In diesen Tagen feiert eine bei uns nahezu unbekannte Briefmarkenausgabe aus den turbulenten Revolutionstagen Venezuelas ihren 110. Geburtstag, was ich zum Anlass nehmen möchte, sie in einem Beitrag vorzustellen.
Im Jahre 1902 geriet die venezoelanische Regierung unter General Cipriano Castro unter internationalen Druck, weil sie wegen einer verfehlten Wirtschaftspolitik ihre Schulden nicht zurückzahlen konnte. Ein Teil des Militärs unter General Matos nutzte die Situation und begann im Juli mit einer Revolution. Die Revolutionäre brachten rasch den Osten Venezuelas unter Kontrolle, vor allem der Bundesstaat Guayana mit seiner Hauptstadt Ciudad Bolivar bildete das Zentrum des Aufstandes. Als neuer Governeur Guyanas setzte Motas seinen Kollegen General Ramon Farreras ein, der mit der Reorganisation der Verwaltung und des Postwesens im Herbst 1902 begann. Am 12. Oktober 1902 veröffentlichte er ein Dekret, mit dem der Postdienst wieder eröffnet wurde. Zum Verkauf im Hauptpostamt kamen einige bei der Eroberung der Stadt San Felix Ende August erbeutete 5 Centimos Marken, die violette Handstempelaufdrucke VALE Cs ... oder VALE Bs.... erhielten. Die Wertstufen waren 25, 50 und 75 cts, sowie 1, 2, 3 und 5 Bolivares. Überdruckt wurden neben den erbeuteten 5 cts mit dem Bild von Simon Bolivar auch einige Fiskalmarken wie auf dem gezeigten Brief(?)stück. Die Marken waren laut Dekret nur mit dem violetten Stempel Fiscalia de Instruccion Publica – Estado Guayana und der Unterschrift des Finanzbeamten, bis Januar 1903 Tomas Carrasco, gültig. Ab Mitte Januar übernahm der Beamte Antonio Sucre das Abzeichnen der Marken, die Farbe des Kontrollstempels wechselte von Violett nach Blau. Das Verfahren war sehr umständlich, ein Postkunde musste seinen Brief auf dem Postamt von Ciudad Bolivar aufliefern, dort wurde die Briefmarke mit dem Aufdruck angebracht (eine Abgabe der Provisorien an das Publikum war nicht gestattet). Dann musste der Brief auf dem Finanzamt zur Unterzeichnung vorgelegt werden, danach ging es wieder zur Post, wo der Brief vor der Weiterbeförderung einen üblichen Orts-Datumsstempel erhielt.
Dieses Verfahren war bis Anfang April 1903 in Gebrauch, als die Michel-Katalog gelisteten Großen Guayanas aus Trinidad geliefert wurden. Im Gegensatz zu den Großen und Kleinen Guyanas, die in Trinidad gedruckt wurden und deren Restbestände, Neu- und/oder Nachdrucke von dort auf den philatelistischen Markt kamen, entstanden die Aufdruckprovisorien in Venezuela und wurden dort auch komplett verbraucht, weshalb sie heute kaum noch bekannt sind. Die Ausgabe wurde im Illustrierten Briefmarken-Journal Nr. 13 (Juli 1906) erstmals erwähnt. Katalogisiert wurde sie nur im Catalogo Especializado de las Estampilla de la Repulica de Venezuela (1961). Einen Artikel zu den Marken fand ich in dem Buch Philatelic Witnesses von Wolfgang Baldus aus dem Jahr 2002.

Ob das hier gezeigte Stück eine postalische oder fiskalische Funktion hatte, kann ich leider nicht sagen, der Wert von 1 Bolivar deutet eher auf einen fiskalischen Charakter hin, Inlandsbriefe in der Zone der Aufständischen kosteten 25 cts, einfache Auslandsbriefe der ersten Gewichtsstufe 50 cts.
Falls jemand Exemplare dieser Marken in seiner Sammlung hat, wäre es schön, wenn es hier gezeigt werden könnte. Dankbar wäre ich auch für einen Scan der entsprechenden Seiten aus dem Venezuela-Katalog, der diese Marken listet.
Sammlergruss
Olenus
Im Jahre 1902 geriet die venezoelanische Regierung unter General Cipriano Castro unter internationalen Druck, weil sie wegen einer verfehlten Wirtschaftspolitik ihre Schulden nicht zurückzahlen konnte. Ein Teil des Militärs unter General Matos nutzte die Situation und begann im Juli mit einer Revolution. Die Revolutionäre brachten rasch den Osten Venezuelas unter Kontrolle, vor allem der Bundesstaat Guayana mit seiner Hauptstadt Ciudad Bolivar bildete das Zentrum des Aufstandes. Als neuer Governeur Guyanas setzte Motas seinen Kollegen General Ramon Farreras ein, der mit der Reorganisation der Verwaltung und des Postwesens im Herbst 1902 begann. Am 12. Oktober 1902 veröffentlichte er ein Dekret, mit dem der Postdienst wieder eröffnet wurde. Zum Verkauf im Hauptpostamt kamen einige bei der Eroberung der Stadt San Felix Ende August erbeutete 5 Centimos Marken, die violette Handstempelaufdrucke VALE Cs ... oder VALE Bs.... erhielten. Die Wertstufen waren 25, 50 und 75 cts, sowie 1, 2, 3 und 5 Bolivares. Überdruckt wurden neben den erbeuteten 5 cts mit dem Bild von Simon Bolivar auch einige Fiskalmarken wie auf dem gezeigten Brief(?)stück. Die Marken waren laut Dekret nur mit dem violetten Stempel Fiscalia de Instruccion Publica – Estado Guayana und der Unterschrift des Finanzbeamten, bis Januar 1903 Tomas Carrasco, gültig. Ab Mitte Januar übernahm der Beamte Antonio Sucre das Abzeichnen der Marken, die Farbe des Kontrollstempels wechselte von Violett nach Blau. Das Verfahren war sehr umständlich, ein Postkunde musste seinen Brief auf dem Postamt von Ciudad Bolivar aufliefern, dort wurde die Briefmarke mit dem Aufdruck angebracht (eine Abgabe der Provisorien an das Publikum war nicht gestattet). Dann musste der Brief auf dem Finanzamt zur Unterzeichnung vorgelegt werden, danach ging es wieder zur Post, wo der Brief vor der Weiterbeförderung einen üblichen Orts-Datumsstempel erhielt.
Dieses Verfahren war bis Anfang April 1903 in Gebrauch, als die Michel-Katalog gelisteten Großen Guayanas aus Trinidad geliefert wurden. Im Gegensatz zu den Großen und Kleinen Guyanas, die in Trinidad gedruckt wurden und deren Restbestände, Neu- und/oder Nachdrucke von dort auf den philatelistischen Markt kamen, entstanden die Aufdruckprovisorien in Venezuela und wurden dort auch komplett verbraucht, weshalb sie heute kaum noch bekannt sind. Die Ausgabe wurde im Illustrierten Briefmarken-Journal Nr. 13 (Juli 1906) erstmals erwähnt. Katalogisiert wurde sie nur im Catalogo Especializado de las Estampilla de la Repulica de Venezuela (1961). Einen Artikel zu den Marken fand ich in dem Buch Philatelic Witnesses von Wolfgang Baldus aus dem Jahr 2002.
Ob das hier gezeigte Stück eine postalische oder fiskalische Funktion hatte, kann ich leider nicht sagen, der Wert von 1 Bolivar deutet eher auf einen fiskalischen Charakter hin, Inlandsbriefe in der Zone der Aufständischen kosteten 25 cts, einfache Auslandsbriefe der ersten Gewichtsstufe 50 cts.
Falls jemand Exemplare dieser Marken in seiner Sammlung hat, wäre es schön, wenn es hier gezeigt werden könnte. Dankbar wäre ich auch für einen Scan der entsprechenden Seiten aus dem Venezuela-Katalog, der diese Marken listet.
Sammlergruss
Olenus
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