Wertbrief mit Luftpost von Strassburg nach Chemnitz 1941

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  • muesli
    Registrierter Benutzer
    • 28.03.2011
    • 250

    #1

    Wertbrief mit Luftpost von Strassburg nach Chemnitz 1941

    Hallo Sammlerfreunde,

    Ich habe dieser Wertbrief von Strassburg/Elsass nach Chemnitz/Sachsen gekauft aber ich habe einige Fragen bei dieser Beleg.

    Sieht aus wie ein echt gelaufener Firmenbrief aber ist dieser Brief echt oder falsch ?

    Ist dieser (Wert)Brief portogerecht frankiert ?

    Was bedeuten die roten Streifen (Kreuz) am Brief (hinten die Briefmarken und Zetteln) ?

    Welcher Versanddatum hat dieser Brief ? Auf der linken unteren Stempel lese ich "Strassburg Ein Jahr frei" und 19.6.1 1941. Aber 19.6 ist unmöglich wegen der Hitler-Marken (Ausgabe 1. 8. 41). Der Ankunftsstempel Chemnitz könnte sein 29. 10. 41.
    Die Briefmarke mit Elsass-Ueberdruck ist mit ein verschiedener Stempel entwertet, aber auch unlesbar.

    Im Michel steht dass die Marken von Elsass, Lothringen und Luxemburg gültig waren in diesen drei Gebieten. Ist diese Mischfrankatur normal oder mit philatelistischem Zweck gemacht ?

    Eine Menge Fragen! Hoffentlich kann jemand mich weiterhelfen damit.
    Vielen Dank schon im voraus!

    Raf.
    Angehängte Dateien
  • Germaniaspezialist
    BDPh-Mitglied
    • 27.07.2008
    • 250

    #2
    Also, der Brief ist auf jeden Fall portorichtig, es sind 424 Pf. verklebt:

    24 Pf. Brief 2. Portostufe
    40 Pf. Zuschlag Eilbrief
    50 Pf. Wertbrief für die ersten 500,-- RM
    290 Pf. je 10 Pf. für weitere 500,-- RM (29x10 Pf.)
    20 Pf. Luftpostzuschlag
    Zusammen genau 424 Pf.
    Das Datum auf dem Ankunftsstempel lese ich nicht unbedingt als 29.10., das kann bei dem verrutschten Stempel auch der 20.05. o.ä. sein. Der 19.5.41 ist der Jahrestag der Kapitulation der Franzosen vor dem Dt. Reich, das erklärt den Sonderstempel.

    Ich halte den Brief mit meinem bescheidenen Wissen aus dieser Zeit für echt, philatelistisch beeinflusst, denke ich auch. Aber 15.000,-- RM war kein Pappenstiel damals, denn der Betrag übertraf das Grundgehalt eines Reichsministers (z.B. Albert Speer 6.000,-- RM) um ein vielfaches !!!

    Inwieweit der Erscheinungstermin der Dauerserienmarken Adolf Hitler mit dem 1.8.41 stimmt, das kann ich nicht beurteilen, aber es sei gesagt, dass so einige Ausgabetage des Deutschen Reiches nicht eindeutig belegt sind, bzw. es sind deutliche Frühverwendungen bekannt.

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    • Michael Lenke
      Administrator
      • 28.01.2006
      • 6915

      #3
      Was bedeuten die roten Streifen (Kreuz) am Brief (hinten die Briefmarken und Zetteln) ?
      Mit einem solchen Kreuz wurden Eilbriefe gekennzeichnet.
      ... auch etwas philatelistisch beeinflusst.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: goerlitz.jpg
Ansichten: 1
Größe: 82,8 KB
ID: 253574

      Aleks
      Wehr fähler findet, daf si behaltn.
      Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
      Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

      Kommentar

      • muesli
        Registrierter Benutzer
        • 28.03.2011
        • 250

        #4
        Hallo Aleks und Germaniaspezialist,

        Herzlichen Dank für diese schnelle und gründliche Antworte!
        Inzwischen habe ich auch etwas "gegoogelt" nach dieser Firma "Walter Prell" in Chemnitz. Ich habe irgendwo lesen können dass dieser Walter Prell sehr viele Belege "gemacht" hat. Er wird auf eine Stelle auch genannt als "genialer und phantasiereicher philatelistischem Belege-Manufaktur Walter Prell aus Chemnitz". Aber seine Belege sind immer portorichtig und echt gelaufen. Dass er auch Phantasie hatte wird bestätigt mit die 15.000 RM Briefinhalt. Wahrscheinlich war nichts drin.
        Und es muss noch mehrere solcher Philatelisten gegeben haben. Einer schreibt "Hätten diese Philatelisten nicht an bestimmte postalische Möglichkeiten gedacht, sich für diese begeistert und dafür gesorgt, daß diese auch realisiert werden, könnten wir heute bestimmte postgeschichtliche Sachverhalte überhaupt nicht rekonstruieren. Wo wäre die Kolonialphilatelie heute ohne die Belege der Gebrüder Senf, die Berliner Postgeschichte ohne die Postschnelldienstbriefe von Fritz Krug und eben auch einige andere Bereiche ohne den Erfindungs- und Kombinationsgeist von Leuten wie Prell oder Hennig?"
        Und bei Gert Müller habe ich in seine 70. Briefmarkenauktion, Februar 2012, auch so ein Wertbrief "Prell-Beleg" gefunden. Der Preis war nicht nix!

        Walter Prell (1890-196.) ist auch beschrieben im "who is who" der Philatelisten:

        P. sammelte hauptsächlich "Kuriositäten", z.B. Teilbarfrankaturen, Zonen-MiF, Ausgaben mit kurzer Gültigkeitsdauer; Sächsische Schwärzungen, Französische Zone, Währungsreform; er fertige mengenweise dazu - teils recht kuriose - Belege, die heute als "Prell-Belege" bekannt sind und vermutlich im Nachlass von seinen Erben (vielleicht in der ehemaligen FZ beheimatet, aus der auch Prell evtl. ursprünglich herkam) auf den Markt kamen. P. hielt häufig Vorträge zu allen möglichen Themen (von Klassik bis zur Motivphilatelie).

        Damit sind die meisten Fragen aufgeklärt. Vielen Dank und beste Sammlergrüsse,

        Raf.
        Zuletzt geändert von muesli; 11.06.2012, 17:05. Grund: Ergänzung

        Kommentar

        • gerhard.heinrich
          Registrierter Benutzer
          • 30.09.2006
          • 402

          #5
          Wertbrief Prell
          Prell produzierte von ca. 1936 bis in die frühe DDR-Zeit eine Unzahl von Briefen. Gemeinsam ist ihnen:
          1. Sie sind portogerecht frankiert.
          2. Sie sind gelaufen.
          "Bedarf" im strengen Sinn stellen sie jedoch nicht dar.
          Zu dem abgebildeten Straßburg-Brief besitze ich ein exaktes Gegenstück. Es hat die Nr. 078 auf dem Wertzettel. Daraus schließe ich, daß Prell mindestens 15 Briefe fabriziert hat. Einziger und für mich entscheidender Unterschied zu dem abgebildeten Brief: Mein Brief zeigt rechts den Ortswerbestempel von Straßburg mit Datum 19. 08.41-16 und einen klaren Ankunftsstempel von Chemnitz 1 vom 20.08.41, während der sog. Befreiungssonderstempel das Datum 19.06.41 trägt. Ich schließe daraus "messerscharf", daß der Brief am letzten Tag des Einsatzes des sog. Befreiungsstempels aufgegeben wurde, und der Ortswerbestempel rechts entweder versehentlich oder zur Dokumentation der späten Einlieferung abgeschlagen wurde. Ob man einen solchen Beleg, der damit eindeutige Mache ist, in seine Sammlung aufnimmt, ist Geschmackssache. Ich tat es bewußt, um die zweimonatige Verwendung mit feststehenden Datum zu zeigen. Zur Verwendung der Überdruckmarken von Luxemburg etc. kann auf die Bemerkung im MICHEL verwiesen werden.
          Reich rechnen würde ich mich mit diesem Brief nicht.

          Kommentar

          • muesli
            Registrierter Benutzer
            • 28.03.2011
            • 250

            #6
            Hallo gerhard.heinrich,

            Herzlichen Dank für deine Antwort!
            Damit wird jetzt deutlich dass auch dieser Brief am 19.8.41 abgesendet worden ist und nicht am 19.6.41.
            Für mich persönlich ist die Verwendung der verschiedenen Überdruckmarken in Strassburg interessant. Ich denke dass es nicht viele (oder keine ?) richtige Bedarfsbriefen mit diesen verschiedenen Marken gibt.

            Beste Sammlergrüsse,

            Raf.

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            • Tiro
              Registrierter Benutzer
              • 10.05.2018
              • 14

              #7
              Sorry, dass ich einen so alten Post wieder hochschiebe, aber es gibt zu dem Prell-Brief eine überaus wichtige Anmerkung.

              Der Brief stammt von einem bekannten und notorischen Belegemacher, der scheinbar recht gut mit Schalterbeamten auskam. Sicher ist dieser Brief portogerecht frankiert und trägt alle Merkmale einer echten Beförderung. Trotzdem ist er auf den ersten Blick dem Kundigen als Mache erkennbar:

              Es ist ein Wertbrief mit Luftpost.
              Das gab es nicht!

              Luftpostsendungen wurden ausnahmslos mit postfremden Beförderungsmitteln versendet, und es gab die grundsätzliche Vorschrift, dass Wertsendungen mit solchen Beförderungsmitteln (dazu zählen auch private Straßenposten, Schaffner der DRG/DB, Güterwagen der Bahn) nicht befördert werden durften. Im Postamtsdeutsch sagte man: "Diese Sendungen dürfen aus haftungsrechtlichen Gründen den Bereich der DRP/DBP nicht verlassen".

              Die fehlende Beförderung mit einem Flugzeug ist daran zu erkennen, dass kein Bestätigungsstempel einer Luftpostanstalt abgeschlagen ist. Übrigens ist das Jahr 1941 kein Kriterium, da der Luftpostdienst im "Großdeutschen Reich" erst im Jahre 1943 eingestellt wurde.

              Bei der Bewertung von Bedarfsbelegen ist ein wenig Studium der im fraglichen Zeitraum geltenden Dienstvorschriften recht hilfreich, schon ein Blick in die jeweils gültige Postordnung macht sehr viel Sinn. (In diesem Fall wäre z.B. W.Steven "Postbuch 1945-1992" empfehlenswert, weil er die Entwicklung seit 1932 und die Postordnung von 1929 bringt).

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