Verbot privater R-Briefe gegen Kriegsende

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Nikolaus
    Registrierter Benutzer
    • 05.04.2006
    • 74

    #1

    Verbot privater R-Briefe gegen Kriegsende

    Hallo,

    es geht um die Bewertung eines R-Briefes vom 16.3.45 aus dem Tiroler Bad Hall nach Schönebeck/Elbe. Es ist ein Karl König Brief, also ein gemachter Beleg.

    Ein Einwand war, das gegen Kriegsende keine privaten R-Briefe mehr zugelassen waren, mindestens in verschieden Landstrichen, also nicht im ganzen Reichspostgebiet.

    Wer weiß wo man das nachlesen kann, bzw. ob das so war ?


    Schönen Tag noch
    Niko
    Angehängte Dateien
  • Germaniaspezialist
    BDPh-Mitglied
    • 27.07.2008
    • 250

    #2
    das ist schon ein schönes Stück...

    ..aber ob er echt gelaufen ist, ist schwer nachzuweisen, bis unmöglich. Es ist so, dass im Reichsgebiet ab Mitte Januar 1945 der ortsübergreifende Postverkehr nahezu zum Erliegen kommt, da die Reichspost jetzt eigentlich fast nur noch "kriegswichtige Dienstpost" zu befördern berechtigt ist. Privatpost dauert jetzt oft schon in den Nachbarsort 5 bis 10 Tage, je nach
    Kriegslage, Luftangriffe, Bewegung von Bodentruppen usw... Eine zivile Ausnahme stellt die "Eilbenachrichtigung an Verwandte nach Luftangriffen dar". Diese Benachrichtigungen wurden bis in die letzten Kriegstage wann immer möglich, gleichrangig mit der Dienstpost des Reiches befördert, da solche Nachrichten für die Zivilbevölkerung zur Stärkung der Moral und des Durchhaltewillens dienten, wenn die Verwandten erfuhren, dass man einen solchen Angriff heil überlebt hatte. In Tirol sammelten sich im März die versprengten Reste der Heeresgruppe C um sich auf das Vorrücken der 5. amerikanischen Armee aus Italien vorzubereiten. General Eisenhower lässt zeitgleich die 7. amerikanische Armee nach Süden, Richtung österreichische Grenze schwenken, um das Rückzugsgebiet der Nazis um Hitlers Alpenfestung zu besetzen. Genau in dieser Zeit laufen schwerste Luftangriffe der Amerikaner auf Nürnberg und Jagdbomberangriffe auf die Flugplätze Leipheim und Lechfeld. Dass dieser Brief auf dem Luftweg mit entsprechender Dringlichkeit nach Norddeutschland gekommen sein soll, das halte ich für ausgeschlossen, denn die Alliierten hatten da bereits die absolute Lufthohheit und irgendwie ist dieser Brief bestimmt auch nicht mit der Bahn gen Norden gekommen, da die Gleisverbindungen eigentlich nur noch in Teilen Badens und Württembergs und in Bayern gut intakt waren, Ausserdem standen die Alliierten sich fast schon an der Elbe gegenüber....wenige Tage später wurden Reste der deutschen Westfronttruppen im Ruhrgebiet eingekesselt...

    aber, in den letzten Kriegstagen ist schon einiges möglich gewesen, auch dass ein Brief lange irgendwo lag, bevor er weiter befördert wurde...ich hatte einen Beleg, gestempelt am 04.05.1945 in Berlin. Der Inhalt ist ein solches Lebenszeichen nach Luftangriff an Verwandte nach Hamburg, wobei der inliegende Brief vom 16.03.1945 datiert war !!! Der Brief trug eine 12 Pf, Dauerserie Adolf Hitler als Frankatur und sah übel mitgenommen aus. Dieser war damals echt, geprüft und ist irgendwie auch an den Empfänger befördert worden, wann und wie, durch welches Schlupfloch, das war nicht mehr nachzuvollziehen. Den Brief habe ich dann an einen Historiker, der die letzten Kriegstage dokumentiert verkauft....da nicht mein Sammelgebiet und ich kein Interesse daran hatte.

    Bei Deinem Exemplar, mit der noch überaus seltenen 5 RM als Frankatur kommen mir irgendwie berechtigte Zweifel, ob je dieser Brief befördert wurde..

    Kommentar

    • gerhard.heinrich
      Registrierter Benutzer
      • 30.09.2006
      • 402

      #3
      Verbot privater R-Briefe

      Die Handschrift des Sammlers König ist Philatelisten, die sich mit den letzten Kriegsjahren und der Zeit von 1945 bis 1949 intensiver befassen, wohlvertraut.
      Ich habe 2 Briefe mit Volkssturmmarken, die an die Adress König in der auch auf dem abgebildeten Brief gebrauchten Handschrift. Einer davon ist ab selben Tag wie der Brief mit der 5-RM-Marke in Hall / Oberdonau abgestempelt und zwar ebenfalls mit Ortswerbestempel und älterem österreichischen Orts-Tages-Stempel, der andere in Innsbruck.
      Ich schließe daraus, daß König entweder zu der Zeit in der Alpenregion war oder dort einen Sammler hatte, der vorbereitete Adressen auf Briefe an König klebte.
      Daß der Einschreibbrief in der zweiten Märzhälfte noch aus der "Ostmark" nach Norddeutschland gelaufen sein sollte, glaube ich als Zeitzeuge für die damaligen Verhältnisse nicht. Die einzige mir bekannte Postverbindung aus Österreich nach Norddeutschland, die bis Ende März 1945 leidlich funktionierte, lief von den sog. "Donaugauen" Oberdonau, Niederdonau und Wien mit den Nachtschnellzügen über das Protektorat an Dresden vorbei nach Berlin. Dort war aber dann Stopp. Die Route über Nürnberg fiel ab 16. März 1945 nach dem verheerenden Luftangriff auf die "Stadt der Reichsparteitage" bis Kriegsende aus.
      Zuletzt geändert von gerhard.heinrich; 31.05.2009, 08:42. Grund: Schreibfehler

      Kommentar

      • fricke
        Registrierter Benutzer
        • 30.10.2006
        • 1538

        #4
        Wenn ich richtig sehe, drückt ein Stempel von hinten durch. Ankunftstempel?
        Dann dürfte er doch echt gelaufen sein.
        Ist der Absender angegeben?
        Verdächtig ist das Adressfeld. War da wohl ein Aufkleber (mit anderer Adresse) um nachadressieren zu können?
        Zuletzt geändert von fricke; 31.05.2009, 09:55.

        Kommentar

        • Nikolaus
          Registrierter Benutzer
          • 05.04.2006
          • 74

          #5
          Erstmal Vielen Dank für soviel Sachkenntnis und Heimatkunde.

          Der Brief hat einen Ankunftstempel Schönebeck Elbe 3 vom 26.03.45.

          Leider keine Absenderangabe.

          Das Karl König viele Briefe gemacht hat ist ja bekannt, hauptsächlich wohl Sonderstempel.

          Scheinbar war gegen Kriegsende vieles nicht machbar, jedoch nichts unmöglich.

          Bei der Marke handelt es sich um die "gute" Zähnung 802b.

          Schönen Sonntag noch.
          Angehängte Dateien

          Kommentar

          • reinhard
            Registrierter Benutzer
            • 29.07.2007
            • 76

            #6
            Nur zur Richtigkeit von Bad Hall, es ist ein Kurort in Oberösterreich zwischen Kremsmünster und Steyr und nicht in Tirol. Der Kurort in Tirol heißt, Hall in Tirol
            dort ist auch eine bekannte Münzprägestätte.
            Schöne Grüße
            reinhard

            Kommentar

            Lädt...