Venezuela - Revolutionsausgabe 1902

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  • olenus
    Registrierter Benutzer
    • 17.01.2008
    • 68

    #1

    Venezuela - Revolutionsausgabe 1902

    In diesen Tagen feiert eine bei uns nahezu unbekannte Briefmarkenausgabe aus den turbulenten Revolutionstagen Venezuelas ihren 110. Geburtstag, was ich zum Anlass nehmen möchte, sie in einem Beitrag vorzustellen.

    Im Jahre 1902 geriet die venezoelanische Regierung unter General Cipriano Castro unter internationalen Druck, weil sie wegen einer verfehlten Wirtschaftspolitik ihre Schulden nicht zurückzahlen konnte. Ein Teil des Militärs unter General Matos nutzte die Situation und begann im Juli mit einer Revolution. Die Revolutionäre brachten rasch den Osten Venezuelas unter Kontrolle, vor allem der Bundesstaat Guayana mit seiner Hauptstadt Ciudad Bolivar bildete das Zentrum des Aufstandes. Als neuer Governeur Guyanas setzte Motas seinen Kollegen General Ramon Farreras ein, der mit der Reorganisation der Verwaltung und des Postwesens im Herbst 1902 begann. Am 12. Oktober 1902 veröffentlichte er ein Dekret, mit dem der Postdienst wieder eröffnet wurde. Zum Verkauf im Hauptpostamt kamen einige bei der Eroberung der Stadt San Felix Ende August erbeutete 5 Centimos Marken, die violette Handstempelaufdrucke VALE Cs ... oder VALE Bs.... erhielten. Die Wertstufen waren 25, 50 und 75 cts, sowie 1, 2, 3 und 5 Bolivares. Überdruckt wurden neben den erbeuteten 5 cts mit dem Bild von Simon Bolivar auch einige Fiskalmarken wie auf dem gezeigten Brief(?)stück. Die Marken waren laut Dekret nur mit dem violetten Stempel Fiscalia de Instruccion Publica – Estado Guayana und der Unterschrift des Finanzbeamten, bis Januar 1903 Tomas Carrasco, gültig. Ab Mitte Januar übernahm der Beamte Antonio Sucre das Abzeichnen der Marken, die Farbe des Kontrollstempels wechselte von Violett nach Blau. Das Verfahren war sehr umständlich, ein Postkunde musste seinen Brief auf dem Postamt von Ciudad Bolivar aufliefern, dort wurde die Briefmarke mit dem Aufdruck angebracht (eine Abgabe der Provisorien an das Publikum war nicht gestattet). Dann musste der Brief auf dem Finanzamt zur Unterzeichnung vorgelegt werden, danach ging es wieder zur Post, wo der Brief vor der Weiterbeförderung einen üblichen Orts-Datumsstempel erhielt.
    Dieses Verfahren war bis Anfang April 1903 in Gebrauch, als die Michel-Katalog gelisteten Großen Guayanas aus Trinidad geliefert wurden. Im Gegensatz zu den Großen und Kleinen Guyanas, die in Trinidad gedruckt wurden und deren Restbestände, Neu- und/oder Nachdrucke von dort auf den philatelistischen Markt kamen, entstanden die Aufdruckprovisorien in Venezuela und wurden dort auch komplett verbraucht, weshalb sie heute kaum noch bekannt sind. Die Ausgabe wurde im Illustrierten Briefmarken-Journal Nr. 13 (Juli 1906) erstmals erwähnt. Katalogisiert wurde sie nur im Catalogo Especializado de las Estampilla de la Repulica de Venezuela (1961). Einen Artikel zu den Marken fand ich in dem Buch Philatelic Witnesses von Wolfgang Baldus aus dem Jahr 2002.
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Name: CarrascoFragment.jpg
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Größe: 59,6 KB
ID: 276762
    Ob das hier gezeigte Stück eine postalische oder fiskalische Funktion hatte, kann ich leider nicht sagen, der Wert von 1 Bolivar deutet eher auf einen fiskalischen Charakter hin, Inlandsbriefe in der Zone der Aufständischen kosteten 25 cts, einfache Auslandsbriefe der ersten Gewichtsstufe 50 cts.

    Falls jemand Exemplare dieser Marken in seiner Sammlung hat, wäre es schön, wenn es hier gezeigt werden könnte. Dankbar wäre ich auch für einen Scan der entsprechenden Seiten aus dem Venezuela-Katalog, der diese Marken listet.

    Sammlergruss
    Olenus
    Zuletzt geändert von olenus; 18.10.2012, 07:11. Grund: fehlende Jahreszahl
  • RalfvMassen
    Registrierter Benutzer
    • 02.10.2012
    • 19

    #2
    Ich habe diese Marke im Wert von 5 Centimes in zwei verschiedenen Grautönen sowie eine ähnliche Marke mit der gleichen Person im Wert von 3 Bolivares. Ich tippe auch auf eine Fiskalmarke. Bei Ihrer Marke spricht die handschriftliche Entwertung sowie zusätzliche Stempelung mit einem Dienstsiegel auch für eine fiskalische Entwertung, zumal das Dienstsiegel eine entsprechende Inschrift ausweist (Fiscalia de Instruccion Publica - Estado Guyana). Wäre schön, wenn das jemand übersetzen könnte. Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen.
    MfG RalfvMassen. PS: Wie ich ein Bild hier rein bekomme, weiss ich leider nicht.

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    • olenus
      Registrierter Benutzer
      • 17.01.2008
      • 68

      #3
      Es geht nicht um die Urmarke, die ist Massenware, es geht um den Aufdruck VALE Bs 1! Die Stempelung mit dem Kontrollstempel, dessen Text etwa "Steuer für öffentliche Bildung - Staat Guayana" lautet und die Unterschrift waren obligatorisch für die Briefmarken der Revolutionsgebiete. Das Dekret vom 12. Oktober beschreibt dieses ungewöhliche Vorgehen und spricht ausdrücklich von Marken für den Postdienst.

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      • kerrekerre
        Registrierter Benutzer
        • 11.08.2013
        • 2

        #4
        About the Revolutionspartei 1902 stamps

        Hi, I'm new here, nice to meet you all in this interesting Forum. I collect Venezuela and noticed your discussion here... Those "Revolution" stamps are very problematic and only should be accepted "on cover". Many dangerous fakes exist and are even erroneously listed in catalogs like the Yvert-Tellier as authentic. Here in Germany or Switzerland you can consult experts like Dr. Heister (BPP) or Dr. Kimmel (BPP).
        For more information about this topic or Venezuelan Stamps in general (particularly if you are trying to buy expensive classic Venezuelan stamps) I would recommend you first to consult the official Caracas Philatelic Club page:

        There you will find fully illustrated articles about these particular and other similar rare subjects, and the best resource regarding forgeries for almost all the classic series. Unfortunately, language is Spanish, but you can use the "Google Translation Toolbar" if you read English.


        (Entschuldigung aber Ich kann nich schreiben anstandigen Deutsch).

        Regards.

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        • olenus
          Registrierter Benutzer
          • 17.01.2008
          • 68

          #5
          Hello kerrekerre,
          thank you for the information and the link to the Caracas Philatelic Club page. I know that Venezoelan stamps of the revolutionary period, especially those printed in Trinidad, are very problematic. Some "reprints" (better fakes) were produced by the same printer who made the originals with more or less modified printing materials. Fortunately , many of these products were marked on the back with the printers "garantia".
          I'm interested mostly in the overprinted issue, presented in the my first thread. Do you have by chance a copy of the Catalogo Especializado de las Estampilla de la Repulica de Venezuela where this issue is listed? I would appreciate to get a scan of the page since to my knowledge, they are listed nowhere else.
          Best regards

          Kommentar

          • Harald Krieg
            Ostafrikasammler
            • 27.06.2003
            • 4789

            #6
            Hallo olenus,

            kann es sein, dass Du diesen Katalog meinst? http://www.rpsl.org.uk/viewnonrpsl.asp?thisbook=312446

            Ich kann in den philatelistischen Bibliotheken mehrfach das Werk "Catalogo Especializado de las Estampilla de Venezuela" finden, aber nie mit "de la Repulica". Sollte es dieser sein, kann ich Dir wenn sich vorher nichts ergibt gerne im September bei der Royal Philatelic Society Kopien anfertigen. Du müsstest mir dann nur etwas genauer sagen, um welchen Teil es Dir geht, da ich von Venezuela überhaupt keine Ahnung habe.

            Grüße
            Harald

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            • olenus
              Registrierter Benutzer
              • 17.01.2008
              • 68

              #7
              Sehr wahrscheinlich, dass es dieser Katalog ist, allerdings sind die oben beschriebenen Marken angeblich nur in der Ausgabe von 1961 gelistet. Ich habe die Angaben zu der Quelle nur aus dritter Hand, inwieweit das alles stimmt, kann ich nicht sagen.
              Entweder sind die gesuchten Marken chronologisch im Jahr 1902 gelistet (violette Aufdrucke mit Vale Cs ... auf Urmarken von 1893) oder im Anhang bei den speziellen Revolutionsmarken, vor den sogenannten Grossen Guayanas, die als quadratische Marken mit dem Staatswappen ziemlich einfach zu identifizieren sein sollten.
              Schon mal herzlichen Dank im voraus,
              herzlichen Gruss
              olenus
              Zuletzt geändert von olenus; 13.09.2013, 07:13.

              Kommentar

              • Harald Krieg
                Ostafrikasammler
                • 27.06.2003
                • 4789

                #8
                Hallo olenus,

                die Stücke sind auch im Katalog von 1972 enthalten. Hier die Scans mit dere ntsprechenden Katalogsierung. Ich kann Dir nicht sagen, was für eine Währung die Katalogisierung ist, aber die normale 5 C Marke ohne Aufdruck steht mit 0,25.

                Die Marken sind aber im Anschluß unter "Estampillas Fisco-Postales" gelistet, nicht bei den normalen Briefmarken.

                Grüße
                Harald

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                Zuletzt geändert von Harald Krieg; 09.09.2013, 15:34.

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                • olenus
                  Registrierter Benutzer
                  • 17.01.2008
                  • 68

                  #9
                  Hallo Harald,
                  da es sich um einen venezuelanischen Katalog handelt, sollte die Wertangabe in Bolivares angegeben sein. Bis 1983 schwankte der Bolivar etwa 3 bis 3,5 zum US$. Der damalige Katalogwert lag demnach bei etwa 300$, wobei der heutige US$ im Vergleich zu 1970 nur noch ca. 15% Kaufkraft hat. Gleicht man den Kaufkraftverlust aus, sollte der Wert heute bei 2000 US$ liegen.

                  Gruss
                  olenus

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