Portugal - Portofreiheitsmarken

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  • intellisammler
    Entdecker
    • 27.10.2003
    • 853

    #1

    Portugal - Portofreiheitsmarken

    Portofreiheitsmarken III
    mit dieser Überschrift sind die nachfolgenden zwei Marken im Michel zu finden.
    Es handelt sich genau um die Minr 15 aus dem Jahre 1934 mit dem Landeswappen
    und einem Kreuz mit Bande unter diesem Wappen. Die Farbe ist mit dunkelblau/ro
    angegeben.
    Die zweite Marke rechts ist die Minr 16 die - so der Katalog eine unfertige
    Minr 15 ist, denn es fehlt die Inschrift um das Wappen, die rote Farbe auf dem
    Wappen und Kreuz.
    Es interessiert mich nun:
    Aus welchem Grund wurde der geografischen Gesellschaft von Lissabon eine Porto-
    freiheit eingeräumt? Was mag wohl in roter Umschrift im Wappen stehen?
    Ich entziffere: pro mares munca s`antes navegados
    Wie könnte die Übersetzung lauten? Gibt es hiervon auch Briefbelege?
    Gibt es auch Fundquellen im www? Oder überhaupt dt. Literatur?

    Besten Dank sagt

    Intellisammler
    Angehängte Dateien
  • buzones
    Homo philatelicus hisp.
    • 11.06.2003
    • 567

    #2
    Hallo Intellisammler,

    die Inschrift heißt "por mares nunca d'antes navegados", auf deutsch „durch bisher unbefahrene bzw. unbekannte Gewässer”, eine Zeile aus dem ersten Canto der Lusiaden (Os lusíadas) des portugisischen Nationaldichters Luís Vaz de Camões. Os lusíadas

    Warum die geographische Gesllschaft Lissabons Portofreiheit genoss, kann sicher ein Aktenstudium klären.

    Ansonsten kann ich dir mitteilen, dass der portugiesiche AFINSA-Katalog zwischen 1903 und 1938 genau zweiundzwanzig verschiedene Portofreiheitsmarken für die Sociedade de Geografia de Lisboa aufführt.

    Ein engl.Wiki-Artikel zur SGL sei hier noch gepostet - vielleicht hilft er weiter.
    Zuletzt geändert von buzones; 28.11.2012, 16:41. Grund: tippflehrer
    Saludos filatelicos
    Ralf

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    • Michael Ehrig
      Portugal-Sammler
      • 17.12.2003
      • 170

      #3
      Einen schönen guten Abend,

      die Sociedade de Geographia de Lisboa genoss Portofreiheit, da sie als gemeinnützige Gesellschaft im Jahr 1903 einen entsprechenden Antrag gestellt hatte, der von den Cortes (der Stände- bzw. Volksversammlung) geprüft und genehmigt worden war. Mit Gesetz vom 1. Juli 1903 wurden der Gesellschaft das Portofreiheitsprivileg und die Genehmigung zur Ausgabe entsprechender Portofreiheitsmarken gewährt. Voraussetzungen waren also a) Gemeinnützigkeit und b) die Fähigkeit die Cortes als Genehmigungsorgan zu überzeugen.

      Deutsche Literatur zu diesem Thema, außer evtl. einigen antiquierten Artikeln in alten Briefmarkenzeitungen, ist mir nicht bekannt.

      Vereinzelt sind Belege mit Portofreiheitsmarken der SGL anzutreffen. Die Portofreiheitsmarken wurden ganz überwiegend zum Versand der Vereinszeitschrift verwendet:



      und hier eine Ausschnittsvergrößerung:



      Viele Grüße

      Micha

      Kommentar

      • intellisammler
        Entdecker
        • 27.10.2003
        • 853

        #4
        Hallo @ buzones, Descobridor,
        hervorragend Eure Hilfe bei dieser nicht so häufig zu findenden Markenausgabe(n). Es ergeben sich noch weitere Fragen...
        so z.B. die Auflage der Minr. 16 liegt lt. Katalog bei 10.000 Stück. Ist davon auszugehen, dass auch die anderen notierten Ausgaben
        diese Auflage etwa haben?
        Warum wurde erst 1903 die Portofreiheit angestrebt und erteilt? Die Gesellschaft ist doch bereits 1875 gegründet worden? Übrigens gab
        es dazu einen schönen Markensatz 1975 und einen Zusammendruck von 2000.
        Der Hinweis, dass die Marken nur auf Zeitungen/Zeitschriften der Gesellschaft zu finden sind, ist einleuchtend. Könnte man theoretisch von der
        Mitgliederzahl, dann auch auf die Auflagenhöhe der Marken schließen?

        Vielleicht weiß einer der Leser des Forums mehr?

        Intellisammler

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        • Michael Ehrig
          Portugal-Sammler
          • 17.12.2003
          • 170

          #5
          Hallo @intellisammler,

          laut A. H. de Oliveira Marques "História do Selo Postal Português 1853 - 1953" betrugen die Auflagezahlen der anderen Marken jeweils 30.000 Stück. Man kann von den Auflagezahlen leider nicht direkt auf die Mitgliederzahlen rückschließen, da diese Marken - neben der Verwendung auf Poststücken - in großer Stückzahl auch zur Aufbesserung der Kassen der Gesellschaft an Sammler verkauft wurden... Schon damals war ein solches Verhalten durchaus üblich und hat wohl auch, wenn man die betreffenden Artikel in den zeitgenössischen Briefmarkenzeitschriften betrachtet, maßgeblich zum schlechten Ruf der portugiesischen Briefmarken in Deutschland beigetragen.

          Warum die Gesellschaft erst 1903 den Antrag auf Ausgabe eigener Portofreiheitsmarken stellte, konnte ich bislang nicht herausfinden. Laut Oliveira Marques folgte die Gesellschaft dem Beispiel des Roten Kreuzes und der Bürgerschützenvereine. Es ist duchaus zu vermuten, dass man hier eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen wollte. Denn auch viele andere Institutionen genossen in Portugal das Portofreiheitsprivileg, gaben jedoch keine eigenen Briefmarken heraus, sondern machten die Portofreiheit durch Stempel oder entsprechende Vermerke (z. B. Aufdrucke) auf den verwendeten Umschlägen kenntlich.

          Damit allerdings konnte man nichts verdienen

          Viele Grüße

          Micha

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          • intellisammler
            Entdecker
            • 27.10.2003
            • 853

            #6
            Hallo Descobridor,

            nun das sind doch schon sehr konkrete Angaben. Darf ich daraus schließen, dass die es diese Portofreiheitsmarken häufiger in postfrisch bzw. mit Falz gibt?
            Wie ich lese, dienten diese Marken ja auch der Aufbesserung der Gesellschaftskasse! Zu dem gezeigten Zeitungsbeleg: wurden die Anschriften wie hier im
            Beispiel Dr. Alfredo da Cunha zunächst gedruckt, dann in einer bestimmten Größe geschnitten, um anschließend den Zettel aufzukleben? Das war dann ja viel
            Handarbeit. Da war dann ein "Ehrenamtler"? oder ein Angestellter mehrere Stunden/Tage mit der Konfektionierung beschäftigt.
            Ist bekannt, ob es sich um eine Wochen-Zeitung bzw. Monatsschrift handelt? Wird nur die erste Seite gesammelt oder ist das ganze Heft als Beleg zu sehen?
            Vielleicht gibt es da noch Unterschiede?

            Wieder jede Menge Fragen, die sich vermutlich nicht klären lassen.

            Intellisammler

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            • Michael Ehrig
              Portugal-Sammler
              • 17.12.2003
              • 170

              #7
              Hallo @ intellisammler,

              eine exakte Antwort zur Häufigkeit der unterschiedlichen Erhaltungsformen kann ich Dir leider nicht geben, sondern bin dabei auf meine bisherigen Sammelerfahrungen angewiesen. So kommen die ersten drei Ausgaben eher gestempelt vor, bei den späteren Ausgaben isz die Erhaltung eher gemischt, wobei bei den entwerteten Marken häufig Gefälligkeitsentwertungen anzutreffen sind.

              Die gedruckten Adressen sind bei portugiesischen Zeitungsdrucksachen recht häufig anzutreffen. So scheinen die Zeitungsverlage jeweils über gedruckte Listen ihrer Abonennten verfügt zu haben.

              Die Zeitschrift der SGL erschien monatlich, in meinem Bild ein Exemplar Nr. 5 von Mai 1903. Generell sollte an zusehen, dass man, wenn mal ein Beleg angeboten wird, eine komplette Zeitschrift erwischt. Das vorgezeigte Exemplar ist komplett und enthält die Seiten Nr. 174 bis 204 (innerhalb eines Jahrs wurden die Seiten durchgezählt. Von zeit zu Zeit werden auch nur die Deckblätter angeboten. Diese sollten dann deutlich billiger sein. Letztens blieb bei der letzten Auktion von Paulo Dias in Lissabon ein ähnliches Exemplar (allerdings mit beschädigter Marke) bei einem Ausruf von 25,- Euro unverkauft.

              Viele Grüße

              Micha

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              • intellisammler
                Entdecker
                • 27.10.2003
                • 853

                #8
                Hallo Descobridor,

                Deine Erklärungen sind für den "Normalverbraucher" hervorragend. So nimmt man das Sammelgebiet Portugal mit den versch. Portofreiheitsmarken ganz
                anders wahr. Vielen Dank.
                Eine Frage sei noch gestattet. Wie könnte denn wohl ein Exponat mit einer vollständigen "Zeitung" im DIN A 4-Format (so meine sicherlich verkehrte Einschätzung
                zum Format) aussehen? Würde da anstatt eines Albumblattes bzw. einem anderen Exponatblatt nur die "Klarsichthülle mit Inhalt" in die Blattschienen hineingehängt?

                Sicher kommt so etwas nicht so häufig vor, denn sonst hätte ich es schon einmal in einem Exponat vielleicht gesehen haben können?

                Intellisammler

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                • Michael Ehrig
                  Portugal-Sammler
                  • 17.12.2003
                  • 170

                  #9
                  Hallo @intellisammler,

                  es freut mich, dass meine Kommentare halbwegs verständlich sind (wenn auch spätnachts durch Tippfehler aufgelockert) und ich hoffe natürlich immer damit ein wenig Interesse für das wirklich schöne und spannende Sammelgebiet Portugal zu wecken.

                  Die Zeitschrift ist ein Stückchen kleiner als DIN A4, so dass sie komplett nebst erklärendem Text auf ein Albumblatt A4 passt. Bislang habe ich allerdings auch noch keine Ausstellungssammlung mit diesen Ausgaben gesehen und mein eigener Sammlungaufbau unterscheidet sich bislang doch erheblich von dem Prinzip einer Ausstellungssammlung.

                  Was ich dagegen häufiger gesehen habe sind frankierte, großformatige komplette Tageszeitungen, die in den Sammlungen dann so gefaltet gezeigt wurden, wie sie früher zum Versand gekommen waren.

                  Viele Grüße

                  Micha

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                  • Setubal
                    Setubal
                    • 02.02.2011
                    • 255

                    #10
                    hallo intellisammler,
                    Dokument über eine A 4 Seite - hatte ich mal vor langer Zeit in meinem damaligen Exponat.
                    Es war eine handgeschriebene Reisekostenabrechnung des General- Postmeisters der Grande Armee aus dem Sommer 1807 aus Warschau.
                    Abgerechnet war eine Rundreise zu den stationären Feldpostämtern im neuen Großherzogtum Warschau (von Napoleons Gnaden) über Schlesien, Berlin, Pommern, Danzig zurück nach Warschau. Interessant war auch das bezahlte "Schmiergeld" für den Kutscher zum schmieren der Radnaben der Reisekutsche.
                    Wegen der Bedeutung dieses Beleges habe ich ihn in eine Klarsichthülle gesteckt und die Beschriftung mit einem Pfeil auf die Folgeseite gebracht.
                    Ich habe für diese Aufmachung dieses Beleges nie eine negative Bemerkung von Juroren bekommen.
                    Bei einem gleich bedeutenden Beleg würde ich die Aufmachung heute wieder so gestalten.

                    Mit freundlichen Grüßen

                    Setubal

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                    • intellisammler
                      Entdecker
                      • 27.10.2003
                      • 853

                      #11
                      Hallo Descobridor,
                      Hallo Setubal,

                      vielen Dank für Eure Einschätzung zum Vorzeigen eines solchen Belegstücks. Vorerst reichen mir die beiden anfangs gezeigten Marken. So häufig wird man diese Stücke in Deutschland nicht finden.
                      Zu den beiden Marken fällt mir noch auf, dass ich die Größenunterschiede noch nicht genannt habe. Die linke Marke ist wesentlich größer. Liegt es daran, dass die Minr.16
                      ein "unfertiges Stück" ist?

                      Oder ist es ein häufiges Erscheinungsbild, welches auch bei den normalen Postwertzeichen ist beobachten ist?

                      Intellisammler

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                      • Michael Ehrig
                        Portugal-Sammler
                        • 17.12.2003
                        • 170

                        #12
                        Hallo intellisammler,

                        da diese Marken in Linienzähnung gezähnt wurden, kommen Größenunterschiede bei ihnen durchaus häufiger vor. In der von Dir bei der linken Marke gezeigten deutlichen Ausprägung sind sie jedoch nicht allzu häufig anzutreffen.

                        Bei den in Portugal in der Casa da Moeda (königliche bzw. staatliche Münze) hergestellten Marken kam in der Regel Kamm- oder Kastenzähnung zum Einsatz, Linienzähnung ist eigentlich nur bei den in anderen Druckereien hergestellten Marken anzutreffen (speziell z. B. bei den in England bei Waterlow and Sons hergestellten Ausgaben). Die Marken der SGL wurden zwar in Portugal, allerdings nicht in der königlichen bzw. staatlichen Münze, sondern in der Druckerei "A Editora Lda." in Lissabon hergestellt.

                        Viele Grüße

                        Micha

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