Fälschungserkennung anhand von Scans

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  • Lars Böttger
    www.arge-belux.de
    • 07.08.2003
    • 8417

    #1

    Fälschungserkennung anhand von Scans

    Bitte nur zum Thema posten - d.h. ausschliesslich Bilder, Erklärungen, aber keine Namen und keine Links!

    Vor ein paar Tagen wurde in einem der Fälschungsthreads gefragt, wie man gefälschte bzw. manipulierte Marken erkennen kann. Da der Kauf von Briefmarken bei Internetauktionen sehr beliebt ist, möchte ich diesen Thread starten, der sich mit den wichtigsten Merkmalen von Fälschungen auseinandersetzt und als Nachschlagewerk dienen soll.

    Ich werde unregelmässig zu den wichtigstens Fälschungen Stellung nehmen und diese anhand von Beispielen präsentieren und mich sehr freuen, wenn andere Sammler meinem Beispiel folgen würden.


    Bremen ist eines der teuersten altdeutschen Sammelgebiete. Dementsprechend wurden die Marken von allen bekannten Fälschern aufgegriffen. Oft ist es sehr schwer, bei kleinen Scans falsch von echt zu unterscheiden.

    Hier hat es einem der Anbieter leicht gemacht. Auch wenn die Marken auf den ersten Blick nicht als falsch zu erkennen sind, so ist dies bei dem Brief, dem "wertvollsten" Objekt auf dieser Seite, einfach.

    Mit ein paar posthistorischen Grundlagen ist er schnell entschlüsselt.

    Adresse: Friedrich Huth in London, Merchant Banker, seit 1809 in London ansässig, die Firma bestand bis 1936. Wohl neben Rothschild die grösste weltweite Korrespondenz am Markt, d.h. Briefe sind für ein paar Euro zu haben. Fälscher bedienen sich ihrer gerne.

    Frankatur: 11 Grote - schön auf dem Brief verteilt, so dass Adresse und Stempel nicht verdeckt sind... Normalerweise hat man auch damals schon rechts oben die Marken hingeklebt, das ist aber kein KO-Kriterium. Den Gegenwert in Pence habe ich nicht genau im Kopf, ich hätte aber 2 Grote pro Penny erwartet, bei 6 Pence fehlt da einer...

    Franco: Die Marken sind mit einem Francostempel versehen, der Brief ist also vorausbezahlt. Wirklich? Wohl eher nicht, dass Postamt in London hätte dann mit Sicherheit als Bestätigung einen roten "Paid"-Stempel angebracht. Ausserdem wäre es nicht nötig gewesen, den Portobetrag von 6d mit schwarzer Tinte auf der Vorderseite anzuschreiben.

    Stempel: Vorphila Stempel des Stadtpostamtes in Bremen. Der war sicher eine lange Zeit im Gebrauch, aber zur Markenzeit ab 1855 dürfte er schon nicht mehr so oft zu finden sein. Mich würde es nicht überraschen, auf der Rückseite einen Ankunftstempel von London von 1848 zu finden. Damit wäre das der erste bekannte Brief mit deutschen Marken, noch vor dem Schwarzen Einser. Unglaublich -äh- wertvoll...

    Zusammenfassung: Der Fälscher hat hier ein paar Winterfälschungen mit echten, aber wahrscheinlich minderwertigen Marken gemischt und einen "tollen" Brief als Hingucker dazugepackt. Die Bleistiftnotiz "1500" auf dem Brief rechts unten soll einen alten Verkaufspreis suggerieren. Der Brief ist ein Portobrief aus der Vormarkenzeit von Bremen, mit Sicherheit echt, die Marken wurden dazugefügt und mit einem Falschstempel entwertet.

    Beste Sammlergrüsse!

    Lars
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Lars Böttger; 05.04.2006, 07:11.
    www.bdph.de und www.arge-belux.de
  • wi.kr
    Registrierter Benutzer
    • 20.08.2004
    • 501

    #2
    Vielen Dank für diesen vorzüglichen beitrag!

    Kommentar

    • Wolf Heß
      Registrierter Benutzer
      • 06.07.2003
      • 269

      #3
      Die "Bremenseite" wurde von Deckelmouk wunderbar erklärt. Er hat in allen Punkten Recht. Das ist ausgemachter, vorsätzlicher Betrug und sollte strafverfolgt werden!

      MfG

      Kommentar

      • Jurek
        DDR Spezial, bis MiNr.745
        • 28.09.2005
        • 2834

        #4
        F R A G E

        Um die Fälschungen anhand von Scanns zu erkennen, dazu gibt es sicher neben den Posthistorischen Infos auch noch andere Methoden dies zu erkennen. Z.B. (als Vorschlag) es wäre m.E. gut, wenn man ev. vorhandene geprüfte Unterlagen, mit den (vermeintlichen) Fälschungen vergleichen kann.
        Nur WIE tut man das (um nicht nur Menschen von „Bären“ zu unterscheiden) am besten?
        Wäre es vielleicht hier möglich so nebenbei auch auf dieses Thema zu kommen, wie man mit CorelDRAW oder einen anderem Graphikprogramm die gescannte (untersch. eingefärbte) Bilder transparent machen kann und dann übereinander legen kann, um die Fälschungen anhand der Scanns besser zu erkennen?
        (Schließlich auch bei den Internetauktionen findet man ein teures Beleg oder eine Briefmarke nicht nur einmal…).

        Kommentar

        • Michael Lenke
          Administrator
          • 28.01.2006
          • 6915

          #5
          @Jurek
          Man darf sich bei der Erkennung von Fälschungen bei Internet-Auktionen nicht zu viel versprechen. Es gibt mehrere Möglichkeiten Fälschungen zu erkennen.
          • Eine Möglichkeit ist die Analyse der Zusammenhänge, wie sie Lars dargestellt hat. Passt der Stempel, die Anschrift, der Leitweg, o.ä. im gesamten Kontext nicht zusammen.
          • Eine andere Variante ist die offensichtliche Ganzfälschung, wo Markenbild (Zarki), Zähnung (Kamm/Linien) oder andere Sachen nicht passen.
          • Das nächste sind Fälschungen meist von Aufdrucken, wie sie z.B. bei der Krakauer Aufdruckausgabe von Polen vorkommen. Dort wurden mt den Originalplatten Nach-Überdrucke gemacht wurden, die nur durch fundiertes Wissen und Vergleichsmaterial zu erkennen sind. Da ist eine Fälschung mit nachgebauten Aufdrucken (Berlin) schon etwas anderes.
            Oft ist die Qualität der Scans bei den Auktionen nicht ausreichend, um eine eindeutige Aussage zu machen. (Ist ja vielleicht gewollt.)


          Es gibt allerdings auch einige Bereiche, wo zu viel Wissen um die Fehler der bösen Buben, diese zu besseren Fälschungen verleitet. Da muss man abwägen.

          Mike
          Wehr fähler findet, daf si behaltn.
          Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
          Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

          Kommentar

          • Jurek
            DDR Spezial, bis MiNr.745
            • 28.09.2005
            • 2834

            #6
            Danke Mike!

            Ich meine, dass auch diese (von mir erwähnte) Vergleichsmethode der Überlagerung, auch eine zusätzliche Möglichkeit wäre…
            Denn ich bin auch dafür, dass man den Fälschern nicht leicht machen soll!
            Nur dass das nicht immer gleich wem auffällt, das da eine rafinierte Fälschung ist, für die man soo viel Geld hinblättert! Daher bin ich auch für die Aufklärung! Aber wäre das nicht ein zweischneidiges Schwert, bei dem die Fälscher was dazulernen könnten? …

            Grüße!

            Kommentar

            • Cubitus
              Registrierter Benutzer
              • 19.07.2005
              • 225

              #7
              Alleine die Tatsache, dass Murks & Mist involviert waren, sollte schon als Warnung reichen. Für mich als AD-Bremen Sammler stach diese Auktion natürlich sofort ins Auge : Ein echt gelaufener Vorphilabrief auf den Nachdrucke montiert und dann noch mit falschen Stempelabschlägen versehen wurden. Da alles als falsch angeboten wurde, was es ausser den minderwertigen Knochen auch ist, kann der Käufer sich nur selber an die Nase fassen.
              Hier noch ein Link zu einer interessanten Seite, die sich mit der Materie befasst:

              Mit vielen - teils in englisch - sehenswerten Unterlinks.
              Zuletzt geändert von Cubitus; 05.04.2006, 20:52.

              Kommentar

              • Michael Lenke
                Administrator
                • 28.01.2006
                • 6915

                #8
                Die Vergleichsmethode ist zumindest bei Aufdrucken, wo es um Details geht, nicht anwendbar. Die verschiedenen Parameter beim Scannen und die schlechten Scans verhindern eine sinnvolle Beurteilung. Es ist schon etwas problematisch ohne oder mit schlechten Bezugspunkten Aufdrucke zu vermessen.
                Was hilft ein kalibrierter Scan eines Originales mit 1200 dpi, wenn der Scan im Netz (<100dpi) nicht kalibriert und vergleichbar ist.

                Mike
                Wehr fähler findet, daf si behaltn.
                Die Krakauer Aufdrucke von Polen 1919 - mit Schlitzohrparade.
                Prüfer und Experte des Polnischen Philatelistenverbandes (PZF)

                Kommentar

                • Lars Böttger
                  www.arge-belux.de
                  • 07.08.2003
                  • 8417

                  #9
                  Luxemburg Nr. 1 + 2

                  @aleks:

                  Danke für die Zarki-Studie!

                  Hier mal eine Markenausgabe aus meinen derzeitigen Wohnsitzland: Als Erstausgabe von Luxemburg sind die Marken zu 10 Centimes (Inlandsporto) und 1 Silbergroschen (Postvereinsporto) sehr gesucht. Die Preise richten sich nach Erhaltung, Farbe und Stempel. Grundsätzlich sind die Marken nicht sehr selten, da ab 1852 bis 1859 im Einsatz.

                  Trotzdem wurde die Ausgabe gefälscht. Oder sollte ich sagen, "natürlich"? In mancher Schwarte wird sich die folgende Steindruckfälschung finden lassen, die im Gegensatz zu den Stahlstichdrucken sehr flach wirkt, in vielen Details sehr stark vom Original abweicht und mit einem Fantasiestempel versehen ist. Fournier u.a. konnten auch von nix die Finger lassen...

                  Die Original schaut man sich am besten bei Gary Little an: http://stamps.luxcentral.com/LuxStampsDB.html - wer die einmal gesehen hat, wird kein Problem mit dieser Primitivfälschung haben.

                  Beste Sammlergrüsse!

                  Lars
                  Angehängte Dateien
                  www.bdph.de und www.arge-belux.de

                  Kommentar

                  • Cubitus
                    Registrierter Benutzer
                    • 19.07.2005
                    • 225

                    #10
                    Hier bitte ich mal um Kommentare:

                    Die Marke mit dem Kurzbefund ist echt. Warum der Verkäufer die Raritäten nicht zu BPP-Berger geschickt hat, hat natürlich einen guten Grund.
                    Versuchen wir doch mal, diesen herauszufinden.

                    Kommentar

                    • Lars Böttger
                      www.arge-belux.de
                      • 07.08.2003
                      • 8417

                      #11
                      DR Mi 456-458** Polarfahrt komplett geprüft Mi. EUR 4000

                      Es muss ja nicht immer eine Fälschung sein... Aber wenn die Falzmarken nur einen Bruchteil des Wertes der postfrischen Marken haben, dann lohnt sich ein genauer Blick. Oft wurde der Falz entfernt, um den postfrischen Zustand vorzutäuschen.

                      Oft hat man anhand der miserablen Scans keine Chance, das zu erkennen. Aber wenn die Marken geprüft sind, dann muss man nur lesen können bzw. sich mit der Stellung des Prüfzeichens auskennen. Ein erhöhte gesetztes Prüfzeichen deutet, bei ansonsten einwandfreien Marken auf eine Entfalzung hin.

                      Oder es steht direkt im Attest (siehe Anhang) - ungebraucht mit Originalgummierung ist nicht postfrisch! Ungebraucht ist erst einmal jede ungestempelt gebliebene Marke. Ob Gummierung vorhanden ist oder nicht, spielt keine Rolle. Originalgummierung heisst auch nur, dass die Marke nicht nachgummiert wurde. Auf keinen Fall bedeutet es, dass die Marke postfrisch ist. Leider gehen viele Anbieter auf eBay mit dem Begriff "postfrisch" sehr grosszügig um...

                      Beste Sammlergrüsse!

                      Lars

                      P.S. Bitte keine Zierer-Attest-Diskussion!
                      Angehängte Dateien
                      www.bdph.de und www.arge-belux.de

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                      • Phellwich
                        Registrierter Benutzer
                        • 16.04.2006
                        • 184

                        #12
                        @Spezialisten



                        Am oberen Bildrand glaube ich mal wieder einen "ausgeschnittenen" Stempel zu erkennen!

                        Bin ich Blind, oder ist das ne Modeerscheinung?

                        Viele Grüße
                        Peter

                        Kommentar

                        • Lumpus2000
                          DDR von A-Z
                          • 28.06.2006
                          • 374

                          #13
                          @ Phellwich
                          Am oberen Bildrand glaube ich mal wieder einen "ausgeschnittenen" Stempel zu erkennen. Bin ich Blind, oder ist das ne Modeerscheinung?
                          ... hat da jemand den Beitrag von abrixas gelesen und das auch versucht
                          Wo kommt denn das Teil her ?
                          Zuletzt geändert von Lumpus2000; 18.09.2006, 22:53.
                          DDR-Homepage DDR-Plattenfehlerübersicht (Sondermarken, Dauerserien, Dienstmarken)
                          und Bestimmungshilfen für 5-Jahr-Plan, Dienstmarken, Wasserzeichen

                          Kommentar

                          • Phellwich
                            Registrierter Benutzer
                            • 16.04.2006
                            • 184

                            #14
                            hmmpppfff

                            *handvorhalt

                            Das Teil kommt aus Ebay, eine Sammlung voller Kreuzerwerte. Allerdings sind die Scans nicht so toll. Immerhin ist das Angebot ganz oben, wo der Verkauf noch richtig teuer ist.

                            Viele Grüße
                            Peter

                            Kommentar

                            • SwieS
                              Registrierter Benutzer
                              • 13.08.2006
                              • 78

                              #15

                              Ich hätte da auch noch was !

                              Ebay Nummer: 160030237240

                              Interessant auch die SWKs und Oly-Zds > alle neuester ? Stempel Magdeburg !
                              (gleicher VK)

                              Manche scheinen nicht totzukriegen zu sein !


                              Nette Grüße

                              SwieS

                              Kommentar

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