Deutschland-Philatelie, wohin gehst Du?

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  • katze52
    Deutschland, Schweiz, T+T
    • 19.11.2003
    • 445

    #1

    Deutschland-Philatelie, wohin gehst Du?

    Der Verfasser dieses Berichtes hatte sich vor längerer Zeit schon einmal resignierend in diesem Forum über den Preisverfall bei Briefmarken-Standardware geäussert.

    Gerne möchte ich nun, nach etwas grösserem zeitlichen Abstand, das Thema erneut zur Diskussion stellen und um Informationen über zwischenzeitliche eigene Erfahrungen bitten.

    Wie ich schon seinerzeit bemerkte, hat sich ein weiterer Preisverfall bei einwandfreier postfrischer Standardware als auch tadelfreien sauberer gestempelten Marken der deutschen Gebiete und der meisten europäischen Länder fortgesetzt. Galt vor ein paar Monaten schon, dass Bund/Berlin/DDR der ersten Jahre gut unter 10 Prozent Michel zu haben ist (Ebay ist einfach das grösste Preisbarometer), so hat sich dieser Trend teilweise noch nach unten fortgesetzt. Im Grunde sind Kataloge nicht einmal mehr ein hilfreicher Ratgeber um die „Wert“-Verhältnisse der Marken unter einander objektiv dar zu stellen. Michel hat beispielsweise vor längerer Zeit die gestempelten DDR-Marken in Kategorien „postalisch echt gelaufen“ und „Gefälligkeit“ bzw. „Klischee“ geordnet. Davon ist beim Verkauf sauberer bedarfs gestempelter Ware nichts zu merken. Das Gebiet DDR scheint nicht nur tot zu sein, es ist „mausetot“, auch wenn mich engagierte Sammler des Gebietes jetzt sicher ganz anderer Meinung sind.
    Bund und Berlin dümpeln in einer Weise vor sich hin (ich spreche nur von bester Ware!), dass man schon Angst bekommen muss, nicht nur mehr Altpapier verwalten zu müssen.
    Als Mitarbeiter eines Fachgeschäftes sehe ich die Sache natürlich auch von der ausschliesslich kommerziellen Seite. Die sagt mir dann, dass man fast nur noch für den Erhalt des Geschäftes und Finanzamtes arbeitet, aber keinesfalls mehr auch für eigenes bescheidenes Gehalt. Wenn Ware angeboten wird, so ist die Ware der Generation, die in den glorreichen 1960-er-Jahren sammelte. Was dabei dann herauskommt – jeder mag es erahnen.

    Ist es nun die amtlicherseits ausgerufene „Krise“, die uns so verzweifeln lässt oder gibt es noch einen, vielleicht winzigen Schimmer Glück am Horizont herauf ziehen. Ich fürchte, die Situation wird nicht besser. Es gibt denn auch keine neuen Sammler mehr. Diese potentielle Gruppe der „Nachfolger“ hat sich auf Elektronik und „Spass“ spezialisiert.

    Wen mag es trösten, dass man mit „exotischen“ Sammelgebieten seine grosse Freude haben kann. Briefmarken sind das wert, was jemand bereit ist auszugeben. Kataloge sind schöne Bilderbücher, deren Nutzen darin besteht fest zu stellen, welche Nummer man der jeweiligen Marke zuordnen muss um als „Fachkraft“ zu bestehen.

    Vielleicht hat der eine oder andere eine Meinung – ich finde dieses Thema immer interessant!

    Beste Grüsse

    Karl
  • farbmarke
    Brustschild-Fan
    • 27.12.2008
    • 543

    #2
    Preisverfall bei Briefmarken

    Hallo,

    ja, das Briefmarkensammeln wird einem angeblich schwer gemacht.
    Aber, es ist doch schon verwunderlich, das die Auktionshäuser, mit guten Nachlässen und Sitzenwerten, nach wie vor, tolle Umsätze haben. Das die Bundmarken oder auch Berlin und DDR, so gefallen sind, hat wohl auch damit zu tun, das es einfach zuviel Ware davon gibt. Ich für meine Person, verkaufe meine Dubletten, das ein oder ander Mal bei Ebay. Ich erziele bei Einzelmarken Marienkirche etc., durchweg auch schon einmal 15 Prozent Michel.
    Ausserdem habe ich festgestellt, das Spezialsammlungen ( DR bis 1923 ) nur mal als Beispiel, wenn die Sammlung mit vielen geprüften Sachen bestückt ist, auch heute noch bei Auktionen oder auch Privat, einen Betrag zwischen 25 bis 30 Prozent vom Michel beträgt.
    Der Sammler, der in den fetten Jahren seine Sammlung zum Großteil aufgebaut hat und mit bis zu 60 Prozent vom Michel oder sogar noch mehr bezahlt hat, der ist wirklich zu bedauern. Aber man kann nur hoffen, das die Marktlage sich mal wieder verbessert.

    Mit freundichem Sammlergruß Michael

    Kommentar

    • Briefmarkensammler
      Viererblockjunky
      • 03.09.2006
      • 716

      #3
      Ich kann das Gejammer nicht mehr hören. Richtig ist: Wer für 60% Michel sein Lindner-Vordruck Album mit einfacher Standardware gefüllt hat, hat alles falsch gemacht. Das Zeuchs will heute keiner mehr haben.

      Für gute Stücke gibt es jedoch auch bei Bund/Berlin/DDR immer einen solventen Abnehmerkreis. Das muss noch nicht mal eine Marienkirche oder ein ** Bogen der Heuss I 50Pfg sein.

      Beispiel gefällig ? Bitteschön. Zu verkaufen waren kürzlich gestempelte Vierer der Europamarken 1960. Michelpreis für 8 Sätze sind 12,- EUR + Eckrand sagen wir mal 25% on top = 16,- EUR (genau die Summe bei der ich ausgestiegen bin)



      Endpreis 200% Michel für 60er Jahre Bund. Derer Beispiele gibt es zuhauf.

      Ich hatte vor einiger Zeit mal einen ganzen Thread mit derartigen Beispielen gefüllt. Interessiert hat das keinen. Wieso auch ? Jammern ist viel leichter, als von Beginn an "richtig zu sammeln". Lars würde sagen, ich sammle "werterhaltend"; ich würde sagen, ich sammle "mit Herz und Verstand". Im Endeffekt meinen wir wohl das Gleiche. Menschen die getrieben von falscher Gier oder schierer Ignoranz ihr schwer verdientes Geld zum Fenster rauswerfen gibt es viele. Die einen füllen teuer erworbene Standardware in ein überteuertes Linder-Album und wundern sich, wenn sie nach Jahren nur ein Ergebnis im Promille-Bereich zurückerhalten. Die anderen kaufen Telekom-Aktien für 100,- EUR pro Stück und wundern sich, wenn das ach so toll beworbene Papier nach wenigen Jahren nur noch 10% des Einstiegspreises wert ist. Der Schlag Menschen, der sich derartig
      "unökonomisch" verhält, ist in beiden Fällen der selbe.

      Kommentar

      • dab
        Infla Ganzsachen
        • 07.03.2008
        • 79

        #4
        Zitat von Briefmarkensammler
        Ich kann das Gejammer nicht mehr hören. ...
        Jammern ist viel leichter, als von Beginn an "richtig zu sammeln".
        Ich stimme uneingeschränkt zu.
        Allerdings sammelt jeder richtig, wenn er sammelt und nicht fertige Sammlungen kauft (Damit sind auch Abos gemeint).
        Die Wertsteigerung oder der Werterhalt ist m.E. kein Teil der Sammelleidenschaft im Allgemeinen.
        Ein Fußballfan erwartet ja auch nicht, die Eintrittskarten oder die Quittungen des Premiere-Abos zum gleichen Preis verkaufen zu können.
        dab

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        • Lars Böttger
          www.arge-belux.de
          • 07.08.2003
          • 8417

          #5
          @katze52:

          Hab gestern nach Wochen der Abstinenz mal wieder bei eBay reingesehen und ein paar Suchroutinen laufen lassen. Ehrlich gesagt hab ich mich bestätigt gefühlt - entweder uralte "Sofortkauf-Angebote" oder verspammter Müll. Für mich ist eBay "tot". Ich werde bestimmt ab und zu wieder reinsehen, aber wenn ich ordentliche Marken haben möchte - zu einem vernünftigen Preis - dann gehe ich zu einem Tauschtag oder einer Börse. Und da zahle ich gerne 30% vom Katalog. Bei schönen Stücken ohne weiteres deutlich mehr.

          Lange Rede, kurzer Sinn: Hat sich eBay überlebt? Wenden sich erfahrene Sammler ab und fallen deshalb die Preise?

          Beste Sammlergrüsse!

          Lars
          www.bdph.de und www.arge-belux.de

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          • bayern klassisch
            Registrierter Benutzer
            • 20.10.2005
            • 2027

            #6
            Lieber Lars,

            da bist du nicht allein. Das Gratis - Einstellen für die Privaten war ein Schuß in den Ofen. Wenn ich von 1.000 Objekten eines sehe, das interessant sein könnte, war das Durchkämmen für mich schon recht erfolgreich.

            Wenn die großen Sammler, so sie überhaupt bei eBay vertreten waren, aussteigen, ist der Drops dort final gelutscht. Dann folgt Müll dem Müll.
            Ebay für die Underdogs? Keine rhetorische Frage mehr ...

            Noch etwas zu der allgemeinen Überlegung: Die Quantität der Sammler nimmt ab, die Qualiät nimmt zu. Um es auf eine sportliche Ebene zu hieven.

            Welchem Teilnehmerfeld im 100m Sprint bei den olympischen Spielen würde man eher zujubeln, 9,90, 9,80 und 9,70 Sekunden Läufern, oder Opa und Oma Hoppenstedt?

            Prozentual gesehen hat sich die Spitzenphilatelie in dem Maße nach vorne entwickelt, wie sich die Breitenphilatelie zurück entwickelt hat. Eine Kompensation von unten nach oben gewissermassen. Wem wäre es lieber, außer den Vordruckalbenherstellern und eBay, wenn es in die andere Richtung liefe?

            Liebe Grüsse von bayern klassisch
            Beatus ille, qui procul negotiis

            Kommentar

            • Lars Böttger
              www.arge-belux.de
              • 07.08.2003
              • 8417

              #7
              Salut Ralph,

              mir klingen noch die Worte eines grossen Fälschungsanbieters im Ohr: "Für die Fälschung der 'Marienkirche' bekomme ich fast den gleichen Preis wie für das Original" - so kann eBay nicht funktionieren bzw. ein gewerblicher Händler kann nicht überleben. Für viele Sammler ist eBay eine "Fälschungsbude" - entsprechend gering sind die bewillgen entsprechend geringe Preise.

              Die 1-Euro-Angebote und der Weg zum "Neuware"-Verkäufer sind in der Tat Sargnägel. Da such ich lieber bei Delcampe, da hab ich auch die "Müllschicht", aber dafür eine viel detailliertere Aufgliederung der einzelnen Länder.

              Den Qualitätsaspekt vertritt (völlig zurecht) @briefmarkensammler. Schöne Stücke haben immer ihren Preis. Auf eBay oder auf anderen Plattformen oder bei anderen Anbietern.

              Ich kann mir vorstellen, dass viele Sammler, die in den Briefmarkenforen mitlesen, auch vom "Qualitätsvirus" erfasst werden. Wenn man ständig schöne und interessante Marken und Briefe präsentiert bekommt, dann hat man auf seine kurzzähnigen, entfalzten und eckgestempelten Lückenfüller keinen Bock mehr.

              Beste Sammlergrüsse!

              Lars
              www.bdph.de und www.arge-belux.de

              Kommentar

              • Rainer Fuchs
                Weltenbürger
                • 02.06.2004
                • 3776

                #8
                Zu den Erlösen von Deutschen Gebieten kann ich nichts sagen da ich diese nicht verfolge.
                Aber auch Standardware meiner Gebiete werden nicht mehr so gut verkauft als früher, allerdings, echt seltene Sachen erzielen hier teilweise höhere Preise als bei echten Auktionen. Ich denke dass die Wahrscheinlichkeit dass man was im großen Angebt findet, höher ist als bei der Unzahl von Auktionshäusern.
                Ich denke dass sich die Auktionshäuser mal zusammen tun sollten und alle Häuser ihre Auktionen über EINEN Platz (ähnlich wie philasearch, stampcircuit etc. ) anbieten. Ich haben keine Lust die Internetseiten von Unmengen an verschiedenen Auktionshäusern im Internet zu durchforsten..., das wäre aber bereits was für eine separate Diskussion...
                Mitglied bei:
                BDPh, DASV, APS, RPSL (FRSPL), SG-Lateinamerika, India Study Circle, FG Indien, AROS, NTPSC, ONEPS, COPAPHIL etc...

                Sammelgebiete:

                Kommentar

                • feuerwehrauto
                  Registrierter Benutzer
                  • 10.08.2009
                  • 13

                  #9
                  Preisverfall ist unterschiedlich

                  Zitat von Briefmarkensammler

                  Endpreis 200% Michel für 60er Jahre Bund. Derer Beispiele gibt es zuhauf.

                  Ich hatte vor einiger Zeit mal einen ganzen Thread mit derartigen Beispielen gefüllt. Interessiert hat das keinen. Wieso auch ? Jammern ist viel leichter, als von Beginn an "richtig zu sammeln". Lars würde sagen, ich sammle "werterhaltend"; ich würde sagen, ich sammle "mit Herz und Verstand".

                  Hallo Briefmarkensammler,
                  die Beispiele, die Sie erwähnen, habe ich damals durchaus mit Interesse zur Kenntnis genommen, von meiner Seite vielen Dank dafür.
                  Allgemein denke ich, der Preisverfall, soweit er stattfindet, ist differenziert zu sehen. Frühe Bund-Ausgaben, die im Michel unter etwa 100 Euro notiert sind, sind bei ebay mit etwas Geduld in der Tat für 5% zu haben. Z.B. die "Ifraba"-Ausgabe Michelmnr. 171/72. Nun lässt sich über Geschmack streiten, aber diese Marken sind ziemlich hässlich, das mag auch eine Rolle spielen. 1953 waren sie wahrscheinlich absolut trendy, wie man heute sagen würde, bis dahin fiel der Bundespost ja selbt für Wohlfahrtsausgaben nichts anderes ein als einfarbige Marken mit Köpfen drauf.

                  Bei höherwertigen frühen Bund-Ausgaben sieht das nach meiner Wahrnehmung anders aus, für gute Qualität muss man bei ebay gestempelt zwischen 10 und 15% rechnen, postfrisch z.T. auch mehr.
                  Bei echt gelaufenen Briefen aus dieser Zeit, die mich interessieren, gilt m.E. eine ähnliche "Nichtlinearität". Höherwertige Briefe (200 Michel-Euro und mehr) sind auch bei mäßiger Erhaltung eigentlich nur vereinzelt für unter 15% zu bekommen, oft ist es deutlich mehr. Irre Preise werden z.T. für Mehrfachfrankaturen der frühen Wohlfahrts-Höchstwerte gezahlt, z.B. ein Brief mit 3x der 176 für über 200 E bei ebay.

                  Viele Grüße vom feuerwehrauto

                  Kommentar

                  • Udo Korte
                    Registrierter Benutzer
                    • 03.09.2003
                    • 301

                    #10
                    Hallo Zusammen !

                    Ich habe immer ein gewisses Problem damit bei modernen Marken oder modernen Sammelgebieten einen gerechten Geldgegenwert zu finden.

                    Wer sich allein auf den Michelkatalog verlässt zahlt meiner Meinung nach selbst bei den jahrzehntelang allgemein akzeptierten 35 bis 60 % inzwischen nur noch drauf, weil es defakto keinen greifbaren Wiederverkaufswert gibt.

                    Das mag zum einen daran liegen, das im allgemeinen nur noch besondere Spezialitäten einen nennenswerten, oder relevanten Handelswert haben.

                    Zum anderen liegts daran das alles, was eben nichts SPEZIELLES ist
                    durch die fehlende Generationen von "neuen" Briefmarkensammlern tatsächlich an jeder Ecke zu haben ist. Das macht sich natürlich auch im Handelspreis bemerkbar.

                    Wer sein Hobby aus freude pflegt, dem ist der Preisverfall redlich egal -
                    wer sich modernen Marken widmet um sich eine "wertvolle Sammlung nach Vordruckblättern" aufzubauen, wird - sofern es sich um moderne
                    Hauptnummern-Ländersammlungen handelt, sein investiertes Geld nicht wieder zurück bekommen.

                    Den meisten Sammlern ist das mittlerweile klar.

                    Die Spezialisierungen innerhalb eines Gebietes sind der letzte Bereich, in dem meiner Meinung nach noch Handelswerte zu erzielen sind. Dafür ist aber der Michel-Katalog - selbst als "Spezial" nicht mehr aussreichend.

                    Ob jemand jetzt auf "postfrischer als postfrisch" umsteigt, oder seine Ländersammlung einheitlich als "Ecke unten links" umbaut ist egal - die normale heile Marke als Hauptnummer ist als allgemeines Preisbarometer mittlerweile untauglich.
                    6o Pfg. "Kölner Postfälschung", tadellos postfrisch ....

                    Kommentar

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