Stempel St. Augustin: echt?

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  • derchaot
    Registrierter Benutzer
    • 11.01.2013
    • 15

    #1

    Stempel St. Augustin: echt?

    Hallo zusammen,
    als neues Mitglied wende ich mich an die hier so zahlreich vertretenen Spezialisten. Beigefügte Stempel sehen ja wahrlich zerzaust aus, aber ich bilde mir ein, auf der Kartenrückseite entlang der Stempelkreise Erhöhungen ertasten zu können. Damit scheiden für mich Tuschkasten und Kinder-Stempelset aus. Kann es sich hierbei wirklich um echte Stempel handeln? Wenn ja, können Poststempel "brechen" und solche Abbilder produzieren?

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Name: Stempel St Augustin 1.jpg
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ID: 277709

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Name: Stempel St Augustin 2.jpg
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ID: 277710
  • Jörg
    Registrierter Benutzer
    • 11.08.2005
    • 484

    #2
    Alles ist vergänglich, auch Poststempel. Die können auch brechen - und im Laufe eines anstrengenden Einsatzlebens tun sie es auch.
    Die von Dir gezeigten Abschläge stammen auch aus einer Zeit, in der man sicherlich andere Sorgen hatte als gebrochene Stempel zu reparieren.

    Trotzdem sehen wir auf Deinem Bild höchstwahrscheinlich nicht Abschläge eines gebrochenen Stempelgerätes - sonst hätte ja zwischen den einzelnen Abschlägen jemand das unten links abgebrochene Teil wieder anbringen müssen und dabei gleichzeitig unten rechts für einen neuen Bruch sorgen müssen, der zu einer Überlappung von Kreisteilen geführt hätte. Das ist sicherlich nicht unmöglich, aber doch höchst unwahrscheinlich. Erstens hätte eine Reparatur zu einem besseren Ergebnis geführt und zweitens hätte man, da ja auf den ersten Stempelabschlägen Ort und Datum lesbar sind, vor einer Reparatur erst das Poststück fertig gestempelt - solche Reparaturen ziehen sich nämlich über eine gewisse Zeit hin; solange bleibt ein Poststück nicht einfach liegen.

    Was aber ist dann passiert?

    Wir sehen hier verkantete Abschläge.
    Zum einen Abschläge, bei denen sich ein bestimmter Teil des Stempelgerätes (dreimal Kreis unten links mit anschließenden Zeichen) nicht auf dem Abschlag abgedrückt hat.
    Zum anderen einen Abschlag, bei dem Teile des Kreises rechts unten so "verdreht" abgeschlagen wurden, dass der Kreis sich nicht schließt, sondern ansatzweise eine Spirale entsteht.
    Mögliche Ursachen:
    1. Es handelt sich um Papier, das eine Grobsendung (dicker Briefumschlag, Päckchen, ...) umhüllt hat - hier geben manche Stellen beim Stempeln mehr nach als andere; dadurch drücken sich Teile des Stempelgerätes besser ab als andere, manche unter Umständen auch gar nicht.
    2. Der stempelnde Mensch hatte eine besondere Handhaltung beim Stempeln und hat das Gerät sehr schräg zur Oberfläche der zu stempelnden Sendung geführt.
    3. Die Postsendung hat beim Stempeln "gefedert".
    4. Der stempelnde Mensch hat das Stempelgerät beim Stempeln leicht gedreht.
    5. Und wenn das Gerät dann auch noch ein Hammerstempel und kein Fauststempel war ...


    Also:
    (1) Stempelgeräte können brechen.
    (2) Die gezeigten Abschläge stammen nicht von einem gebrochenen Stempelgerät.
    (3) Ob echt oder nicht zeigen Vergleichsabschläge vom entsprechenden Stempelgerät aus der entsprechenden Zeit. Die nicht besonders schönen Abschläge sind erstmal ein Indiz für Echtheit - ein Fälscher hätte schließlich schöner fälschen können. Aber das könnte ein Fälscher eben auch mit Absicht einkalkuliert haben.

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    • derchaot
      Registrierter Benutzer
      • 11.01.2013
      • 15

      #3
      Danke Jörg! Mit Deinen Erklärungen hast Du mir sehr geholfen, ich wusste doch, dass ich in diesem Forum einiges dazulernen kann. Auch wenn Du die Abschläge für nicht besonders schön hälst, interessant sind sie auf jeden Fall, hinzu kommt (fast) portogerechte Zehnfachfrankierung (12,2 Pfg) und erste Briefkastenleerung 23.6.1948, also ein für mich höchst sammelwürdiger Beleg. Nochmals vielen Dank.
      derchaot

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      • Lars Böttger
        www.arge-belux.de
        • 07.08.2003
        • 8417

        #4
        Verkantet aber gleich ausgerichtet

        Ein Argument, dass tendenziell für die Echtheit des Beleges spricht, ist die gleiche Ausrichtung der Stempelabschläge. Wenn der Postbeamte Briefmarken auf einem Brief entwertet hat, dann bewegte er den Stempel immer gleich und die Abschläge neigen sich gleichförmig entweder zur rechten oder linken Seite. Wenn die Abschläge aber "kreuz und quer" gehen, dann ist erhöhte Vorsicht angebracht. So etwas ist nicht normal - kann aber auch mal passieren, wenn der Brief zwischen zwei Abschlägen verrutschte.

        Beste Sammlergrüsse!

        Lars
        www.bdph.de und www.arge-belux.de

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        • Jörg
          Registrierter Benutzer
          • 11.08.2005
          • 484

          #5
          @derchaot:
          Nur um das klarzustellen: für sammelwürdig halte ich den Beleg auch. Mit "schön" meinte ich einen ästhetisch ansprechenden Stempelabschlag. So ein idealer Stempelabschlag ist
          • komplett (also alle Stempelteile haben sich abgedrückt)
          • nicht zu fett
          • nicht zu schwach.
          • und wenn er dann auch noch aufrecht und zentrisch auf der Marke steht ...

          Wie immer im richtigen Leben muss man gegenüber dem Ideal oft Abstriche machen. Der reine Stempelsammler sucht den idealen Abschlag - der Zustand der Briefmarke darunter ist ihm fast egal.
          Als Portostufen-, Heimat- oder postgeschichtlicher Sammler geht man dann eher bei der Stempelqualität Komprisse ein. Zehnfachfrankatur gab es eben nicht so lange, also gibt es auch nicht so viele Belege, schon gar nicht so viele mit idealem Stempelabschlag. Und mancher Heimatsammler freut sich über den "Schönstempler" in seinem Ort - während ein anderer Heimatsammler eben damit leben muss, dass "seinem" Postler alles andere wichtig war als der Zustand seines Stempelgerätes und die Qualität seiner Abschläge.

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          • derchaot
            Registrierter Benutzer
            • 11.01.2013
            • 15

            #6
            @jörg:
            Dein Hinweis war von mir schon richtig verstanden, klar, dass Briefmarken-, Stempel-, Zeitzeugen-Sammler unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
            derchaot

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            • ottow
              Registrierter Benutzer
              • 07.03.2013
              • 1

              #7
              Stempel echt?

              So weit ich informiert bin, ist der Ort Sankt Augstin bei Siegburg eine Neugründung der 60-er Jahre. Daher frage ich mich, ob ein Stempelabdruck aus den 40-er Jahren echt sein kann. Ich erkenne dort "St. Augustin über Siegburg, a, 23.6.48-10".
              Mir kommt nur der Gedanke, ob vielleicht das Missionshaus der Steyler Missionare namens "St. Augustin" eine eigene Poststelle gehabt haben könnte. Vielleicht erklärt dies den Stempel. Im Übrigen wird beim Ortsnamen heute "Sankt" immer ausgeschrieben, nie abgekürzt.

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              • uli
                Registrierter Benutzer
                • 26.12.2006
                • 398

                #8
                Zitat von ottow
                So weit ich informiert bin, ist der Ort Sankt Augstin bei Siegburg eine Neugründung der 60-er Jahre. Daher frage ich mich, ob ein Stempelabdruck aus den 40-er Jahren echt sein kann.
                Korrekt, die Gemeinde ist erst 1969 entstanden und mit deiner Vermutung zum Missionshaus bist du nahe an der Lösung: Postalisch ist der Ort (der Name) schon seit 1921 existent, siehe z.B. http://www.25jahre.sankt-augustin.de/html/rund_ort.html
                Gruß
                Uli

                Suche Berlin, Bund, und Ideen für neue Sammelgebiete
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                Es gibt immer Marken, die man tauschen kann!

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                • derchaot
                  Registrierter Benutzer
                  • 11.01.2013
                  • 15

                  #9
                  Danke ottow und uli für Eure wertvollen Beiträge, sie haben mir zum weiteren Verständnis der so hochinteressanten Zeit 1945 - 1949 verholfen. Bei dieser Gelegenheit kam bei mir eine weitere Frage auf: Ich bin bislang davon ausgegangen, dass die Karte mit 122 RPfg. portogerecht frankiert war. Adressat war in Königswinter, gehörte dieser Ort evtl. zum (erweiterten) Ortsbereich von Siegburg (St. Augustin)?

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                  • uli
                    Registrierter Benutzer
                    • 26.12.2006
                    • 398

                    #10
                    Das weiss ich nicht, aber es würde mich nicht wundern, sind ja nur ein paar Kilometer bis dahin.
                    Gruß
                    Uli

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                    Sind in eurer Sammlung Bund-Marken mit Stempel aus Düsseldorf? Tausche gegen gleiche Marke mit mindestens gleichwertigem Stempelabschlag plus "Dankeschön" oder fehlende Marken!

                    Es gibt immer Marken, die man tauschen kann!

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                    • elmue
                      Registrierter Benutzer
                      • 08.07.2010
                      • 560

                      #11
                      Hallo derchaot,

                      wenn ich das Datum richtig entziffere, dann ist die Karte am 23.06.1948 entwertet worden. An diesem Tag durfte man noch, da die Währungsreform schon galt, die alten Briefmarken der Besatzungszeit zu einem Zehntel seines Nennwertes verbrauchen (siehe auch Zehnfachfrankaturen). Somit ergibt sich eine Frankatur von 0,122 DM. Im Fernverkehr galt bis einschl. 31.08.1948 für Postkarten im Fernverkehr der Tarif von 0,12 DM. Somit gehe ich davon aus, dass der Empfangsort schon in der Fernzone lag. Die Karte wäre dann (bis auf 0,002 DM) portogerecht frankiert. Die geringfügige Überfrankatur denke ich kann hier vernachlässigt werden.
                      Nebenbei bemerkt, sollte der Stempel aus der Bundespostzeit stammen, dann würde er mit Sicherheit anders aussehen. Es gab zu der Zeit schon sehr feste Bestimmungen, was im Stempel alles zu stehen hat und in welcher Schriftgröße. Außerdem sieht der Abdruck des Stempels so aus, als sei dieser stark beschädigt, welches weiterhin für die damalige Zeit spricht.

                      Beste Sammlergrüße


                      El Mü

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