Deutsch-Neuguinea: Aus "Berlinhafen" wurde "Eitape"

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Rabaul
    Registrierter Benutzer
    • 26.11.2009
    • 190

    #1

    Deutsch-Neuguinea: Aus "Berlinhafen" wurde "Eitape"

    Der Ort liegt an der Nordküste der Hauptinsel von Neuguinea, etwa 90 km von der Grenze zu Westpapua (Irian Barat) entfernt. Heute wird der Ort "AITAPE" geschrieben. Zur deutschen Zeit hieß er zunächst "BERLINHAFEN". Doch kaum einer der Einheimischen konnte den Namen korrekt aussprechen, weswegen man wieder die ursprüngliche Bezeichnung "EITAPE" akzeptierte (mit "E" geschrieben). 1913 ankerte hier S.M.S. "Emden". 1914 befand sich eine melanesische Polizeitruppe unter deutschem Kommando dort. Der Name der "Dudemaininsel" ist auch schon fast vergessen. Sämtliche Poststempel werden beschrieben und abgebildet.

    Unvergessen dagegen ist der Postläuferdienst von Morobe nach Ioma! Als am Waria River Gold gefunden wurde, errichteten die Deutschen 1908 am Adolfhafen die Grenzstation Morobe, um eine Ausbeutung durch Glücksritter aus Britisch-Papua zu verhindern. Die neue Station lag nur 23 Meilen von der Papua-Grenze entfernt. Sehr seltene postalische Belege kommen zur Abbildung!

    Angehängte Dateien
  • gerhard.heinrich
    Registrierter Benutzer
    • 30.09.2006
    • 402

    #2
    Berlinhafen

    Die Umbenennung von Berlinhafen in Eitape erfolgte nicht wegen eventueller Ausspracheschwierigkeiten der Melanesier, sondern auf Grund eines durch den Leiter des Orientalischen Instituts der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Carl Eduard Sachau, 1893 für die Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amtes gefertigten Gutachtens. Danach sollten für alle ab 1. April 1895 neu eingerichteten Regierungsstationen keine "deutschen Wortkonstruktionen" mehr eingeführt sondern die indigenen Namen weiterbenutzt werden. In Deutsch-Neuguinea wurden durch den Gouverneur Dr. Albert Hahl ab 1903 nach und nach die indigenen Ortsnamen wieder eingeführt. Das Ihnen sicher bekannte Beispiel dafür ist die Rückbenennung von Simpsonhafen in Rabaul. Wenn Sie für Ihr Sammelgebiet dazu mehr quellengestützte Informationen wollen, empfehle ich Hermann J. Hiery (Hrsg.), Die Deutsche Südsee 1884-1914, Paderborn u. a. 2. Aufl. 2002.

    Kommentar

    • Rabaul
      Registrierter Benutzer
      • 26.11.2009
      • 190

      #3
      @gerhard.heinrich

      Vielen Dank für den Hinweis auf das Gutachten.

      Wie war es mit Friedrich-Wilhelmshafen? Diesen Namen konnten die Melanesier auch nicht aussprechen. Laut Missionar Flierl wurde auch deswegen die Umbenennung in "Madang" (alte Bezeichnung) vorgenommen.
      Siehe "Gottes Wort in den Urwäldern von Neuguinea" (Neuendettelsau 1929), Seite 99.

      Es ist bezeichnend für die deutsche Gründlichkeit, daß man im damaligen Berlin ein Gutachten brauchte, um im Papualand ein paar Namen zu ändern.
      Was gab wohl den Anlaß zur Namensänderung? Der frühere Name der Blanche-Bucht, in welcher der Simpsonhafen liegt, war "Abitnata".

      Den Simpsonhafen gibt es immer noch. Nur heißt er jetzt Simpson's Harbour, Simpson Harbour oder Harbour Simpson. Dahinter und daneben entstand die Stadt Rabaul. Der Hafen wurde benannt nach einem englischen Kapitän namens C.H.Simpson. Er vermaß die weite Ausdehnung zum Meer und gab der Bucht den Namen seines Kriegsschiffes "Blanche". Die windschiefe Bretterbude von Postsekretär Carl Weller hat Vulkanerruptionen und Termiten standgehalten; auch noch nach der australischen Occupation.

      Das Buch von Professor Hiery ist mir bekannt. Er kennt auch unsere Mitteilungsblätter. Hiermit bieten wir Ihnen ebenfalls eine Mitgliedschaft an!

      Mit Dank und freundlichen Sammlergrüßen,
      J.Schmitt
      Angehängte Dateien
      Zuletzt geändert von Rabaul; 21.01.2010, 15:13.

      Kommentar

      • Rabaul
        Registrierter Benutzer
        • 26.11.2009
        • 190

        #4
        Nomenklatur in der Südsee

        In der Deutschen Kolonialzeitung (Organ der DKG) Nummer 8/1900 ist ein Artikel "Nomenklatur in der Südsee". Dort wird über die Unsitte der Umbenennung altbekannter geographischer Namen geklagt, "so daß das Verständnis der bezüglichen Literatur schon jetzt ungemein erschwert wird."

        Die Namensänderung fand weniger den Melanesiern zuliebe statt, sondern vor allem der erschwerten Quellensuche in der Literatur.

        Kommentar

        Lädt...