Innerdeutscher Postkrieg
Die vielen enthusiastischen Urteile zum Exponat kann ich nicht teilen. Der Aussteller kann froh sein, daß ich nicht (mehr) als Juror dafür in Frage komme. Selbst bei Rang 3 würde dafür auf Grund der vielen Fehler nur eine sehr niedrige Bewertung, vielleicht sogar nur eine Beteiligungsurkunde herauskommen.
Die einführende Seite 1, deren Umfang ich bei der Komplexität des Themas im Gegensatz zu manchem modernen Juroren (einschl. deckelmoux) durchaus akzeptiere, enthält zahlreiche philatelistische Fehler, die schon bei Lektüre des Michel-Spezial Deutschland Band 2 hätten fast vollständig vermieden werden können, ganz zu schweigen von den historischen, für die der Exponatersteller in Geschichtsbücher hätte greifen müssen. Überhaupt habe ich den Eindruck, der Exponatersteller nimmt es mit dem Studium von Quellen und Fachliteratur nicht ernst, bzw. er führt es überhaupt nicht durch. Deshalb hätte er bei mir für "Philatelistisches Wissen" die Bewertung "ungenügend" erhalten.
Pars pro toto nenne ich nur Mängel, die mir beim Betrachten der ersten Albumblätter mit philatelistischen Material aufgefallen sind:
Seite 3:
Der mit 24 Pfg. frankierte Brief ist um 20 % überfrankiert. Die Postwertzeichen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes waren von der "Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen für die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands", die gemäß Entscheidung der SMAD auch für den Sowjetsektor Berlins zuständig war, als gültig bei Sendungen in die SBZ und nach Ost-Berlin anerkannt gewesen, wenn die damit frankierten Sendungen in der Amerikanischen oder Britischen Besatzungszone aufgegeben waren. Rücksendungen aus der SBZ in die Bi-Zone sind mir in den letzten 60 Jahren, in denen ich mich mit dem Postkrieg befasse, nicht bekannt geworden. Ich vermute entweder,
daß ein Blankobeleg mit Sonderstempel "aufgewertet" werden sollte oder
in gleicher Absicht der Vermerk ""Zurück / Marke unzulässig" angebracht wurde.
Der Vermerk "Posttarif 24 Pfg. bis 31.8.48" ist bei einer Abstemplung vom 4.9.48 am Thema vorbeigehend.
Daß die Posthornaufdruck-Marken in Westberlin nicht anerkannt worden sein sollten, ist - deutlich gesprochen - vollendeter Quatsch. Dort waren die Posthornaufdrucke im Schalterverkauf bis Anfang September 1948 und selbstverständlich, wie im Michel zu lesen, bis 19. September 1948 gültig.
Daß der auf Seite 3 unten gezeigte Brief, der innerhalb Berlins mit Posthornaufdruck-Marken lief und in Ost-Berlin zurückgewiesen wurde, ist korrekt dargestellt. Der Vermerk "Posttarif 24 Pfg. 1.3.46 - 31.8.48" dazu ist aber falsch. Der Tarif für Standardbriefe im Ortsverkehr innerhalb Berlins betrug vom 1.3.46-31.3.49 16 Pfg.
Seite 5:
Was bei einem am 6.10.48 im Britischen Sektor von Berlin abgestempelten Beleg (Drucksache ohne darauf hinweisenden Vermerk) der Vermerk "Posttarif 6 Pfg. 1.3.46-31.8.48" soll, verstehe ich nicht. Im übrigen betrug auch im Oktober 1948 das Drucksachenporto im innerdeutschen Verkehr von Berlin aus 6 Pfg. (während es im Vgt. Wirtschaftsgebiet am 1.9.48 auf 4 Pfg. gesenkt wurde).
Daß der Posttarif von Westberlin in die SBZ vom 1.9.48 bis 31.3.66 (!) 24 Pfg. betragen haben soll, muß der Aussteller beweisen. Im Michel und den mir vorliegenden Postamtsblättern steht etwas anderes!
Seite 5:
Der Tarif für Ortspostkarten betrug von West-Berlin in den Ostsektor nicht bis 30.6.72 10 Pfg. Wofür hätten sonst die bis dahin bei der Deutschen Post Berlin bzw. der Deutschen Bundespost Berlin die 8-Pfg.-Postkarten diesen sollen? Was bei einer im April 1949 gelaufenen Drucksache der Vermerk "Posttarif 6 Pfg. 1.3.46-31.8.48" soll, muß der Exponatersteller mir noch erklären.
Der Aufkleber auf dem unteren Beleg ist übrigens nicht im Osten angebracht worden, sondern schon von der (West-Berliner) Senatspost. Im Osten war die Bezeichnung "Ostzone" tabu.
Ein Sammlerfreund, der als noch aktiver Juror im Rang 1 sich heute mit mir über das Exponat kritisch unterhielt, brachte die Empfehlung, vor der geplanten Ausstellung solle noch eine kritische Durchsicht mit Fachleuten (im Verein?) erfolgen und auch die dafür gebotene reichliche Literatur studiert werden, um Enttäuschungen zu vermeiden. Dieser Empfehlung ist von mir nichts hinzuzufügen.
Die vielen enthusiastischen Urteile zum Exponat kann ich nicht teilen. Der Aussteller kann froh sein, daß ich nicht (mehr) als Juror dafür in Frage komme. Selbst bei Rang 3 würde dafür auf Grund der vielen Fehler nur eine sehr niedrige Bewertung, vielleicht sogar nur eine Beteiligungsurkunde herauskommen.
Die einführende Seite 1, deren Umfang ich bei der Komplexität des Themas im Gegensatz zu manchem modernen Juroren (einschl. deckelmoux) durchaus akzeptiere, enthält zahlreiche philatelistische Fehler, die schon bei Lektüre des Michel-Spezial Deutschland Band 2 hätten fast vollständig vermieden werden können, ganz zu schweigen von den historischen, für die der Exponatersteller in Geschichtsbücher hätte greifen müssen. Überhaupt habe ich den Eindruck, der Exponatersteller nimmt es mit dem Studium von Quellen und Fachliteratur nicht ernst, bzw. er führt es überhaupt nicht durch. Deshalb hätte er bei mir für "Philatelistisches Wissen" die Bewertung "ungenügend" erhalten.
Pars pro toto nenne ich nur Mängel, die mir beim Betrachten der ersten Albumblätter mit philatelistischen Material aufgefallen sind:
Seite 3:
Der mit 24 Pfg. frankierte Brief ist um 20 % überfrankiert. Die Postwertzeichen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes waren von der "Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen für die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands", die gemäß Entscheidung der SMAD auch für den Sowjetsektor Berlins zuständig war, als gültig bei Sendungen in die SBZ und nach Ost-Berlin anerkannt gewesen, wenn die damit frankierten Sendungen in der Amerikanischen oder Britischen Besatzungszone aufgegeben waren. Rücksendungen aus der SBZ in die Bi-Zone sind mir in den letzten 60 Jahren, in denen ich mich mit dem Postkrieg befasse, nicht bekannt geworden. Ich vermute entweder,
daß ein Blankobeleg mit Sonderstempel "aufgewertet" werden sollte oder
in gleicher Absicht der Vermerk ""Zurück / Marke unzulässig" angebracht wurde.
Der Vermerk "Posttarif 24 Pfg. bis 31.8.48" ist bei einer Abstemplung vom 4.9.48 am Thema vorbeigehend.
Daß die Posthornaufdruck-Marken in Westberlin nicht anerkannt worden sein sollten, ist - deutlich gesprochen - vollendeter Quatsch. Dort waren die Posthornaufdrucke im Schalterverkauf bis Anfang September 1948 und selbstverständlich, wie im Michel zu lesen, bis 19. September 1948 gültig.
Daß der auf Seite 3 unten gezeigte Brief, der innerhalb Berlins mit Posthornaufdruck-Marken lief und in Ost-Berlin zurückgewiesen wurde, ist korrekt dargestellt. Der Vermerk "Posttarif 24 Pfg. 1.3.46 - 31.8.48" dazu ist aber falsch. Der Tarif für Standardbriefe im Ortsverkehr innerhalb Berlins betrug vom 1.3.46-31.3.49 16 Pfg.
Seite 5:
Was bei einem am 6.10.48 im Britischen Sektor von Berlin abgestempelten Beleg (Drucksache ohne darauf hinweisenden Vermerk) der Vermerk "Posttarif 6 Pfg. 1.3.46-31.8.48" soll, verstehe ich nicht. Im übrigen betrug auch im Oktober 1948 das Drucksachenporto im innerdeutschen Verkehr von Berlin aus 6 Pfg. (während es im Vgt. Wirtschaftsgebiet am 1.9.48 auf 4 Pfg. gesenkt wurde).
Daß der Posttarif von Westberlin in die SBZ vom 1.9.48 bis 31.3.66 (!) 24 Pfg. betragen haben soll, muß der Aussteller beweisen. Im Michel und den mir vorliegenden Postamtsblättern steht etwas anderes!
Seite 5:
Der Tarif für Ortspostkarten betrug von West-Berlin in den Ostsektor nicht bis 30.6.72 10 Pfg. Wofür hätten sonst die bis dahin bei der Deutschen Post Berlin bzw. der Deutschen Bundespost Berlin die 8-Pfg.-Postkarten diesen sollen? Was bei einer im April 1949 gelaufenen Drucksache der Vermerk "Posttarif 6 Pfg. 1.3.46-31.8.48" soll, muß der Exponatersteller mir noch erklären.
Der Aufkleber auf dem unteren Beleg ist übrigens nicht im Osten angebracht worden, sondern schon von der (West-Berliner) Senatspost. Im Osten war die Bezeichnung "Ostzone" tabu.
Ein Sammlerfreund, der als noch aktiver Juror im Rang 1 sich heute mit mir über das Exponat kritisch unterhielt, brachte die Empfehlung, vor der geplanten Ausstellung solle noch eine kritische Durchsicht mit Fachleuten (im Verein?) erfolgen und auch die dafür gebotene reichliche Literatur studiert werden, um Enttäuschungen zu vermeiden. Dieser Empfehlung ist von mir nichts hinzuzufügen.
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