Vorphila Beirut-Leipzig 1839

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  • Altensteiger
    Registrierter Benutzer
    • 17.02.2009
    • 2

    #1

    Vorphila Beirut-Leipzig 1839

    Liebe Sammlerfreunde,
    da ich aus beruflichen Gruenden seit mehreren Jahren in Nahne Osten wohne vernachlaessige ich leider mein eigentliches Sammelgebiet (Wuerttemberg – Vorphila und Kreuzerzeit). Aber auch hier finden sich Philatelisten, die sich mit der postalischen Vergangenheit der Region beschaeftigen. Da Transitbriefe aus dem Nahen Osten nach Deutschland nicht mein Spezialgebiet sind wuerde sich ein Freund von mir ueber Eure Hilfe (Leitweg, Stempel, Taxen) mit folgendem Brief sehr freuen.

    Es handelt sich um einen Missionarsbrief von Beirut ueber Smyrna (Tuerkei) und Triest an Reverend E. Smith, care of Mr. Carl Tauchnitz, Leipzig, vom 18 Februar 1839.

    Der Brief wurde am 18.02.1839 in Beirut geschrieben und von dort mit privatem Boten zum Oesterreichischen Postamt Smyrna expediert (eroeffnet zwischen 1784 und 1817, das oesterreichische PA in Beirut wurde erst um 1845 eroeffnet).
    Wahrscheinlich ging der Brief dann mit einem Schiff des Oesterreichischen Lloyd von Smyrna nach Triest. Die gaengige Route waere dann Constatinpel-Triest (ueber Smyrna-Syra-Piraeus-Patras-Corfu-Ancona) welche ab 1. May 1837 etabliert war.
    Alle aus der Lecvante eingehende Post wurde in Triest desinfiziert (rotes Wachssiegel der Desinfektionstelle in Triest).
    Von dort ging der Brief ueber St. Pauli (?) (schwarzer Rahmenstempel St. Pauli 10. Jul. L8-10 ?) nach Leipzig.
    Der Brief traegt mehrere Stempel und Taxationsvermerke die ich nicht klar deuten kann.

    1. Einzeiler “SMIRNA” in schwarz vorderseitig (in Mueller Type A, mit Erstverwendung in 1841);
    Der frueheste Beleg von Smyrna mit oesterreichischem Lloyd ist bisher der 25. April 1838. Ist es moeglich dass der Einzeiler mit Eroffnung der Postverbindung eingefuehrt wurde? Gibt es irgendwelche Zweifel dass der Stempel echt ist?
    2. Langstempel “AT.” in schwarz ebenfalls vorderseitig. Was hat dieser Stempel zu bedeuten und wo wurde er aufgebracht (Smyrna/Triest)?
    3. Taxvermerk “10” in Roetel auf der Vorderseite. Das muessten dann wohl 10 Soldi fuer den Transport von Smyrna nach Triest sein – oder ist das das Porto bis Leipzig?
    4. Rueckseitiger Rahmenstempel “St. Pauli? 10 Jul. L8-10” in schwarz.
    Ist das wirklich St. Pauli? Transitstempel? Welchen Laufweg hatte der Brief dann von Triest (Schiff/Bahn)?
    5. Ruechseitiger Roetelvermerk “315” – was hat das zu bedeuten?

    Gab es Postabkommen zwischen Oesterreich und Deutschland zu dieser Zeit welche eine weitere Taxierung unnoetig machen?

    Vielen Dank fuer Eure Mithilfe,
    Mit freundlichen Sammlergruessen

    Altensteiger
    Angehängte Dateien
  • Lacplesis
    Russland bis 1923
    • 17.11.2006
    • 495

    #2
    Für die historisch interessierten:

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    • Roda127
      Registrierter Benutzer
      • 29.06.2008
      • 42

      #3
      Hallo Altensteiger,

      zu Punkt 4. Dies ist der Stempel der Leipziger Stadtpost und nicht St. Pauli.
      Beste Grüße
      Roda127

      Kommentar

      • bayern klassisch
        Registrierter Benutzer
        • 20.10.2005
        • 2027

        #4
        Hallo alteinsteiger,

        1
        . Einzeiler “SMIRNA” in schwarz vorderseitig (in Mueller Type A, mit Erstverwendung in 1841);
        Der frueheste Beleg von Smyrna mit oesterreichischem Lloyd ist bisher der 25. April 1838. Ist es moeglich dass der Einzeiler mit Eroffnung der Postverbindung eingefuehrt wurde? Gibt es irgendwelche Zweifel dass der Stempel echt ist?
        2. Langstempel “AT.” in schwarz ebenfalls vorderseitig. Was hat dieser Stempel zu bedeuten und wo wurde er aufgebracht (Smyrna/Triest)?
        3. Taxvermerk “10” in Roetel auf der Vorderseite. Das muessten dann wohl 10 Soldi fuer den Transport von Smyrna nach Triest sein – oder ist das das Porto bis Leipzig?
        4. Rueckseitiger Rahmenstempel “St. Pauli? 10 Jul. L8-10” in schwarz.
        Ist das wirklich St. Pauli? Transitstempel? Welchen Laufweg hatte der Brief dann von Triest (Schiff/Bahn)?
        5. Ruechseitiger Roetelvermerk “315” – was hat das zu bedeuten?
        Vom Büro und aus der Hüfte, obwohl ich kein Österreich- oder Sachsensammler bin:

        Zu 1) Möglich bis wahrscheinlich, dass die Abgabe bzw. Anfertigung des Stempels mit dem Eröffnungsdatum koinzidiert. Falsch erscheint er mir nicht.

        Zu 2) Meines Erachtens ein Stempel von Triest (ich kenne auch welche aus Wien). Er bedeutete "Austria Transito" oder "Autriche Transit", ganz wie du willst. Er wurde auf Briefen abgeschlagen, die nicht die Destination Österreich hatten, sondern Österreich transitierten.

        Zu 3) und 5) Hinten zahlte der Absender in Smyrna 36 Kreuzer Conventionsmünze = Soldi für den Transport bis Triest, dem Ausschiffungshafen.

        Für die Strecke Triest bis zur Grenze Sachsens (Bodenbach?) wurden 24 Kr. CM vorne oben rechts angesetzt.

        Sachsen strich diese, reduzierte diese 24 Kr. CM in die heimische Währung und addierte sein Porto ab da bis zum Empfänger, womit sich die 10 Groschen erklären. Es war also ein Teilfrankobrief.

        Zu 4) Nicht St. Pauli, sondern die Stadtpost von Leipzig stempelte siegelseitig. An dem Tag wurde er ausgetragen.

        Eine Leitung mit der Bahn gab es 1838 noch nicht. Er wurde per Kutsche von Triest über Wien und Böhmen nach Sachsen gefahren.

        Liebe Grüsse von bayern klassisch
        Beatus ille, qui procul negotiis

        Kommentar

        • Altensteiger
          Registrierter Benutzer
          • 17.02.2009
          • 2

          #5
          Vielen Dank fuer die Hilfe

          @Lacplesis and Rhoda117: vielen Dank fuer die nuetzlichen Hintergrundinformationen und den Hinweis dass der Stempel von der Leipziger Stadtpost ist - sorry, haette ich nach laengerem Suchen auch selbst herausfinden koennen :-)
          @bayern klassisch: waooooh - vom Buero und aus der Huefte - und dann so eine komplette Analyse und Interpretation - alle Achtung! Haette ich mir nach laengerem Lesen der Forumsbeitraege im Altdeutschland-Teil ja denken koennen (und hatte ich mir auch erhofft), dass von Dir was extrem brauchbares kommt. Aber gleich so komplett - wie macht man das? Ich glaube ich muss nach Weihnachten (da sich meine Sammlung in Deutschland befindet geht es leider nicht frueher) mal einige meiner Wuerttemberg Belege hier einstellen.
          Vielen Dank!

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          • bayern klassisch
            Registrierter Benutzer
            • 20.10.2005
            • 2027

            #6
            Hallo Altensteiger,

            erst mal sorry, ich hatte dich mit "Alteinsteiger" betitelt - eine verbale Fehlleistung gerontologischer Art.

            Vielleicht kann dir @Altsax weiterhelfen, dem auch Briefe mit sächsischer Destination gefallen. Ich weiß aber nicht, ob er sich hier noch lesenderweise im Forum aufhält.

            Gerne sehe ich mir deine Briefe an - wie viele andere hier auch, hoffe ich.

            Liebe Grüsse von bayern klassisch
            Beatus ille, qui procul negotiis

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