Eine Frage der Farbe - Teil3

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  • Ben 11
    Registrierter Benutzer
    • 22.06.2013
    • 572

    #1

    Eine Frage der Farbe - Teil3

    Hallo Zusammen,
    ich hoffe, Ihr hattet einen fleißigen Weihnachtsmann und Eure Wünsche wurden erfüllt. Für die weiteren Tage zwischen den Jahren wünsche ich Euch eine entspannte und ruhige Zeit und dann viel Gesundheit und Erfolg in allem, was Ihr so vorhabt.

    Als Zwischenspiel möchte ich mal den heutigen Beitrag zum Thema Farbe betrachten. Es gibt nichts wesentlich Neues neben der Farbe, die wir aus den anderen Teilen schon kennen. Aber der Inhalt zeigt doch, wie wir von Einem zum Anderen kommen und legt somit Grundlagen wir den nächsten Teil. Wer natürlich den weihnachtlich trägen Geist in Schwung bringen will, kann gern die mathematischen Rechnungen nachvollziehen.

    Das gemessene Spektrum reflektierten Lichts beinhaltet alle notwendigen Informationen zu einer Farbe. Da wir damit aber nichts weiter anfangen können, machen wir etwas, was das menschliche Auge auch tut. Das Auge besitzt Rezeptoren für die Primärfarben Rot, Grün und Blau, mit denen der Farbreiz in diese drei Bestandteile zerlegt und zur Farbwahrnehmung vermischt wird. Gewissermaßen durch Multiplikation des gemessenen Spektrums mit den entsprechenden Werten der Primärfarben erhält man die Normfarbwerte. Die Normspektralwertfunktionen x ̅(λ),y ̅(λ) ,z ̅(λ), z.B. der Normlichtart D50, findet man in Tabellenform in der einschlägigen Literatur, z.B. "M. Richter, Einführung in die Farbmetrik, Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1981"
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Name: Spektralwertfunktion.jpg
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ID: 278584

    Da wir keinen geschlossen Kurvenzug haben, sondern nur Punkte, lösen wir die integrale Gleichung über die Summenfunktion (aus der Schulzeit bekannt). Zusätzlich wird ein Faktor "k" für den Abgleich auf die weiße Farbe eingeführt und dann haben wir die Normfarbwerte unseres Beispiels.
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Name: Berechnungen.jpg
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ID: 278585

    Mit den Normfarbwerten X, Y, Z befindet man sich nun in einem vektoriellen, 3 dimensionalen, Normfarbraum. Der spezielle Farbort F der farblichen Wahrnehmung wird also aus der Addition der drei Vektoren X, Y, Z gebildet. Da das Mitte des 20. Jahrhunderts ohne Rechentechnik wenig anschaulich war, rechnete man den 3D Farbraum wieder auf eine 2D Darstellung zurück. Es werden die Normfarbwertanteile x, y, z ermittelt. Da der z- Wert einfach aus der Beziehung x+y+z=1 berechnet werden kann, verzichtet man in der grafischen Darstellung auf diesen.
    Die Koordinaten {x, y} markieren in der Normfarbtafel einen Punkt im grünen Bereich. Das Bild der Farbtafel stammt wieder aus o.g. Buch und ist auch sonst überall zu finden. Damit ist die Farbe für die Briefmarke wieder gut beschrieben.
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Name: Farbort Farbtafel.jpg
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ID: 278586

    Nachteilig ist hier jedoch, dass für die wahrgenommene Farbe nur deren Farbort beschrieben wird. Es fehlt die Helligkeit als 3. Koordinate im Farbraum. Ein Vergleich mehrerer Farben im Sinne einer zulässigen Abweichung von einem Sollwert oder die Definition einer Toleranz ist aufgrund ungleichmäßiger Abstände zwischen berechneten Farborten unbrauchbar.
    Das Normfarbsystem X, Y, Z wurde 1931 von der Internationalen Beleuchtungskommission (CIE – Commission internationale de l’éclairage) entwickelt. In der praktischen Arbeit spielt die Farbtafel heute allerdings keine Rolle mehr.
    Viele Grüße, Ben
    stay curious.
  • Buffet
    Registrierter Benutzer
    • 08.06.2015
    • 2

    #2
    Hallo Ben11,

    vielleicht darf ich Sie ansprechen betreff Ihrer Beispielrechnung der Normfarbwerte.
    Ich beschätfige mich schon eine ganze Weile mit der Thematik, habe jedoch mit Briefmarken so rein garnichts zu tun.
    Ich hoffe das mir trotzdem kurz helfen.
    Ich Bin aus der Beleuchtungsbranche und mir geht es um die Analyse von Lichtquellen.
    Mein Hintergrund ist, das ich ein Selbstbauspektrometer besitze, welches ich nach und nach mit weiteren Features austatten möchte.
    Derzeit kann ich "nur" ein Spektrogramm aufzeichnen und die Werte zum Beispiel in Ecxel auswerten. Nun ist es jedoch so, das die Aussage zur Qualität einen Lichtquelle mehrerer Parameter bedarf. Und zwar neben der Lichtausbeute(Lumen) auch der Farbort und ganz wichtig die Farbwiedergabe.
    Nun aber zu meinem Problem.
    Die von Ihnen dargestellte Berrechnung der X Y Z Werte habe ich per Excel nachvollzogen.
    Ich komme allerdings nicht mit der Berrechnung des Normierungsfaktors klar. So wie ich die Formel lese multipliziere ich jeweils pro Wellenlänge den Y Wert der Normlichtart (z.b.D50) mit dem vom Spektrometer gemessenen Wert.
    Alle Produkte werden anschließend summiert und ergeben den Wert unter dem Bruchstrich, der durch 100 geteilt wird.
    Als Beispiel für 400nm : 0,002 x 2,85 = 0,0057................
    Ich habe versucht das Pferd von hinten aufzuzäumen. Um auf 0,0952246 zu kommen, sollte unter dem Bruchstrich in etwa 1050,14 stehen.
    Aber egal wie ich rechne, komme ich nicht auf den Wert. Da ich die Werte für Normlichtart D50 nicht gefunden habe ich es mit D65
    probiert. Hier kommen ich auf einem Normierungsfaktor von 0,137. Das ist aber zu weit weg. Oder sind die Normlichtarten doch so verschieden? Vom Spektrogram ist D65 nicht weit von D50 entfernt.
    Haben Sie einen Tip für mich woran es liegen könnte ???
    Ich wäre Ihnen sehr dankbar.

    gruß

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    • Ben 11
      Registrierter Benutzer
      • 22.06.2013
      • 572

      #3
      Hallo Buffet,

      nun, Werte für das Normlicht D50 zu finden, ist nicht so einfach. Der Besuch in einer Bibliothek wirkt hier manchmal Wunder:
      ... findet man in Tabellenform in der einschlägigen Literatur, z.B. "M. Richter, Einführung in die Farbmetrik, Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1981
      In meiner Berechnung habe ich die nachfolgenden Werte aus o.g. Quelle verwendet (wobei die Angabe nicht vollständig ist).
      Zitat: "D50 = {49.3, 56.5, ..., 74.8, 87.3, 90.6, ..., 97.1, 102.1, 100.8, ..., 99.3, 99, 95.7, 98.8, ..., 99.1, 87.4, 91.6}"

      Zur Berechnung des Faktors k verwendet man die Normspektralwertfunktion y ̅(λ) und die Werte einer bestimmten Normlichtart, z.B. D50 oder D65. Messwerte gehen erst in der Berechnung der Normfarbwerte X, Y, Z ein. Mit dem Faktor k wird die Helligkeit des reflektierten Lichts auf einen festen Wert genormt. Diese Normierung dient der Vorbereitung der eigentlichen Darstellung des Ergebnisses in einer Farbtafel, also in 2D.

      Eine solche Berechnung macht man heute eigentlich nicht mehr "zu Fuß", da moderne Messgeräte Ergebnisse als L*a*b* -Werte angeben, die im 3D Raum dargestellt werden.

      Deine Rückwärtsrechnung ist bis zum Wert 1050,14 unter dem Bruchstrich richtig. Danach ergibt sich ein Gleichungssystem mit 31 (!) Unbekannten. Selbst mit Anwendung des Gauss Algorithmus ist das m.E. nicht realisierbar. Einfacher ist es dagegen, die Berechnung von vorn zu verstehen, was wieder auf die Fachbücher in einer Bibliothek zurückführt.

      D50 wird in der grafischen Industrie verwendet, wenn man gedruckte Farben mit den Vorlagen zum Druck vergleichen will.

      Viele Grüße und viel Erfolg bei Deinen Berechnungen.
      Ben.
      Zuletzt geändert von Ben 11; 10.06.2015, 17:36. Grund: Daten korrigiert
      stay curious.

      Kommentar

      • Buffet
        Registrierter Benutzer
        • 08.06.2015
        • 2

        #4
        Hallo Ben 11,

        vielen Dank für die Hilfe.

        Die Berechnungen laufen nun einwandfrei.
        Die Ergebnisse habe ich mit einem Farbausdruck des Farbraums überprüft.
        Für die klassische Glühlampe und verschiedene Leuchtstofflampen hat mein Spektrometer verblüffend genaue Ergebnisse abgeliefert.
        Das ein oder andere Leuchtmittel passt aber noch nicht mit den Werten.

        Du hast schon recht, das nur das verstehen der Formel, zum Erfolg führen kann.
        Ich hatte genau aus diesem Grund nämlich falsche Werte verwendet. Für S in der Normierungsformel habe ich den y Wert der Normlichtspektralfunktion eingesetzt !?!
        Die Formeln an sich findet man unzählige Male im Internet, jedoch immer ohne Beispielrechnung.
        Deshalb nochmals danke das Du hier einen konkreten Rechenweg aufgezeigt hast. Für den mathematisch nicht ganz so versierten
        "Realschüler", sind die Formeln schon nicht ganz ohne.

        Ich werde mich nun mit den weiterführende Berechnungen zu Farbtemperatur und Farbwiedergabe befassen,
        was ohne die ermittelten Normfarbwerte nicht möglich wäre.

        gruß

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        • peony61
          Dr. Carsten Burkhardt
          • 28.09.2007
          • 121

          #5
          re: Ben 11

          <<<Das gemessene Spektrum reflektierten Lichts beinhaltet alle notwendigen Informationen zu einer Farbe. Da wir damit aber nichts weiter anfangen können, machen wir etwas, was das menschliche Auge auch tut. >>>

          Hallo Ben 11,
          ich stimme diesem Satz nicht zu.
          Die Kurve aus der spektrophometrischen Messung ist wie ein Fingerabdruck und zeigt mit hoher Genauigkeit, welches Piment benutzt wurde. Parallelverschiebungen nach oben oder unten (mehr oder weniger Reflektion bei gleichem Kurvenverlauf) entspricht demselben Pigment mit stärkerem oder schwächerem Farbauftrag.
          Die L*a*b oder L*C*h Werte und der entsprechende 3D-Raum sind nur modellhafte Ergänzungen, um die Farben zu verstehen. Mit ein und demselben Pigment gedruckte Briefmarken ergeben durch die unterschiedlichen Druck-Einflüsse Punktwolken mit mehr oder weniger großer Streuung. Aus diesen Punkten kann man nicht auf das Pigment selbst zurückschließen, sondern nur auf einen Aspekt in der jeweiligen Projektion.

          Ich habe inzwischen über 40.000 Marken spektralphotometrisch untersucht.
          Nur die Kurve entscheidet wirklich, die Pünktchen und der daraus geschlussfolgerte "Farbabstand" sind nur ein wenig entscheidendes Hilfsmittel.

          Viele Grüße

          Dr. Carsten Burhardt

          Kommentar

          • Ben 11
            Registrierter Benutzer
            • 22.06.2013
            • 572

            #6
            Guten Abend Carsten,

            selbstverständlich kannst Du diesem Satz nicht zustimmen, denn bei einer Zustimmung würdest Du Deine eigene Untersuchungsmethode in Frage stellen .

            Zu der Methode habe ich schon in verschiedenen Beiträgen geschrieben und möchte heute nicht näher darauf eingehen. Der "Fingerabdruck" allerdings verdient schon noch eine Erklärung.
            Die Bewertung einer Farbe erfolgt normal durch zwei Kriterien:
            - der spektralen Zusammensetzung (also dem bereits diskutierten gemessenen Kurvenverlauf der Remissionswerte) und
            - der individuellen Arbeitsweise des menschlichen Auges.

            Selbstverständlich werden Farben mit gleich verlaufenden spektralen Kurven gleich beurteilt. Es können aber auch Farben mit unterschiedlichen spektralen Kurven durch das Auge als gleich beurteilt werden. In der Farbmetrik spricht man deshalb von „bedingt gleichen Farben“. Unterschiedliche physikalische Eigenschaften der Farbe werden dabei vom Auge nicht unterschieden. Demzufolge vermittelt die Spektralkurve einer Farbe nur eine erste Vorstellung über die eigentliche Farbe. Erst die Verarbeitung des Farbreizes durch das menschliche Auge und danach die Zuordnung zu einem Farbraummodell (ob 2- oder 3-dimensional spielt dabei keine Rolle) ermöglicht eine genaue Unterscheidung.

            Im Buch "Die Köpfeserie 1948-1954 - Handbuch und Spezialkatalog" stößt man ständig auf das Phänomen der bedingt gleichen Farben. Als Beispiel sei hier mal die blaugraue Form der 2Pf "Käthe Kollwitz" genannt. Die helle blaugraue Form hat mehrere unterschiedliche Kurvenabbildungen. Kurios erscheint dabei auch, dass die dunkel braunschwarze Form den gleichen Kurvenverlauf habe soll, wie manche blaugraue Variante. Die Einmaligkeit des "Fingerabdruckes" funktioniert also nicht.

            Die Darstellung der Farbe in einem 3D Raum ist natürlich ein Modell zum Verständnis. Über dieses Modell kann man aber den Unterschied zwischen zwei Farben in Form des Abstandes präzise bestimmen und ein objektives Kriterium der Trennung definieren.
            Ich hatte in einem Beitrag schon darauf hingewiesen, dass L*a*b* und L*C*h* den gleichen Farbraum darstellen und nur die Schreibweise der Koordinaten unterschiedlich ist: kartesisch (x,y) oder polar (Winkel und Abstand). Man erkennt das auch daran, dass Projektionen auf die a*b* Ebene und die C*h* Ebene gleich aussehen. Ansonsten sind die Projektionen wenig hilfreich.

            Du siehst also, das vermeintlich "nur wenig entscheidende Hilfsmittel" Farbabstand definiert das eigentliche Kriterium der Unterscheidbarkeit von 2 Farben.

            Viele Grüße
            Ben.
            stay curious.

            Kommentar

            • peony61
              Dr. Carsten Burkhardt
              • 28.09.2007
              • 121

              #7
              Hallo Ben,
              danke für die Antwort.
              bei der 2 Pf Kollwitz gibt es bei kritischer Betrachtung keine einzige Farbe, die sauber trennbar und damit fehlerfrei prüfbar ist. Wenn es nach mir ginge, würden dort alle Farben aus dem Katalog fallen. Die anhand der Kurven unterscheidbaren Forschungfarben sind nur in der Forschung von Belang.

              Ich möchte, um Missverständnisse zu vermeiden, betonen, dass man zum Abgrenzen der Farben zuerst einmal alle verfügbaren Verfahren benutzen muss. Ich habe alle Farben (in der Forschungsphase) im 3D-Raum miteinander verglichen , siehe http:/www.koepfe1.de/bilder_2009/kurven/214/fs.html und dokumentiert. Die Links auf den Namen FF1 etc weit unten führen zu den jeweiligen Kreuzvergleichen mit allen Diagrammen. Aus Platzgründen ist das im Buch natürlich alles weggelassen worden.

              Wenn man sich bei der 8 Pf die Farben FF3 und FF5 ansieht (die jetzt wieder zu einer unrühmlichen Streichung durch den BPP geführt haben), erkennt man, dass es nach den Punktwolken "bedingt gleiche Farben" sind. Die Wolken liegen immer übereinander, es gibt also keinen Farbabstand. Mit der Kurve sind beide Farben aber sauber trennbar und dann erkennt man, dass es visuelle Unterschiede gebt: FF3 ist immer silbrig-glänzend, egal ober postfrisch oder gewaschen, FF5 ist immer stumpf-matt. Unter UV gibt es weitere sichere Unterschiede.

              Die 3D "Farbe" beider Gruppen ist gleich. Zum Sortieren kann man also keinen Strich durch die Wolke ziehen, wie ich das schon des öfteren gesehen habe (ab hier ist b!), sondern man muss sie einmal mit Hilfe der Kurve sauber aufstecken. Danach reicht die visuelle Bestimmung. Wenn man einmal vermessene und wirklich saubere Reihen hat, braucht man keine Messtechnik mehr.

              Jetzt aber zu behaupten, der BPP prüfe nicht nach Kurven (damit zitiere ich sowohl Siegfried Paul, Karsten Ruscher als auch Jörg Schönherr), sondern nur nach der 3D-Farbe, stellt die Tatsachen völlig auf den Kopf.

              Und damit habe ich ein Problem. Es geht nicht um "Die Einmaligkeit des Fingerabdruckes", sondern um mehrere Methoden, die sich ergänzen, aber einzeln sinnlos sind.

              Viele Grüße

              Carsten

              Kommentar

              • Jurek
                DDR Spezial, bis MiNr.745
                • 28.09.2005
                • 2834

                #8
                Zitat von Carsten Burkhardt
                Jetzt aber zu behaupten, der BPP prüfe nicht nach Kurven (damit zitiere ich sowohl Siegfried Paul, Karsten Ruscher als auch Jörg Schönherr), sondern nur nach der 3D-Farbe, stellt die Tatsachen völlig auf den Kopf.
                Mich täte interessieren, was oder wo konkret wäre solche Aussage belegbar, dass die BPP Prüfer (z.B. Paul) meinte, dass er prüft (durch Vorlagen, da die BPP Prüfer tun ja nicht die Briefmarken jeweils selber vermessen) "NUR" nach der "3D-Farbe" (Farbraum) und nicht auch nach Kurven?
                Soweit mir noch in Erinnerung ist, war der Konflikt zw. Hr. Paul und Hr. Schönherr der, dass Hr. Paul hatte sich auf den BPP anerkannten Fachmann Bernhöft berufen, der auch den 3D-Farbraum berücksichtigt. Während Hr. Schönherr soll einen eigenen "Vermesser" gehabt haben, welcher das nicht berücksichtig hat.
                Also es ging vielmehr darum, wie der Hr. Bernhöft das vermessen hatte und warum er auf anderes Ergebnis kam als der Vermesser vom Hr. Schönherr…
                Aber dass Paul NUR nach 3D-Farbraum ohne Kurven bedacht wäre? Gehört nicht das eine auch zu dem anderen?
                ABER bei den ganzen Kurven ohne 3D-Farbraum, das ist kein richtiges Ergebnis, und darum ging es auch. Oder nicht?

                Was könnt ihr mir dazu mitteilen?

                Beste Sammlergrüße!

                Kommentar

                • peony61
                  Dr. Carsten Burkhardt
                  • 28.09.2007
                  • 121

                  #9
                  Belegbar? Schriftlich schwierig.
                  Alles was der eine "böse Herr" zu dieser Thematik aussagt, dient letztlich nur dazu, alle anderen auszugrenzen und ihnen fehlerhafte Methoden zu unterstellen, damit er mit seiner Methodik als der einzig wahre übrig bleibt.
                  Wer anstrebt, das führende Prüfbüro zur DDR-Philatelie zu werden, kann keinen zweiten neben sich dulden, ganz egal ob aus Dessau, Leipzig, Uelzen oder Cottbus.
                  Als damals die Farbgruppe gebildet wurde, geschah das bewusst außerhalb der ArGe und der Köpfe-Gruppe, denn dort hätte Schönherr ja Einfluss nehmen können.
                  Also war es eine durch BPP-Präsident Dr. Penning berufene Gruppe. (Ich zweifele heute noch daran, dass Penning das wirklich so gemeint hatte und dass er explizit Paul beauftragt hatte).
                  Wir haben im Mai 2008 Bernhöft zur Gründung eingeladen, das Treffen fand in der Wohnung von Paul statt und Bernhöft hat uns (Podien und mir) erklärt, wie wir die Messungen machen sollen, wie wir die Marken sortieren sollen und was für Farbreihen gemacht werden sollen.
                  Das hieß konkret: Die Marken nach Kurven sortieren. Getrennt nach Papieren und in Helligkeitsstufen aufstecken und die Messwerte in der LCh-Darstellung überprüfen.
                  Dieses Verfahren haben wir von Anfang bis Ende durchgezogen.
                  Während der Arbeiten entwicklte Podien die Software weiter. Im August 2008 kam die Datenbank, weshalb ich alles nochmal neu beginnen musste, und im Dezember 2008 kam die Kurvenstatistik.

                  Die Kurvenstatistik war für Bernhöft neu, weshalb er auch nie etwas davon wissen wollte. Ich war mit ihm im ständigen Kontakt, zwischen Mai 2008 und September 2009 haben wir vielleicht 10 x telefoniert, im Sommer 2009 hat er die Ergebnisse nachkontrolliert und ein Protokoll dazu verfasst.

                  Wer also behauptet, Bernhöft hätte nach 3D gearbeitet und wir nur nach 2D, streut bewusst Lügen.

                  Wichtig ist an dieser Stelle, dass es mein Ziel war, die Ergebnisse allen 3 damaligen BPP-Prüfern vorzulegen und mit ihnen gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Paul weigerte sich strikt, mit Henry Mayer und Jörg Schönherr zusammen zu arbeiten, was der Grund für mich war, im September 2009 die Zusammenarbeit mit ihm zu beenden.

                  Bis zu diesem Zeitpunkt erzählte Paul überall herum, wie modern und umfassend unsere Messungen waren und dass wir viel genauere Ergebnisse hätten als die "kleine Stichprobe" von Schönherr 2002. Und Schönherr hätte seine Vergleichsmarken ja gar nicht mehr, er hätte sie angeblich bei Fortagne versteigern lassen.

                  Dann kam der Zeitpunkt des Bruchs mit Paul. Wenige Tage später waren Mayer und Schönherr bei mir in Cottbus und ich bekam die Vergleichsmarken von Schönherr, noch in der Originalsteckung von Bernhöft mit seinen Farbnamen und mit wenigen Ergänzungen von Diethard Balzer.

                  Zu Diethard Balzer: Er kann auch nach Kurven vermessen, schwört aber auf den h-Wert aus der LCh-Darstellung. Ich habe mit ihm viele Stunden diskutiert. Einen Mitt-Achtziger überzeugt man nicht mehr. Ich halte seine Methode für unzureichend, aber wie gesagt, er kann auch Kurven, und zur Not stellt er sie auch mal dar.

                  Als Paul hörte, dass Schönherr jetzt auch dieselben Forschungsfarben gesteckt bekommen hat wie er, machte er eine Wendung um 180° und erklärte, dass er ab jetzt die Farbnamen nach Bernhöft benutzt. Die der Farbgruppe (sprich: die im Buch) wären ja nur 2D und die von Bernhöft wären 3D.

                  Erklärung? Siehe oben.
                  Nur ergänzend sollte angemerkt werden, dass Jörg Schönherr die ganze Messerei für unnötig und unsinnig hält, man braucht so etwas nicht, das würde die ganze Philatelie unnötig verkomplizieren und man solle daraus doch ja keine Wissenschaft machen. Und diese Meinung habe ich sinngemäß von sehr vielen älteren Prüfern gehört.
                  Und diese Feststellung halte ich ausnahmsweise für grundehrlich und auch nachvollziehbar.

                  Es gibt aber immer mehr jüngere Philatelisten, die gerne wissen wollen, warum in der Vergangenheit so viele Fehler gemacht wurden oder warum der eine Prüfer montags anders prüft als dienstags und warum man sich gegen Falschprüfungen nicht wehren kann.

                  Beste Sammlergrüße

                  Carsten

                  Kommentar

                  • Jurek
                    DDR Spezial, bis MiNr.745
                    • 28.09.2005
                    • 2834

                    #10
                    Hallo @peony61

                    damit er mit seiner Methodik als der einzig wahre übrig bleibt.
                    Ich meine, dass dazu keinen Anhaltspunkt gibt. Es geht auch nicht um SEINE Methodik. Das sind schon auch andere, die das entscheiden.
                    Denn m. W. auch der Hr. C.E. Geigle auch diese Meinung unterstützt, dass die Farbbestimmung über den für BPP zugelassenen Herrn Bernhöft erfolgt… ?
                    Von daher geht es nicht primär sondern nur sekundär um die Aussage vom Hr. Paul.

                    Wer also behauptet, Bernhöft hätte nach 3D gearbeitet und wir nur nach 2D, streut bewusst Lügen.
                    Ich wüsste nicht, wer das behauptet hat. Sie beziehen sich auf Ihr Buch und dann Aussagen, die mir dann nicht bekannt sind.
                    Es ging damals m. W. nur um die Person (mir gegenwärtig nicht bekannt = war das der Hr. Diethard Balzer?), die für Hr. Schönherr die Vermessungen machte, und dieser hat - wie es schien - nur nach Kurven das bestimmt. Natürlich dass die 2D-Methode dann andere Ergebnisse liefert als die genaue 3D-Methode.
                    Streitpunkt war damals die MiNr. 251…
                    Das sonderbare damit ist, dass ich bis jetzt rein Visuell dabei 3 Farbtöne (ich wage hier noch nicht mal von Farben zu schreiben, auch wenn zu damaliger Zeit und den 3 Auflagen…) unterscheiden kann. Habe von Hunderten nicht eine einzige bis jetzt gefunden, wo ich diese nicht zu einer der 3 Gruppen zuordnen könnte. (Da fehlt mir scheinbar "kritisches Material" dazu).
                    Was meinen Sie dazu?

                    Ihr habt mit den "Wolken" das alles ausgewertet und… (zumal mit dem Programm von Podien das gut gegangen ist. Ich selber habe kein so ein Programm.
                    Ich meine, dass es hängt auch davon ab, welches Gerät und SOFTWARE man verwendet.

                    Nur ergänzend sollte angemerkt werden, dass Jörg Schönherr die ganze Messerei für unnötig und unsinnig hält, man braucht so etwas nicht, das würde die ganze Philatelie unnötig verkomplizieren und man solle daraus doch ja keine Wissenschaft machen. Und diese Meinung habe ich sinngemäß von sehr vielen älteren Prüfern gehört.
                    Und diese Feststellung halte ich ausnahmsweise für grundehrlich und auch nachvollziehbar.
                    Das sehe ich genauso. Und ich denke, man könnte friedlich das untereinander lösen, auch ohne, dass am Ende der Präsident und Anwälte bemüht werden müssten, und ohne dass man die Sammlerwelt verunsichert …

                    und warum man sich gegen Falschprüfungen nicht wehren kann.
                    Theoretisch ist doch garantiert, dass man sich gegen Falschprüfungen wehren kann, aber praktisch in bestimmten Fällen die hier gemeint sind?
                    Wenn sich Gruppen bilden und jede hat andere Vorgehensweisen und z. T. andere Ergebnisse…
                    Aber o.k., lassen wir das. …

                    Beste Sammlergrüße und danke für die allg. Infos.

                    Kommentar

                    • peony61
                      Dr. Carsten Burkhardt
                      • 28.09.2007
                      • 121

                      #11
                      Zitat:
                      <<<Natürlich dass die 2D-Methode dann andere Ergebnisse liefert als die genaue 3D-Methode.<<<

                      Ich fürchte, Sie werden es nie verstehen. Ich hatte geschrieben: Es geht nicht um "Die Einmaligkeit des Fingerabdruckes", sondern um mehrere Methoden, die sich ergänzen, aber einzeln sinnlos sind.

                      Viele Grüße

                      Carsten

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                      • Jurek
                        DDR Spezial, bis MiNr.745
                        • 28.09.2005
                        • 2834

                        #12
                        Dann haben Sie mich offensichtlich hier nicht so verstanden, wie ich das gemeint hatte.
                        Ist aber auch jetzt für mich nicht so wichtig.

                        Aber ich wollte noch die Antwort auf meine Frage in Bezug auf die 3 Farbtöne von DDR-MiNr. 251 bekommen.
                        Was sind Ihre Erfahrungswerte diesbezüglich (auch unter Beachtung der Auflagen und damaliger Möglichkeiten der Farbmischung)?

                        Philagrüße

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                        • peony61
                          Dr. Carsten Burkhardt
                          • 28.09.2007
                          • 121

                          #13
                          Hallo,
                          ich weiß nicht, wie oft Sie dazu schon gefragt haben und wie oft ich darauf geantwortet habe.
                          Die Darstellung der Systematik habe ich in http://www.bdph.de/forum/showthread....t=pieck+farben
                          mit Diagrammen gebracht.

                          Das Problem der Farben bei MiNr 251 ist mit einer Einteilung in 2 oder 3 Varianten nicht sicher lösbar, auch wenn es auf den ersten Blick sicher erscheint, weil man ja alles visuell zuordnen kann.
                          Ich hatte dazu vor 2 Wochen eine Diskussion mit Karsten Ruscher in Anschluss an meinen Vortrag zum "Forschungsstand bei der Dauerserie Wilhelm Pieck" in Oranienburg.

                          Danach habe ich eine Untersuchung entworfen, die aber derzeit an einem Defekt meines Messgerätes gescheitert ist. Der Versuchsaufbau sieht derzeit wie folgt aus:

                          Untersuchungsmaterial:
                          Es wurde ... unsortierte Marken aus den Einkäufen der letzten Jahre hinzugezogen. Die Marken stammten aus ca. 10 verschiedenen Quellen, meist aus ebay.de
                          Zuerst wurde eine Sortierung nach Wasserzeichen vorgenommen. Aufgenommen wurden insgesamt 391 papierfreie Marken ohne sichtbare Verfärbungen.
                          248 Marken hatten das Wasserzeichen Kreuzblüten (%)
                          263 Marken hatten das Wasserzeichen DDR und Posthorn ( %)
                          Anschließend erfolgte eine Sortierung nach den von Knackfuß (2008?) beschriebenen Typen I und II unter Zuhilfenahme einer Lupe (Eschenbach 3,5x/10D/250).
                          Als Sortierkriterium dienten
                          die unterbrochene Augenlinie,
                          die unterbrochene Nasenlinie und
                          der Punkt neben der Augenbraue links für Type I;
                          die Schriftstärke wurde nicht berücksichtigt.
                          25 Marken waren Type I ( %), 3 waren Paare
                          223 Marken Type II (%), darunter waren 33 Paare.

                          Marken mit Kriterien beider Typen
                          Bei 13 Marken war die Nasenlinie mehr oder weniger breit unterbrochen. Die anderen Kriterien durchgehende Augenlinie und fehlender Punkt neben der Augenbraue ließen in allen Fällen eine Zuordnung zu Type II zu.
                          Die Rechtfertigung zur Schaffung einer Zwischentype wird nicht als gegeben angesehen.
                          Anschließend wurden die Marken mit den Spektrophotometer Xrite DTP41 vermessen. Die Messswerte wurden mit dem Programm FarbAuswertung (Wolfram Podien 2009) in eine Datenbank gespeichert und ausgewertet.
                          Die gemessenen Marken wurde in Gruppen nach folgendem Schema einsortiert:
                          In einer Voruntersuchung mit insgesamt 587 Marken mit SBZ-Wasserzeichen war eine Streuung von 450,6 bis 462,9 nm beim ersten Maximum ermittelt worden. Deshalb wurden vier Gruppen 1 bis 4 entsprechend der ermittelten Maxima gebildet:
                          Gruppe 1: 450,0 bis 452,9 nm,
                          Gruppe 2: 453,0 bis 455,9 nm,
                          Gruppe 3: 456,0 bis 458,9 nm,
                          Gruppe 4: 459,0 bis 462,9 nm.
                          In der selben Voruntersuchung wurden Helligkeitswerte (L) von 26,32 bis 44,80 ermittelt. Entsprechend wurden fünf Gruppen a bis e entsprechend der gemessenen Helligkeit gebildet:
                          Gruppe a: L= 26,00 bis 29,99
                          Gruppe b: L= 30,00 bis 33,99
                          Gruppe c: L= 34,00 bis 37,99
                          Gruppe d: L= 38,00 bis 41,99
                          Gruppe e: L= 42,00 bis 45,99

                          Wenn die Ergebnisse vorliegen, werden vielleicht 1 oder 2 Veröffentlichungen daraus. Zur Herbsttagung der Köpfegruppe wurde ich es vorstellen (und auch auf koepfe1.de)

                          Viele Grüße

                          Carsten

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                          • Jurek
                            DDR Spezial, bis MiNr.745
                            • 28.09.2005
                            • 2834

                            #14
                            Vielen Dank für die Antwort und die Mühe.
                            Ich denke, dass im öfter man nachfragt, erfährt man (ich) dann dazu noch einiges Neues oder Unbekanntes dazu.

                            Beste Philagrüße und schönen Tag noch!

                            Kommentar

                            • Ben 11
                              Registrierter Benutzer
                              • 22.06.2013
                              • 572

                              #15
                              Guten Abend Carsten,

                              "Was immer an technischen Hilfsmitteln oder Farbordnungssystemen verwendet wird, muss sich an der Farbempfindung des (…) menschlichen Beobachterauges orientieren (…)“
                              Mit diesem Zitat aus dem Handbuch der Printmedien hatte ich meine Reihe damals begonnen und ich denke, dass dies der Maßstab der wissenschaftlichen Farbuntersuchung auch bei Briefmarken sein muss: am Ende zählt die Farbe, die wir wahrnehmen und kein spektrales Kurvendiagramm. Ich bin auch der Meinung, dass man dieses Thema durchaus in einen wissenschaftlichen Teil, der sich mit Kurvendiskussionen, Farbräumen und Abstandsberechnungen auseinandersetzt, und einen breiten öffentlichen Teil, der die Ergebnisse verständlich formuliert in der Literatur widerspiegelt, teilen kann. So würde man den Bedürfnissen aller Sammler- generationen gerecht werden können.

                              [Es] reicht die visuelle Bestimmung. Wenn man einmal vermessene und wirklich saubere Reihen hat, braucht man keine Messtechnik mehr.
                              Natürlich. In einem Folgebeitrag des 6. Teiles meiner Reihe habe ich aber auch dargelegt, warum es notwendig ist, sich dennoch mit der Thematik "Messtechnische Farbbestimmung" auseinanderzusetzen. Denn es wird immer wieder den einen Fall geben, in dem sich die Farbe einer Marke nicht eindeutig visuell bestimmen lässt und dann sind Messtechnik und Mathematik eine gute Hilfe.

                              Es geht ... um mehrere Methoden, die sich ergänzen, aber einzeln sinnlos sind.
                              Ich schlage vor, über die angewendeten Methoden in Deiner Berechnung zu diskutieren, und wäre Dir dankbar, wenn Du mir die eine oder andere Herangehensweise dazu erklären würdest. Ich gebe gern zu, dass ich an manchen Stellen anderer Meinung bin, weshalb es um so wichtiger ist, die Vorgehensweise zu verstehen .

                              Die Thematik der roten 8Pf Marke habe ich mir auf der Köpfe1-Webseite angesehen - das erscheint mir (mathematisch gesehen - sonst ist das nicht mein Sammelgebiet) recht interessant. Ist es möglich, dass Du mir einen Teil der Messwerte jeder Forschungsfarbe zur Verfügung stellst? Da ich selbst keine solche Rohdaten habe, könnte ich mit diesen die von mir beschriebene Methode ausprobieren. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja doch einen Farbabstand und wir sehen ihn nur nicht.

                              Folgende Frage habe ich schon mal dazu: Wie wird eine Referenzkurve definiert?

                              Ich würde mich freuen. Viele Grüße
                              Ben.
                              stay curious.

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