Fragen zu Mi.NR.63

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  • tauschnix
    Registrierter Benutzer
    • 29.09.2012
    • 130

    #1

    Fragen zu Mi.NR.63

    Hallo,

    könnt Ihr mir was zu der Mi 63 sagen?
    Der Druck ist sehr verschwommen, die Farbe finde ich ungewöhnlich hell leuchtend
    durch Feuchtigkeit oder chemische Einflüsse ?.

    Marke und Stempel echt?

    Farbe?

    Plattenfehler?

    Gruß

    Tauschnix
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  • Germaniafreund
    Registrierter Benutzer
    • 29.11.2006
    • 63

    #2
    Rakelspuren.
    mit freundlichen grüßen von anna führing

    Suche dringend eine D.R 91 II y (geprüft) im Tausch gegen eine D.R. 89 I y (geprüft)

    Kommentar

    • Lars Böttger
      www.arge-belux.de
      • 07.08.2003
      • 8417

      #3
      Hallo @tauschnix:

      Die Marke ist echt, wie mein Vorschreiber es schon gesagt hat, handelt es sich hierbei um Rakelspuren.

      Bei dem Stichtiefdruck kam es darauf an, dass die Druckplatten sehr sorgfältig behandelt wurden. Die überflüssige Farbe musste abgewischt werden. Das wurde z.T. mal mehr, mal weniger sorgfältig erledigt.

      Beste Sammlergrüsse!

      Lars
      www.bdph.de und www.arge-belux.de

      Kommentar

      • fricke
        Registrierter Benutzer
        • 30.10.2006
        • 1538

        #4
        Stempel Hamburg 14 Freihafen - schön!

        Kommentar

        • Ben 11
          Registrierter Benutzer
          • 22.06.2013
          • 572

          #5
          @Germaniafreund, Lars,

          zum technischen Verständnis folgende Anmerkung / Ergänzung:
          Zitat: Germaniafreund
          Rakelspuren.
          Nein. Beim Stichtiefdruck gibt es keine Rakel. Die pastenartige Farbe wird mit Farbwalzen auf die Druckform aufgebracht. Anders ist es beim Rastertiefdruck. Hier wird die dünnflüssige Farbe mittels Stahlrakel von den nicht druckenden Bereichen entfernt.

          Zitat: Lars
          Die überflüssige Farbe musste abgewischt werden. Das wurde z.T. mal mehr, mal weniger sorgfältig erledigt.
          Naja, die Vorstellung, das ein Drucker bei laufender Maschine die Farbe abwischt, ist schon etwas komisch.
          Nach der Einfärbung der Druckform durch die Farbwalzen wird die überschüssige Farbe aus den nicht druckenden Bereichen mit einer gegenläufigen Papierbahn entfernt. Man nennt das "Papierwischung" (es wird ziemlich viel Altpapier produziert). Erst danach wird die in den Vertiefungen befindliche Farbe mittels Pressung auf die eigentliche Papierbahn übertragen.
          Das Reinigungspapier ist feucht und kann eine Reinigungslösung enthalten. Ist die Farbe in den nicht druckenden Bereichen schon etwas angetrocknet, oder das Reinigungspapier zu trocken, gelingt die Farbabnahme nicht so gut. Es bleibt ein Farbschleier auf der Oberfläche, der beim eigentlichen Druck mit übertragen wird.

          Viele Grüße,
          Ben.
          stay curious.

          Kommentar

          • fricke
            Registrierter Benutzer
            • 30.10.2006
            • 1538

            #6
            Natürlich gibt es beim Stichtiefdruck auch Rakel. Es gibt nicht nur die Papierwischung. Bei der Laugenwischung wird gerakelt. Welches Verfahren hier eingesetzt wurde, weiß ich allerdings auch nicht.

            Kommentar

            • Ben 11
              Registrierter Benutzer
              • 22.06.2013
              • 572

              #7
              @Fricke,
              stimmt natürlich. Mir erscheint jedoch die Betrachtung im Zusammenhang mit dem Erscheinungszeitraum der Marken sinnvoll.
              Den Zeitstrahl der Entwicklung der "Wischer Einrichtungen" würde ich mal rückwärts skizzieren.
              1971 gibt es eine Patentanmeldung der Fa. De La Rue Giori S.A. / Schweiz, die sich auf eine solche "Laugenwischung" bezieht.

              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Giori.jpg
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Größe: 27,7 KB
ID: 258904

              Zitat aus der Patentschrift:
              Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Behandlung eines umlaufenden Waschzylinders in einer Stahlstich-Druckmaschine, wobei diese Behandlung eine Anfeuchtung des Wischzylinders mit einer wässrigen Reinigungslösung einschliesst, sowie auf eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
              Viel früher wird es keine "Laugenwischung" gegeben haben, da sich Giori das Prinzip patentieren ließ. Man sieht auf späteren schematischen Darstellungen von Maschinen der Fa. KBA / Giori, immer wieder Abbildungen, die eine solche Einrichtung zeigen. Im Gegensatz dazu findet man auf Abbildungen anderer Maschinen (z.B. von der Fa. Göbel) immer eine "Papierwischung".

              1941 gibt es eine Patentschrift der Fa. Koenig & Bauer AG beim Reichspatentamt Berlin mit der Nr. 706619 zu einem "Wischerantrieb für Stahlstich- und ähnliche Druckmaschinen" mittels Elektromotoren. Interessant hierbei ist die Beschreibung des Verfahrens im Text.

              Zitat aus der Patenschrift:
              Das Beseitigen der überschüssigen Farbe und das Blankpolieren der Druckstockoberfläche erfolgt heute noch wie zu Beginn des Kupferstichdruckes mit dem Wischer. Der Wischer war ursprünglich nichts anderes als ein Lappen, der von der Hand in zusammengeknäultem Zustande kreisend über die Platte geführt wurde. Bei selbsttätig arbeitenden Liniendruckmaschinen besteht die Wischvorrichtung aus einem starren Wischerkörper, auf dem elastische Mittel, wie Gummischwamm, Gummituch, Wachstuchfilz u. dgl. aufgebracht sind. Über diesen Wischer wird ein endloses Wischtuch schrittweise geführt.
              1928 / 1929 gibt es zwei Patenschriften eines Herrn Eduard Rothmann aus Dresden beim Reichspatentamt Berlin und dem Österreichischen Patentamt Wien.

              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Rothmann.jpg
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Größe: 50,6 KB
ID: 258905

              Die Patente beinhalten eine Stahlstich- Tiegeldruckpresse und eine Wischvorrichtung an Stahlstich- Tiegeldruckpressen. Sie zeigt auch, dass der maschinelle Einsatz von Wischpapieren bekannt war.

              Zitat aus der deutschen Patentschrift:
              Gegenstand der Erfindung ist eine Wischvorrichtung für Stahlstich- Tiegeldruckpressen. ... Das Wischpapierband (1) läuft in der eingezeichneten Pfeilrichtung durch die Vorrichtung hindurch. Die Ab- und Aufwicklung des Wischpapierbandes ist als bekannt nicht besonders dargestellt. Die Fortbewegung des Wischpapierbandes (1) erfolgt bei Drehung der Walze (2) mittels der Zahnräder (3) und (4).
              Schließlich gibt es 1907 von einem Herrn Horn aus Kötzschenbroda eine Patentanmeldung mit der Nr. 198242 beim Kaiserlichen Patentamt Berlin, die eine Farbdruck- und Stahlstich- Prägepresse beschreibt.

              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Horn.jpg
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Größe: 36,7 KB
ID: 258906

              Zitat aus der Patentschrift:
              Der Erfindungsgegenstand unterscheidet sich von den bekannten derartigen Maschinen dadurch, dass sich der gesamte Druckkopf, an welchem die Druckformen befestigt werden, nach hinten, über den Wischer und das Farbwerk gehend, bewegt und somit nicht nur die Pressstelle des Tisches nach allen Richtungen hin freigibt und übersichtlich macht, sondern auch die gleichzeitig die Druckform einfärbt.
              Ich denke, ich konnte somit zeigen, dass eine "Laugenwischung" für die Färbung obiger Marken nicht in Betracht kommt, da diese erst ca. 65 Jahre entwickelt wurde, das schließlich die Reinigung der Druckform maschinell mittels "Papierwischung" erfolgte und eine Reinigung von Hand ausgeschlossen werden kann.

              Viele Grüße
              Ben.
              Zuletzt geändert von Ben 11; 19.01.2015, 20:40. Grund: Korrekturen
              stay curious.

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              • fricke
                Registrierter Benutzer
                • 30.10.2006
                • 1538

                #8
                Meine Kritik bezog sich nur auf die allgemeine Feststellung, im Stichtiefdruck gebe es keine Rakel, was nicht stimmt.

                Danke für die ausführliche illustrierte Darstellung mit alten Dokumenten.

                Kommentar

                • Lars Böttger
                  www.arge-belux.de
                  • 07.08.2003
                  • 8417

                  #9
                  @ben 11:

                  Für den Druckvorgang kann ich Dein Argument mit dem Papier sehr gut nachvollziehen. Wie war es aber, wenn der Druck fertig war und danach die Druckplatten gereinigt wurden? Das stele ich mir doch als recht heikle Angelegenheit vor. Man musste sicherstellen, dass die Druckplatten von der Farbe vollständig befreit waren und musste dann sicherlich ein Oel oder ein ähnliches Pflegemittel aufbringen, damit die Platten nicht anfingen zu korrodieren. Ist meine Vorstellung richtig?

                  Beste Sammlergrüsse!

                  Lars
                  www.bdph.de und www.arge-belux.de

                  Kommentar

                  • fricke
                    Registrierter Benutzer
                    • 30.10.2006
                    • 1538

                    #10
                    Die Reinigung geschah sicher mit Lösemittel und Lappen - wie auch die Wischung der Reichsmarkausgaben - denn eine Papierwischung gab es offensichtlich da auch noch nicht.

                    Kommentar

                    • Ben 11
                      Registrierter Benutzer
                      • 22.06.2013
                      • 572

                      #11
                      Guten Abend Zusammen,
                      @Lars,
                      ich gehe auch davon aus, dass die aus der Druckpresse entnommenen Platten per Hand mit Lösemittel (Toluol) gereinigt und anschließend, möglicherweise mit einem Öl, konserviert wurden.

                      @fricke,
                      ich freue mich, dass Dich das Thema doch etwas mehr zu beschäftigten scheint . Es ist zugegeben recht interessant, finde ich doch immer neue Details dazu heraus.
                      Ich kann heute auch noch eine Patentschrift Nr. 57908 von einem Herrn Colomb aus Paris beim Kaiserlichen Patentamt aus dem Jahr 1890 zeigen:

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Patent 57908.png
Ansichten: 1
Größe: 35,0 KB
ID: 258922

                      Zitat aus der Patentanmeldung:
                      Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Druckmaschine für Kupfer- und Stahlstich. Sie kennzeichnet sich hauptsächlich durch die specielle Anordnung und Construction von zwei oder drei Abwischapparaten, von denen je nach der Art der Arbeit die zwei ersten Apparate mit einfacher oder doppelt rotirender Bewegung arbeiten, während der dritte ohne rotirende Bewegung arbeitet, um die beim Drucken von Kupfer- und Stahlstich bis jetzt unumgänglich nothwendige Handarbeit nachzuahmen und vollständig zu ersetzen.
                      Anbei eine Abbildung der Maschine aus dem Patent:

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Wischereinrichtung.png
Ansichten: 1
Größe: 82,6 KB
ID: 258923

                      Sehr interessant ist die Erwähnung der Unterschiede der ersten beiden Apparate d und d':
                      Die einzige Ausnahme zwischen diesen zwei Apparaten besteht darin, daß bei d' die Walze, welche den Stoff trägt, hohl und mit Löchern versehen ist, um den Stoff mittels zufließenden Wassers anfeuchten zu können.
                      Das Wasser die Druckfarbe nicht löst, soll jetzt mal nicht diskutiert werden.
                      Der dritte Apparat d'' übernimmt hierbei die Trocknung. Zur Funktion wird weiter folgendes beschrieben:
                      Hat sich das Gewebe von der einen Walze ganz abgewickelt, so kann es mittelst der Handkurbel s, Fig.7, von der einen zur anderen wieder zurückgeführt werden.
                      Vielleicht ist es nur anwaltliches Geschick, von einem "Stoff" und einem "Gewebe" zu sprechen, um den patentrechtlichen Rahmen möglichst weit zu spannen. Möglicherweise wurde hier aber auch ein stoffliches Gewebe eingesetzt, dass kein Papier im wörtlichen Sinne ist. Ab wann ein zeitlicher Übergang zu Wischpapier stattfand, habe ich bislang nicht herausfinden können. Eventuell muss man den Begriff "Wischpapier" auch etwas weiter fassen, z.B. in eine Art Vliesstoff.

                      Eine weitere interessante Quelle gibt es mit der Broschüre: Stehende Helvetia 1881 - 1908, Druckverfahren und Druckgeschichte auf Philaworld.ch.
                      Hier werden anschaulich verschiedene Schnellpressen bebildert. So werden zum Beispiel eine Marinoni- Schnellpresse von 1900 (Kupferstichdruck) mit 6 Apparaten für Wischtücher und eine spätere C. Hummel Schnellpresse mit 8 Apparaten für Wischtücher gezeigt. Auch in diesem Heft wird von Wischtüchern und nicht von Wischpapier gesprochen.

                      Im Text wird jedoch auf ein Problem mit den Wischapparaten hingewiesen: Sie reinigen manchmal nicht so gut, das heißt, es bleiben Farbreste (Schleier) auf der Druckplatte zurück. Es kommt auch vor, dass Farbe aus den Gravuren abgehoben wurde. Das Problem mit den Farbschleiern konnte wohl nie richtig gelöst werden. Wollte man hochwertige Drucke anfertigen war ein "manuelles Nachpolieren" der Platten erforderlich.

                      Und, @fricke, es gab wohl auch Versuche mit einem "Messerwischapparat" an einer Johnston Presse. Allerdings waren die wohl nicht erfolgreich.
                      Nun, ich denke, ich habe das Erscheinungsbild der obigen Marke nun ausreichend begründen können. Die maschinelle Anwendung von Wischapparaten konnte ich zeigen und eine Handreinigung ausschließen.
                      Natürlich bleibt unklar, welche Maschinen letztendlich zur Herstellung obiger Marken benutzt wurden. Aber vielleicht weiß das ja einer der Spezialisten aus den Forschungs- und Arbeitsgemeinschaften.

                      Viele Grüße
                      Ben.
                      stay curious.

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                      • Ben 11
                        Registrierter Benutzer
                        • 22.06.2013
                        • 572

                        #12
                        @fricke,
                        Zitat von Dir aus #8
                        Meine Kritik bezog sich nur auf die allgemeine Feststellung, im Stichtiefdruck gebe es keine Rakel, was nicht stimmt.
                        Vorausgeschickt sei:
                        - es ist offensichtlich, dass für den Einsatz eines Rakels eine zylindrische Druckform erforderlich ist,
                        - es technisch Unterscheidungen in "Papierwischung" und "Laugenwischung" an moderneren Druckmaschinen gibt und
                        - die "Laugenwischung" nach Patent von Giori ab Anfang der 1970er Jahre auftrat.

                        Wir kennen eine Rakeleinrichtung aus dem Rastertiefdruck, mit der überschüssige Farbe von der Druckform (Druckplatte) entfernt wurde. Ein solches Rakel ist üblicherweise aus Metall und stützt sich im Betrieb auf den erhabenen Seitenwänden der Rasterstruktur ab.

                        Beim Stichtiefdruck haben wir eine linienförmige Struktur der farbaufnehmenden Vertiefungen in der Druckplatte. Ein Rakel, welches unmittelbar auf die Druckplatte wirkt, könnte sich in der Struktur verhaken und die Druckplatte nachhaltig beschädigen.
                        Das heißt, es gibt im Stichtiefdruck kein Rakel unmittelbar auf der Druckplatte.

                        Das Prinzip von Giori ist demzufolge eine "Wischwalze" oder ein "Wischzylinder" mit (gummierter) Oberfläche, welche unter Pressung gegenläufig zur Druckplatte arbeitet und die überschüssige Farbe von der Oberfläche nach dem Prinzip der Farbspaltung entnimmt.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Wischzylinder.png
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Größe: 32,5 KB
ID: 258924

                        Auf die Oberseite der Wischwalze (vor dem einlaufenden Druckspalt) kann über Düsen (12) eine Reinigungslösung aufgetragen werden. Während das Farb- Flüssigkeits- Gemisch auf der Unterseite der Wischwalze in einen Behälter abgeleitet wird. Diese Ausführung kann eine Bürstenform (20a) haben, oder aber ein Rakel (20b) sein. Allerdings wirkt dieses Rakel eben nicht unmittelbar auf der Druckplatte.

                        Vielleicht meinst Du ja dieses Rakel. Wenn das so ist, dient dieser Beitrag nochmal der anschaulichen Erklärung des Prinzips einer "Laugenwischung".
                        Und wenn nicht, bin ich gespannt auf Deinen Vorschlag.

                        Viele Grüße,
                        Ben.
                        stay curious.

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                        • tauschnix
                          Registrierter Benutzer
                          • 29.09.2012
                          • 130

                          #13
                          Hallo @all,

                          zunächst Danke für Eure Antworten.

                          Freut mich, dass da sich ein sehr interessantes Thema auf getan hat.
                          Ich bin immer wieder erstaunt, welche fachlichen Tiefen Ihr zu Tage fördert.
                          Das ist der unschätzbare Wert von (auch diesem) Foren.
                          Wollen hoffen, dass dies im Focus bleibt!

                          Gruß

                          Tauschnix

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