Tabak. Letztere erwarben sich sogar die Freundschaft des Naturvolkes, das ihnen dann bei der Jagd auf die Paradiesvögel half.

    Eine schwere Konfrontation mit den Einheimischen ereignete sich auf einem Nebenfluß des Maro, als Jäger mit einem flachen Sampan unterwegs waren. Die Moejoe‘s dachten einen großen Fisch zu sehen und schoßen ihre Pfeile darauf ab. Die Jäger legten am Ufer an und gaben den Eingeborenen kleine Geschenke. Diese freuten sich wie Kinder und schämten sich wegen ihrer Voreiligkeit. Die Moejoe stellten sich dann in den Dienst der Jäger. Die Verständigung war anfangs sehr schwierig und bestand fast nur aus Zeichensprache. Die Bezahlung war für einen Vogel ein Messer, für drei oder vier ein Haumesser oder ein Beil. Mit dieser Regelung wollte man den Konflikten zwischen den Eingeborenen und den Jägern und der Bevölkerung von Merauke eindämmen. Auch erklärten die Einheimischen, daß sie als Eigener des Waldes, in dem sich die Spiel-und Balzbäume der Paradiesvögel befanden, Anspruch auf eine Vergütung jedes geschossenen Exemplares hätten.

    Auch Malayen und Molukken befanden sich unter den Jägern. Sie arbeiteten meistens für Chinesen, lebten abseits von Merauke und hatten sich kleine Gärten angelegt. Nun kam es, daß Moejoes diese Gärten plünderten. Das Resultat war ein grausames Morden und Auffressen der getöteten Papuas. Diese Begebenheit führte zu einem erheblichen Mißtrauen gegenüber allen Paradiesvogeljägern. Mancher Pfeil schwirrte nun aus dem Urwalddickicht. Mit Geschenken, Diplomatie und Bestrafung der Übeltäter konnte die niederländische Behörde weitere Übergriffe verhindern.

    Offiziell war die Paradiesvogeljagd 1928 im niederländischen Teil von Neuguinea eingestellt worden. Obwohl die Absatzmöglichkeiten nun sehr gering waren, sollen anderen Niederschriften zufolge noch Abschüsse bis etwa 1935 stattgefunden haben. Der herrliche Paradiesvogel kam aber in Niederländisch-Neuguinea erst 1954 auf fünf Werten einer Freimarkenserie zu philatelistischen Ehren.

    Mehr über Niederländisch-Neuguinea / Irian Jaya und seine Briefmarken findet ihr in den Broschüren der www.briefmarken-gemeinschaft-neuguinea.de , die alle 2 Monate für die Mitglieder erscheinen.
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Rabaul; 13.03.2010, 06:28. Grund: Abb.2: Postamt Merauke 1952
  • Cophila
    Vereinsmitglied
    • 18.02.2008
    • 895

    #2
    Gibt es eigentlich moderne neuguineanische Briefmarken über die Dankbarkeit gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten?
    Mit freundlichen Grüßen

    Kommentar

    • Rabaul
      Registrierter Benutzer
      • 26.11.2009
      • 190

      #3
      Kolonialzeit als Markenmotiv

      Von Irian Jaya, dem heutigen West Papua und früheren Niederländisch-Neuguinea dürfen wir dies wohl nicht erwarten (siehe geschichtliche und politische Entwicklung).
      Papua Neuguinea hat da eher schon Versuche unternommen, auf die deutsche und australische Kolonialzeit und die Missionstätigkeit hinzuweisen. Jedoch dienen derartige Verbundenheits-Gefühle hauptsächlich dem Markenabsatz.
      Eine geplante Boluminski-Serie konnte nicht in die Tat umgesetzt werden, weil es der PNG-Post nicht möglich war, entsprechende Abbildungen und Informationsmaterial zu bekommen. Es gab allerdings auch keine Ausschreibung.

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