Klassische Manipulationen

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  • Cophila
    Vereinsmitglied
    • 18.02.2008
    • 895

    #1

    Klassische Manipulationen

    waren früher, vor dem I. WK, etwas mehr verbreitet als heute.

    In den Fachzeitschriften von damals gab es dafür die laufenden Extrarubriken, welche es heute so nicht mehr gibt. Kaum jemand fälscht heute bekanntlich noch. (?) Somit muß es damals lohnender gewesen sein.

    Auf dem X. deutschen Philatelisten-Tag verbunden mit dem II. Bundestag deutscher und österreichischer Philatelisten-Vereine zu Gössnitz am 16. - 19. Juli 1898, gab es im Anschluss eine gemachte Mitteilung über ein "aufgehobenes Fälschungsnest" (so die Bezeichnung). Man schreibt von 10 Fälschungsarten, welche übergeben wurden. Am 8. Oktober 1897 umfasste die Partie 200.387 Stücke, sodass nun insgesammt 361.860 Fälschungen "von uns" unschädlich gemacht wurden. (gez. Deutscher Philatelisten-Verband, Gössnitz Sachsen-Altenburg).

    Nachstehend ein Lübeck-Satz der Nr. 1 - 5. Von der 2/1 Sch, rosa 19.800 Stück und von der 4 Sch, grün 21025 Stück, sind dabei vermerkt. (Dabei hat man extra "Falsch!" schwarz draufgedruckt, um vorzubeugen ).

    Im Besitze des letzten Besitzers, der dem unlauteren Treiben völlig fern stand, ist nichts mehr geblieben, was mit der Affaire im Zusammenhang steht. Wie lange diese unsauberen Geschäfte gegangen sind, geht daraus hervor, dass die Correspondenz mit Fohl, der die Fälschungen auf Abruf bei Leutsch bestellte, bis 1886 zurückreicht. Mit der Aufdeckung und Unschädlichmachung dieser alten Fälschungsquelle dürfte, wenn auch mit "peeuniären Opfern", der gesamten Philatelie ein Dienst erwiesen sein, für welche vor Allem der Dank Herrn Hauptmann v. Döring in Gera, dessen unermüdlichen Nachforschungen seit länger als Jahresfrist die endliche Auffindung und Unschädlichmachung dieses Fälschungsnestes zur Folge hatte, gebührt.

    Die vorgefundenen Druckutensilien werden dem Reichs-Postmuseum zur Verfügung gestellt, die Falsifikate aber, soweit sie nicht an die Vereine zur Verteilung gelangen, vernichtet werden. (gez. Deutscher Philat.-Verband).
    Angehängte Dateien
    Mit freundlichen Grüßen
  • Altsax
    Registrierter Benutzer
    • 22.02.2008
    • 1497

    #2
    Zitat von Cophila
    Kaum jemand fälscht heute bekanntlich noch.
    O SANCTA SIMPLICITAS

    Gefälscht wird, was sich lohnt, d.h., möglichst hohen finanziellen Ertrag bei gleichzeitig geringer Entdeckungswahrscheinlichkeit verspricht.

    Eine Ganzfälschung erfordert angesichts heutiger Prüfmöglichkeiten vergleichsweise hohen Aufwand. Reparaturen und Briefmanipulationen sind viel schwerer zu entdecken und kommen deshalb viel häufiger vor.

    Eine "Fälschung" ist schließlich jedes Sammelobjekt, das nicht ist, was es vorgibt zu sein.

    Die Trennung verläuft nicht lediglich zwischen "echt" und "falsch". Dazwischen liegt die Kategorie "falsch bzw. verfälscht oder repariert, aber nicht erkannt". Der Wettbewerb zwischen Fälscher und Prüfer hält an. Der Ausgang ist offen.

    Altsax

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    • Cophila
      Vereinsmitglied
      • 18.02.2008
      • 895

      #3
      So

      ist es u. a. auch @Altsax.

      Interessant war natürlich auch die Fälschung von der "Donau-Dampfschifffahrt - Gesellschaft", 10 Soldi grün, ungezähnt, gefunden 7.841 Stück, 17 Soldi rot, ungezähnt 46.040 Stück und 10 Soldi grün, gezähnt 7.841 Stück.

      Sowie Portugal II. Em. 50 R grün, 1.270 Stück, II. 100 R. lila, 3.257 Stück und III. Em. 5 R. braun 4.900 Stück.

      Nur die Vereine erhielten davon bekanntlich welche zu Vergleichszwecken, der Rest wurde vernichtet.
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      Mit freundlichen Grüßen

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      • Cophila
        Vereinsmitglied
        • 18.02.2008
        • 895

        #4
        Dazu

        kamen außerdem, Serbien, ein Hannoveraner, Kanada und Mauritius:
        Angehängte Dateien
        Mit freundlichen Grüßen

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        • 1867
          Registrierter Benutzer
          • 19.03.2004
          • 2054

          #5
          Hinzu kommen noch die etlichen Neudruckvarianten fast aller altdeutschen
          Staaten. Ist ne Menge Lernstoff ...
          ... Literatur spricht viele Bände ...

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          • petzlaff
            Lieber Exoten als Bund
            • 15.02.2008
            • 2068

            #6
            Zitat von Altsax
            O SANCTA SIMPLICITAS

            Eine "Fälschung" ist schließlich jedes Sammelobjekt, das nicht ist, was es vorgibt zu sein.

            Altsax
            Diese Aussage kann m.E. so nicht hingenommen werden, denn um ein Objekt als Fälschung bezeichnen zu dürfen muss eine Betrugsabsicht vorliegen. Eine gesetzeskonform angefertigte Kopie ist keine Fälschung. So müssen lt. Gesetz beispielsweise Neuprägungen von historischen Münzen (vor 1800), nicht entsprechend gekennzeichnet werden. Selbst wenn ein solches Teil als Original angeboten wird, wird es damit nicht zur Fälschung, sondern lediglich das Angebot kann einen Tatbestand des Betruges darstellen.

            In gewisser Weise ist das auch auf philatelistische Objekte anwendbar. Ein z.B. auf der Rückseite gekennzeichneter oder Anhand von Zeichnungsdetails identifizierbarer Nach/Neudruck wird nicht automatisch zur Fälschung, wenn er als Original angeboten wird. Vielmehr macht sich der Anbieter des Betruges schuldig, sofern er nicht nachweisen kann, dass er das Angebot nach bestem Wissen und Gewissen beschrieben hat.

            LG
            Stefan
            LG
            Stefan
            _________________________
            http://www.stjo66.de

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            • Altsax
              Registrierter Benutzer
              • 22.02.2008
              • 1497

              #7
              Was ist eine Fälschung?

              Zitat von petzlaff
              um ein Objekt als Fälschung bezeichnen zu dürfen muss eine Betrugsabsicht vorliegen.
              Mit Sicherheit besteht ein Unterschied zwischen einem "Facsimile", das als Lückenfüller hergestellt wird, und einer Fälschung, deren Produktion in Betrugsabsicht erfolgt.

              Der "Wert" eines Sammelobjektes besteht doch in der begrenzten Anzahl existierender Exemplare. Niemand wäre bereit, für ein "beliebig vermehrbares Gut" wesentlich mehr als die Herstellkosten auszugeben, sofern er sich als Sammler überhaupt dafür interessiert.

              In diesem Sinne ist alles als "Fälschung" zu betrachten, was eine Seltenheit vortäuscht, die ursprünglich nicht gegeben war. Das reicht von der Ganzfälschung bis zur Gummimanipulation, solange jemand bereit ist, dessen "postfrischen" Zustand entsprechend zu honorieren.

              Selbst eine Reparatur ist in diesem Sinne in die Nähe einer Fälschung zu rücken, sofern sie nicht der Erhaltung eines Sammelobjektes dient, sondern der Vortäuschung eines makellosen Zustandes, der von den Interessenten mit einem Vielfachen des Preises eines fehlerhaften Stückes honoriert wird.

              Es gibt eine Reihe von Beispielen von Sammelgebieten, die "tot" sind, weil die Grenzziehung zwischen "echt" und "falsch" nicht eindeutig möglich war.

              Insofern sollte man nicht den Eindruck erwecken, das Fälschungsproblem sei heute weniger bedeutsam als zu früheren Zeiten.

              Altsax
              Zuletzt geändert von Altsax; 26.04.2008, 13:49.

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              • Kontrollratjunkie
                Deutschland 1933 - 1949
                • 02.01.2007
                • 1267

                #8
                Zitat von Altsax
                Es gibt eine Reihe von Beispielen von Sammelgebieten, die "tot" sind, weil die Grenzziehung zwischen "echt" und "falsch" nicht eindeutig möglich war.

                Insofern sollte man nicht den Eindruck erwecken, das Fälschungsproblem sei heute weniger bedeutsam als zu früheren Zeiten.

                Altsax

                Hallo Altsax,

                in vielen Punkten gebe ich Dir Recht.
                Was mich noch interessieren dürfte, welche Sammelgebiete bezeichnest Du in dem Zusammenhang als "tot" ?

                Gruß
                KJ

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                • 1867
                  Registrierter Benutzer
                  • 19.03.2004
                  • 2054

                  #9
                  Als um rund 1890 die Neudrucke aus Berlin Leipzig und Hamburg zum Thema
                  Helgoland herauskamen, war das Gebieit tot. Das nach kurzer
                  Verausgabung der eigenen Marken. Die Sache an sich schuldet einem Manne.
                  Es waren nur 33 Jahre aber die haben gereicht um mehr als das doppelte an
                  Neudrucken herzustellen, als es Originale gibt. Unmöglich sows.
                  ... Literatur spricht viele Bände ...

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                  • Holzland-Sammler
                    Registrierter Benutzer
                    • 20.11.2007
                    • 875

                    #10
                    Zum Nachlesen

                    für Interessierte:



                    Als Buch: "E. R. Krippner und seine Falsifikate" von Hans Friebe

                    Holzland-Sammler
                    Zuletzt geändert von Holzland-Sammler; 26.04.2008, 13:40. Grund: Info-Nachtrag
                    Wer sich von Brief- oder Fiskal-Marken bzw. Vorausentwertungen der USA trennen - oder seinen Bestand vervollständigen - möchte, kann mich per PN kontaktieren.

                    Holzland-Sammler

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                    • Altsax
                      Registrierter Benutzer
                      • 22.02.2008
                      • 1497

                      #11
                      Zitat von Kontrollratjunkie
                      Was mich noch interessieren dürfte, welche Sammelgebiete bezeichnest Du in dem Zusammenhang als "tot" ?
                      Ein Beispiel aus meiner Familie:

                      In jahrzehntelanger Sammeltätigkeit wurde auf Basis einer großen Korrespondenz "aus der Zeit" eine bedeutende Infla-Sammlung zusammengetragen. Was nicht aus der eigenen Korrespondenz stammte, wurde ausschließlich "INFLA-geprüft" erworben. Der betagte Sammler lieferte die Sammlung über eine Auktion ein. Dort wurde sie aufgelöst. Die Erwerber ließen die besseren Stücke prüfen. Dabei wurde vieles für falsch erklärt, was vorher als echt geprüft worden war. Bei einem extrem seltenen Brief aus eigener Korrespondenz wurde "Austausch der Frankatur" diagnostiziert und quer über die Marke ein "FALSCH" - Signum gestempelt.

                      Der Sammler war - zu seinem "Glück" - bereits verstorben, als dieser "Befund" ankam, versehen mit dem Kommentar an den Auktionator, den Einlieferer müsse man "im Auge behalten".

                      Offensichtlich sind von diesem Gebiet so viele und gute (Stempel-) Fälschungen im Umlauf, daß sich die Prüfer einerseits nicht einig sind und andererseits selbst Echtes kaputtprüfen.

                      Von Bergedorf geht die Sage, man unterscheide nicht zwischen echten und falschen Stempeln, sondern vorwiegend zwischen erkannten und unerkannten Falschstempeln.

                      Taxis-Stempel von Bremen auf losen Marken der letzten Markenausgabe werden von Kennern nur auf Brief akzeptiert, weil es offenbar mit derzeitigen Prüfmethoden nicht möglich ist, zeitgerechte Abschläge von später angebrachten zu unterscheiden.

                      Die Beispiele ließen sich fortsetzen.

                      Wer soll sich einem derartigen Sammelgebiet noch widmen?

                      Vielleicht muß man den Rat eines Weinkenners auf die Philatelie übertragen: Der Wein muß so billig sein, daß man für das Geld nicht einmal panschen kann.

                      In diesem Sinne
                      Altsax

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                      • Cophila
                        Vereinsmitglied
                        • 18.02.2008
                        • 895

                        #12
                        Das Großherzogtum

                        Mecklenburg-Schwerin (nicht Luxemburg ) darf natürlich auch nicht fehlen:
                        Angehängte Dateien
                        Mit freundlichen Grüßen

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                        • Juergen Kraft
                          Registrierter Benutzer
                          • 30.11.2005
                          • 1747

                          #13
                          Zitat von petzlaff
                          Vielmehr macht sich der Anbieter des Betruges schuldig, sofern er nicht nachweisen kann, dass er das Angebot nach bestem Wissen und Gewissen beschrieben hat. LG
                          Stefan
                          Hallo Stefan,

                          ich widerspreche dir nur ungern. Trotzdem kurz eine Berichtigung. Deine oben zitierte Feststellung ist falsch. Nur in ganz besonders totalitären Staaten, muss man "beweisen", nach "bestem Wissen und Gewissen" gehandelt zu haben. meist wird man dort ohnehin gleich erschossen, wenn man unangenehm aufgefallen ist.

                          Soweit ist es in Deutschland noch nicht. Bevor man des Betruges für schuldig gesprochen wird, muss die Gerichtsbarkeit beweisen, dass man betrügen wollte. Wenn nicht gerade das Material zur Herstellung der Fälschung oder ein Auftrag an einen Dritten oder Zeugen dafür gefunden werden, wird es für ein Urteil nicht reichen eine falsche/verfälsche Briefmarken als echt angeboten zu haben. Das kann unangenehme Folgen zivilrechtlicher Art für den Verkäufer haben, strafrechtlich ist da nichts.
                          Jürgen Kraft, Apt. 17, 38612 El Medano, Tenerife-Sur - Spanien
                          Projekt Stempeldatenbank, Stampswiki, Linkdatenbank
                          Mitglied BDPH, AIJP (Association Internationale des Journalistes Philatéliques)

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                          • Altsax
                            Registrierter Benutzer
                            • 22.02.2008
                            • 1497

                            #14
                            Die gezeigten Oldenburg- und Mecklenburg Prägedruckfälschungen zeigen zwar, welcher Aufwand früher in Bezug auf Fälschungen betrieben wurde. Sie können aber heute niemandem mehr gefährlich werden.

                            Ein Beispiel aus jüngerer Zeit mag zeigen, wo noch heute selbst bei klassischen Stücken die Probleme liegen können.

                            Von der Sachsen Mi 3 existieren sowohl Exemplare, die auf falschem Papier (Mi 3F) von Originalplatten gedruckt worden sind, als auch Probedrucke von einer anderen Platte auf unterschiedlichen farbigen Papieren, dabei auch blaue.

                            Die Probedrucke sind zwar seltener, haben aber einen weitaus geringeren Handelswert als die "Fehldrucke". Es gibt eindeutige Merkmale, die eine Unterscheidung ermöglichen.

                            Ein verblichener "Bundesprüfer" brachte es fertig, einen solchen Probedruck als "Fehldruck" zu attestieren. Das Stück wurde vor einigen Jahren auf einer deutschen Auktion angeboten und nach Prüfung durch den derzeit aktiven Verbandsprüfer (mit zutreffendem Ergebnis "Probedruck") zurückgezogen.

                            Das hinderte den Eigentümer nicht daran, bei einem anderen Auktionator einen zweiten Versuch zu starten - natürlich ohne den aktuellen Befund des Verbandsprüfers beizufügen.

                            Letztlich verkaufte er das Stück privat, wiederum als 3F.

                            Man mag einwenden, daß in deutlich vierstelliger Preisklasse ohne aktuelle Atteste nichts verkauft werden kann. Das Beispiel zeigt aber, daß eigene Recherchen über Arbeitsgemeinschaften unerläßlich sein können.

                            Altsax
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                            • petzlaff
                              Lieber Exoten als Bund
                              • 15.02.2008
                              • 2068

                              #15
                              @erstlesen,

                              da hast du Recht - ich nehme meine diesbezügliche AUssage zurück. Letztendlich ändert das aber relativ wenig an dem Grundtenor, den ich versucht habe auszudrücken.

                              LG
                              Stefan
                              LG
                              Stefan
                              _________________________
                              http://www.stjo66.de

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