Starnberg-Schweiz über Frankfurt

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  • filamaxo
    Registrierter Benutzer
    • 29.01.2005
    • 300

    #1

    Starnberg-Schweiz über Frankfurt

    Der abgebildete Beleg wurde am 2.7.40 in Starnberg aufgegeben. Zielort Niederteufen/Schweiz. Frankiert mit 12Pf. Hindenburg, was wohl zu wenig war. Deshalb wurde mit Blaustift ein T angebracht.

    Bis dahin ist ja eigentlich alles in Ordnung. Nun beginnt aber das grosse Fragen.
    In Frankfurt klebte jemand weitere Hindeburgs drauf, und zwar im Gegenwert von 13 Pfennig. Gestempelt FRANKFURT(MAIN) 4.7.40. Nun war der Brief mit 25 Pf. korrekt frankiert.

    Ankunftsstempel Niederteufen 9.VII.40 und von da weiter geleitet nach Walzenhausen.
    Rückseitig hat es keine Stempel, nur Zensurkleber "Geöffnet" Oberkommando.

    Frage: War es üblich, dass damals nBriefe von Starnberg über Frankfurt in die Schweiz spediert wurden. Starnberg liegt m.W. in Bayern, oder nicht?
    Zudem ist mir nicht klar, wer in wessen Auftrag und auf wessen Kosten diese Nachfrankatur vorgenommen hat.

    Der Inhalt ist übrigens noch vorhanden. Darin erteilt Dr. Heinzel dem Empfänger eine gehörige Schelte, er solle endlich die Knete rüber schieben, die er längst versprochen habe und jetzt seit einem Jahr überfällig sei.

    Gruss

    Filamaxo
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  • wi.kr
    Registrierter Benutzer
    • 20.08.2004
    • 501

    #2
    Das ist in der Tat rätselhaft. Immerhin scheint mir der T-Vermerk im Zusammenhang mit der Auffrankierung zwei Tage nach Absendung des Belegs gestrichen worden zu sein. Der Fehler wurde ja in Deutschland bemerkt und korrigiert. Warum aber in Frankfurt? Es wäre normal gewesen, den Beleg wegen unzureichender Frankierung zurückzugeben und ein zweites Mal in Starnberg postalisch zu behandeln. Ich kann mir nur vorstellen, dass wegen der Kriegsereignisse und der Neutralität der Schweiz eine zentrale Postabfertigung in Frankfurt erfolgt, die zudem einen Überblick über möglicherweise suspekte Kontakte zur europäischen Fluchtinsel ermöglicht haben kann. Wer aber hat die 13 Pf. gestiftet?

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    • Lars Böttger
      www.arge-belux.de
      • 07.08.2003
      • 8417

      #3
      @filamaxo:

      Für die Interpretation des Briefes ist der m.W. Leitweg unerheblich. Die Differenz fiel in einem übergeordneten Postamt auf, wurde verklebt und vom Empfänger eingezogen. Eine entsprechende Nachricht ging nach Starnberg, der liebe Dr. Heinzel bekam also Besuch vom Briefträger...

      Ich kenne mich mit den Zensuren im WK II nicht aus, würde aber vermuten, dass dies auch zentralisiert war. Da lass ich mich aber gerne eines besseren belehren.

      Beste Sammlergrüsse!

      Lars

      P.S. Netter Brief! Kannte ich bisher nur von Zeppelinpost
      www.bdph.de und www.arge-belux.de

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      • wi.kr
        Registrierter Benutzer
        • 20.08.2004
        • 501

        #4
        @deckelmouc: wirklich Einziehung durch Schweizer Postboten und Regress in Staarnberg? und das 1940? glaube ich eher nicht!

        Kommentar

        • Lars Böttger
          www.arge-belux.de
          • 07.08.2003
          • 8417

          #5
          Zitat von wi.kr
          @deckelmouc: wirklich Einziehung durch Schweizer Postboten und Regress in Staarnberg? und das 1940? glaube ich eher nicht!
          @wi.kr:

          Es sollte "vom Absender eingezogen" heissen. Kleine Verwechslung... Hätte sich aber aus dem Rest erschliessen lassen können

          Beste Sammlergrüsse!

          Lars
          www.bdph.de und www.arge-belux.de

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          • TomWolf_de
            Heimatsammlung Esslingen
            • 25.10.2006
            • 140

            #6
            Hallo zusammen.

            Laut Riemer war die Zensurstelle in Frankfurt zuständig für die Schweiz, Süd- und Nordamerika sowie Südfrankreich. Das passt also.

            Gruß
            Thomas

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            • filamaxo
              Registrierter Benutzer
              • 29.01.2005
              • 300

              #7
              Eine Frage geklärt

              Damit wäre mal mindestens die Frage nach dem "Umweg" über Frankfurt geklärt. Vielen Dank, TomWolf_de.
              Die Erklärung von Deckelmouk leuchtet mir ganz gut ein, dass vermutlich der Absender quasi innerdeutsch um Nachzahlung gebeten wurde.
              Um so mehr, als ich auch schon solche Aufforderungen bekam, wenn ich bei irgend einem Brief mal zu wenig frankierte .
              Interessant ist in diesem Fall aber, dass die Nachfrankatur erst in Frankfurt geschah.

              Zitat Deckelmouk:
              ... Beste Sammlergrüsse!

              Lars

              P.S. Netter Brief! Kannte ich bisher nur von Zeppelinpost


              Ja, das finde ich auch. Vor allem gefällt mir die Qualität der drei an verschiedenen Orten abgeschlagenen Stempel. Das ist nicht immer so.
              Dass eine der in Frankfurt aufgeklebten Marken über den Starnberger Stempel lappt, ist auch noch eine Spezialzugabe.
              Sonst könnte man gut auf die Idee kommen, die Marken seien in Starnberg zwar aufgeklebt aber versehentlich nicht ab- und dafür in Frankfurt nachgestempelt worden. Wenn dem so wäre, wäre der Beleg m.E. nur halb so interessant.

              Gruss

              Filamaxo

              Kommentar

              • Lars Böttger
                www.arge-belux.de
                • 07.08.2003
                • 8417

                #8
                @filamaxo:

                Falls Du Dich wunderst, warum die 5-Pfg-Hindenburg eine Ecke ab hat, das ist ganz normal. Die Marken wurden im Innendienst aufgebraucht, d.h. kaputte Marken vom Schalter gingen an den Innendienst. Es wurde nichts weggeschmissen. Das ist also kein Manko!

                Beste Sammlergrüsse!

                Lars
                www.bdph.de und www.arge-belux.de

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                • buzones
                  Homo philatelicus hisp.
                  • 11.06.2003
                  • 567

                  #9
                  Hallo in die Runde

                  Kleine Ergänzung zum Thema:

                  Ergänzung der Freimachung, Briefsendungen in das Ausland

                  Nach dem Weltpostvertrag von Stockholm (1924) war es internatio-
                  nal zugelassen, fehlende Freimarken durch die Postverwaltungen
                  nachzukleben und die verauslagten Gebühren vom Absender ohne
                  Aufschlag einzuziehen. Dieses Verfahren wurde bei der Reichspost
                  ab dem 24.10.24 angewandt.


                  Zitiert nach: Rainer E. Lütgens: Deutsches Reich. Postgebührenkatalog 1923 bis 1945. Die Gebühren und Bestimmungen der Deutschen Reichspost im Post- und Telegraphenbetrieb vom 1.12.1923 bis zum 8.5.1945. Langenhagen und Hamburg, 1986.

                  Damit ist dann ja wohl alles geklärt!
                  Saludos filatelicos
                  Ralf

                  Kommentar

                  • Helmut2006
                    Registrierter Benutzer
                    • 13.11.2006
                    • 125

                    #10
                    Fehlende Freimarken - Postgebührenkatalog Lütgens

                    Zunächst ist dies natürlich ein sehr interessanter und außergewöhnlicher
                    Beleg. Glückwunsch!

                    Da die Frage ja nun geklärt ist, besteht mein Interesse nun an der Literatur
                    dazu:

                    Kann man den Lütgens, Postgebührenkatalog 1923-1945 noch im
                    Handel etc. beziehen ?

                    Beste Wünsche an alle
                    HK

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                    • buzones
                      Homo philatelicus hisp.
                      • 11.06.2003
                      • 567

                      #11
                      Helmut

                      Ja, kann man! Da ich aber keine Werbung machen möchte/darf, schicke ich dir die Bezugsquelle per PN,

                      Ich zeige euch nachher noch einen ähnlich "behandelten" Brief nach Kanada; hab' jetzt nur keine Zeit zum scannen.
                      Saludos filatelicos
                      Ralf

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                      • filamaxo
                        Registrierter Benutzer
                        • 29.01.2005
                        • 300

                        #12
                        Aber sofort!

                        Her damit!
                        Bin voll krass neugierig.

                        Geklärt ist beim eingangs abgebildeten Beleg noch nicht, ob der Schuldenbauer Bär der Aufforderung zur Begleichung der 100 RM nach gekommen ist.

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                        • lebenslauf
                          Registrierter Benutzer
                          • 17.07.2005
                          • 279

                          #13
                          Nachfrankierungen

                          Lars und Ralf haben die Frage der Nachfrankierungen schon ausführlich erklärt.
                          Hier noch 2 interessante Beispiel für Luftpost-Nachfrankierungen:

                          1. Zeppelinbeleg Sieger-Nr. 265Aa
                          Befördert mit Luftschiff "Graf Zeppelin" nach Argentinien.
                          Eine zweifache Nachfrankatur.
                          Porto nach Südamerika außerhalb Brasilien je 5 gr 1,50 RM + 0,25 Auslandsbrief.
                          Der Brief wurde in Hanau am 30.7.34 mit 1,50 RM freigemacht und wahrscheinlich in den Briefkasten geworfen. Im Luftpost-Leitpostamt Stuttgart wurde er gewogen und links das Gewicht aufgeschrieben, 7,5 gr, also 2. Gewichtsstufe = 3,00 RM Zeppelinporto nach Südamerika außerhalb Brasiliens.
                          Die fehlenden 1,50 RM wurden in Stuttgart nachfrankiert und am 31.7.34 abgestempelt. Vom Absender wurde der Fehlbetrag ohne Erhebung von Nachgebühr eingezogen.
                          In Friedrichshafen hat man den Brief am 4.8.34 (vor Abfahrt des Luftschiffes) noch mit 0,25 RM nachfrankiert, da beide vorherigen Postämter das fehlende Auslandsbriefporto (0,25 RM bis 20 gr) nicht bemerkt hatten.
                          Auch diese 25 Rpf wurden vom Absender ohne Strafporto eingezogen.
                          Am 5.8.1934 wurde der Brief zur 5. Südamerikafahrt mitgenommen und war am 10.8.34 in Buenos Aires.
                          Die Erhaltung ist nicht gerade berauschend, aber eine doppelte Nachfrankiertung von 2 verschiedenen Postämtern habe ich bisher noch nie gesehen.



                          2. Zeppelinbeleg Sieger-Nr. 423B
                          Befördert mit Luftschiff "Hindenburg" nach Nordamerika und von dort mit amerikanischer Flugpost nach Costa Rica weiter befördert.
                          Das richtige Gesamtporto war 2,95 RM.
                          In Duisburg wurden vom Absender mit dem Firmenfreistempler 145 frankiert.
                          Der Brief hatte ein Gewicht von 15 gr = 3. Gewichtsstufe.
                          Auslandsbrief bis 20 gr 0,25 RM
                          Zeppelinport 3 x á 5 gr 0,50 = 1,50 RM bis USA
                          von USA nach Costa Rica Luftpostporto á 5 gr 0,40 RM = 1,20 RM
                          zusammen 2,95 RM
                          Das Zeppelinporto wurde nachträglich vom Postamt Duisburg1 zufrankiert und um 23.oo Uhr abgestempelt und dieser Fehlbetrag wurde vom Briefträge ohne Nachgebühr vom Absender eingezogen.

                          Viel Vergnügen beim Nachrechnen und
                          schönen Abend
                          Siegfried

                          Mein Sammelgebiet ist Zeppelinpost und alles was nicht in den Katalogen steht.

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                          • buzones
                            Homo philatelicus hisp.
                            • 11.06.2003
                            • 567

                            #14
                            Sorry, hat länger gedauert wg. Überraschungsbesuch...

                            Siegfrieds »Zeppelin-Bomben« sind ja kaum noch zu toppen!

                            Trotzdem zeig' ich mal den versprochenen Brief:





                            Als Einschreibebrief nach Kanada in Drugehnen (Ostpreußen) am 12.3.35 17-19 aufgegeben und als Inlandseinschreiben (12 + 30 Rpfg.) freigemacht. In Königsberg am gleichen Tag zwischen 21 und 22 Uhr mit 12 Rpfg nachfrankiert (1 Rpfg. fehlt da immer noch zu 25 Rpfg. Auslandsporto!). Devisenkontrolle in(?) der Bahnpost Köln-Hannover am 13.3.35. Am 24.3. war der Brief in Winnipeg und am 25.3. am Bestimmungsort Edmonton.

                            Auch 'n hübsches Stück, nicht wahr?
                            Saludos filatelicos
                            Ralf

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                            • filamaxo
                              Registrierter Benutzer
                              • 29.01.2005
                              • 300

                              #15
                              Genau, genau, genau!

                              Zitat buzones:
                              ... Bestimmungsort Edmonton.

                              Auch 'n hübsches Stück, nicht wahr?


                              Das kann ich ohne Zögern so unterschreiben!

                              Kommentar

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