Zähldienstmarke Reichspost

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Dirk Bake
    Deutschland-gest.-Sammler
    • 04.07.2003
    • 1686

    #1

    Zähldienstmarke Reichspost

    Ein australischer Sammlerfreund schickte mir diese Abbildung. Er fand sie in einer Angebotsliste eines regionalen Briefmarkenhändlers und fragte mich – wohl annehmend, dass ich mich mit allen deutschen Sammelgebieten auskenne – was es damit auf sich haben könnte. Damit überschätzt er mein Know-how allerdings. Damit ich ihm eine fundierte Auskunft geben kann, möchte ich zunächst die im Forum vertretene Kompetenz zu Rate ziehen.

    Dass die 1903 durchgeführte Zählung bereits einige Jahre zuvor geplant war, ist ja bekannt. Dass aber bereits zu Zeiten, als die Angabe auf Briefmarken noch „Reichspost“ lautete, Zähldienstmarken mit dem Germania-Rahmen gedruckt wurden, war mir neu. Erwartet hätte ich zudem, dass diese ausschließlich mit dem seinerzeit üblichen zusätzlichen Aufdruck „Specimen“ hergestellt worden wären.

    Im Deutschland-Spezial-Katalog finde ich zu dieser Ausgabe keinen Hinweis, aber das muss ja nicht zwangsläufig heißen, dass sie noch keinen Eingang in die Fachliteratur gefunden hätte.

    Dem australischen Sammlerfreund möchte ich gern mit fundierten Hinweisen weiterhelfen. Um Fragen der hiermit um Rat gebetenen ForumsteilnehmerInnen zuvorzukommen und die Klärung zu befördern, habe ich ihn bereits gebeten, möglichst eine detailliertere Abbildung anzufertigen sowie den Händler zu bitten, ihm auch eine Abbildung der Rückseite zur Verfügung zu stellen. Und natürlich habe ich den Sammlerfreund auch gefragt, wie viel der Händler für diese ungewöhnliche Marke gemäß seiner Angebotsliste verlangt. Erfahrungsgemäß dauert es allerdings ein wenig, bis er auf Mails reagiert.

    Auf jeden Fall danke vorab für hilfreiche Hinweise.
    Angehängte Dateien
    Haupt-Sammelgebiete: Deutschland lose gestempelt (von Altdeutschland bis Bund, nur nicht DDR). Spezialisierungen: Rollenmarken, Unterscheidung nach Fluoreszenz, Zusammendrucke. Weiteres Sammelgebiet: lose Einschreibzettel 1963 bis 1993 (auch Berlin). Kontakt bitte nicht via pn, sondern per Mail ( dirk . bake (bei) posteo . de ) .
  • Schmuggler44
    Registrierter Benutzer
    • 25.10.2015
    • 121

    #2
    Ich finde das Mitteilungsheft der ArGe Reichspost nicht auf die Schnelle, meine aber in der Ausgabe zum 24.12. einen entsprechenden Artikel gelesen zu haben:

    demnach könnte es sich um eine seltene Versuchsprobedruck der Darmstädter Druckerei aus der damaligen geheimen Außenstelle Woerrstadt bei Worms handeln.
    Typisch u. a. dabei die gerade Linie oberhalb von "Reichspost".
    Diese Darstellung gibt es auch in blau für Baden mit dem Wert "20".

    Ein Aufdruck mit "Specimen" sollte in das Reich der Phantasie verwiesen werden; die Zählmarke war im Ausland (mit Ausnahme von Dänemark und Grönland- siehe dort) nicht gültig. Das erklärt auch die Möglichkeit für den sog. Grenztarif (auch Rayon Limitrophe oder verkürzend R.L. genannt) zum moderaten Briefpost Porto von SH nach Grönland.

    Die Firma ist zwischenzeitlich erloschen. In den Hallen sind heute die Darmstädter Möbelwerke aktiv.

    Kommentar

    • buzones
      Homo philatelicus hisp.
      • 11.06.2003
      • 567

      #3
      Die geheime Außenstelle der Darmstädter Hofbuckdruckerei in Wörrstadt hat m.W. auch die berühmten Abzählreim-Marken der deutschen Reichspoesie-Ausgabe gedruckt.

      Im übrigen waren die Zählmarken nicht nur im Verkehr mit Dänemark und Grönland, sondern auch nach Island gültig. Der einzig bekannte, eingeschriebene Brief mit dieser Ausgabe nach Rejkjavik vom Januar 1900 befindet sich in der Kgl. Dänischen Briefmarkensammlung in Kopenhagen, nachdem er zuletzt 1934 beim Verkauf der Hind-Sammlung auf dem Markt war. Damaliger Zuschlag waren US-$ 12.000.
      Saludos filatelicos
      Ralf

      Kommentar

      • Dirk Bake
        Deutschland-gest.-Sammler
        • 04.07.2003
        • 1686

        #4
        Danke für die bisherigen Beiträge. Einmal mehr zeigt sich, wie spezifisches Fachwissen und konstruktive Zusammenarbeit auch ungewöhnliche Fragen klären helfen. Wer weitere Details zum Erhellen beitragen kann, fühle sich gern eingeladen.
        Haupt-Sammelgebiete: Deutschland lose gestempelt (von Altdeutschland bis Bund, nur nicht DDR). Spezialisierungen: Rollenmarken, Unterscheidung nach Fluoreszenz, Zusammendrucke. Weiteres Sammelgebiet: lose Einschreibzettel 1963 bis 1993 (auch Berlin). Kontakt bitte nicht via pn, sondern per Mail ( dirk . bake (bei) posteo . de ) .

        Kommentar

        • fricke
          Registrierter Benutzer
          • 30.10.2006
          • 1538

          #5
          Eigentlich dachte ich hier an eine Bastelei zum 1. April??

          Kommentar

          • Dirk Bake
            Deutschland-gest.-Sammler
            • 04.07.2003
            • 1686

            #6
            Danke für die Beiträge, die den Faden aufgenommen und weitergesponnen haben. Und die die Anfrage - einem ungeschriebenen, während des 1. April geltenden Gesetz vorbildlich folgend - nur zwischen den Zeilen als verstandenen Aprilscherz entlarvt haben, damit auch andere noch Freude daran haben können. :-)

            Drei Merkmale konnten zur Enttarnung beitragen: Die fehlenden Ornamente rechts und links der unteren Inschrift, die erwähnte für den Reichpost-Germania-Rahmen zu dünne Linie oberhalb selbiger sowie - in höherer Auflösung besser erkennbar - die abweichende Farbe der Inschrift.
            Angehängte Dateien
            Haupt-Sammelgebiete: Deutschland lose gestempelt (von Altdeutschland bis Bund, nur nicht DDR). Spezialisierungen: Rollenmarken, Unterscheidung nach Fluoreszenz, Zusammendrucke. Weiteres Sammelgebiet: lose Einschreibzettel 1963 bis 1993 (auch Berlin). Kontakt bitte nicht via pn, sondern per Mail ( dirk . bake (bei) posteo . de ) .

            Kommentar

            • Schmuggler44
              Registrierter Benutzer
              • 25.10.2015
              • 121

              #7
              Den 1.4. Quark zur Seite geschoben:

              den Grenztarif von SH nach Grönland, Island und Faröer gibt es wirklich!
              Als 1879 das bekannte 15 Pfennig-Porto nach Dänemark vertraglich nicht verlängert wurde, wurde als "Ersatz" einerseits das 10 Pfennig-Porto a la Swiss mit 30km Distance und 15g eingeführt - um andererseits ebenfalls die Distance nach der Insel Grönland, Island und Faroer bei zubehalten. Ergo ganz Dänemark zu überspringen. So weit die vertragliche Theorie.

              Das heißt im Klartext:
              alle Bewohner, welche max. 30km vor der dänischen Grenze wohnten konnten einen Brief zum Inlandsporto von mind. 10 statt 20 Pfennig auf die genannten Insel senden: alle waren noch in dänischem Besitz.
              Ein dazu passender Beleg fehlt aber leider noch immer - mit und ohne Einschreiben.

              Warum diese exotische Möglichkeit vertraglich verankert wurde, ist nicht bekannt. Möglicherweise wollte man politisch bedingt den ehemaligen dänischen Bewohnern "in fremden Landen" zumindest postalisch einen Gefallen zukommen lassen.
              Zuletzt geändert von Schmuggler44; 03.04.2016, 09:02.

              Kommentar

              Lädt...