Bald keine Seniorenresidenzen mehr?
Die Vermutungen zur Marktentwicklung sind teilweise sehr zweifelhaft und zu kurz gedacht. Wer aus der Tatsache, dass es vorwiegend alte Sammler gibt, schließt, dass diese bald alle wegsterben und die Sammler deswegen weniger werden, irrt. Wenn das so pauschal richtig wäre, dann müsste der Markt für Seniorenresidenzen sehr bald nahezu zusammenbrechen - denn schließlich gibt es nur alte Interessenten. Es ist doch bei den wenigsten Sammlern so, dass sie als Kinder mit dem Sammeln anfangen und dann ohne Unterbrechung weitersammeln. Die meisten sammeln laienhaft als Kinder, dann mit dem Einsetzen der Pubertät, der beruflichen Entwicklung usw. verschwinden die Marken in der untersten Schublade. Irgendwann, wenn die Sammler zum Beispiel 40 sind, und Zeit für ein Hobby zur Verfügung steht, besinnen sie sich auf das Briefmarkensammeln und fangen damit wieder an. Diesmal geht das dann aber ernsthafter als in den Kindheitstagen, man besucht Tauschbörsen, Auktionen und tritt Briefmarkenvereinen bei.
Was bedeutet das also? Wenn im Briefmarkenverein wieder nur Silberlöckchen auftauchen, dann bedeutet das nicht, dass der Verein dem Untergang geweiht ist, sondern nur, dass der sammlerische Nachwuchs auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Wie bei den Seniorenresidenzen. Im Gegenteil, die Klage, dass die "Speziessammler" vor dem Aussterben steht, ist eine Binsenweisheit,die schon mindestens seit den 50er Jahren durch die Clubs und Fachbätter geistert. Seitdem sind viele viele Jahre vergangen und wir sind immer noch nicht ausgestorben.
Wenn man wirklich eine Aussage über die Marktentwicklung treffen wollte, dann wäre zum Beispiel die Mitgliederentwicklung des BdPH ein Indiz. Wohlgemerkt, nur ein Indiz, denn erstens ist nur ein Bruchteil der Sammler organisiert und zweitens müsste untersucht werden, ob sich der Begriff des Sammlers über die Jahre verändert hat. Wurde zum Beispiel die Oma, die Briefmarken für Bethel oder einfach so aufhebt, früher als Sammlerin gerechnet und jetzt nicht mehr? Oder umgekehrt? Das sind alles schwierige Fragen, die eine statistische Erhebung sehr kompliziert machen. Ich bezweifle, dass es hierzu aktuelle Zahlen des statistischen Bundesamtes gibt
Und wie entwickelt sich jetzt der Markt für "Bund"? Das ist schlicht und einfach nicht vorhersagbar. Es gibt zahlreiche besser untersuchte Märkte als den Briefmarkenmarkt, zum Beispiel den Aktienmarkt. Und kein Fachmann hat die Blase erkannt, die dann im Jahre 2000 an den Börsen geplatzt ist. Derartige Blasen gab es auch am Briefmarkenmarkt und wurden nicht erkannt. Das ganze ist schlicht und einfach wesentlich ein Zufallsprodukt. Und man darf auch nicht einen Effekt vergessen, den man als "sich selbst erfüllende Prophezeihung" bezeichnen könnte. Wenn alle von der Annahme ausgehen, dass die Preise bald sinken, dann beschließen auch mehr Menschen, sich möglichst schnell von ihren Briefmarken zu trennen. Und dann sinkt der Marktpreis, selbst wenn die Annahme falsch war. Auf dieselbe Weise können natürlich auch Preise nach oben rutschen.
Und zu guter letzt noch ein Punkt, der hier bisher vernachlässigt wurde: Der internationale Bezug. Ich verkaufe ab und zu auch mal was bei ebay. Das tue ich aber nur auf der deutschen Seite und meine Angebote sind auch nur deutsch beschrieben. Trotz dieser Hemmnisse gehen immer mindestens 15 Prozent des Angebote ins Ausland. Kurz, viele Schreiber haben schlicht und einfach übersehen, dass auch der Briefmarkenabsatz internationaler wird. Dann muss man aber auch die internationale Entwicklung mit einberechnen, denn wenn es zu einer Verknappung am Markt kommt, spielt es keine Rolle, ob diese durch einheimische oder ausländische Sammler verursacht worden ist. Und da muss man berücksichtigen, dass in den wenigsten Ländern das Sammeln von Briefmarken derart extrem in dem Ruf steht, eine "Alte-Männer-Beschäftigung" zu sein. Konkret weiß ich das aus vielen osteuropäischen Staaten und vermute es aufgrund von Erzählungen auch für China.
Und was ist mit der angeblichen Tendenz zur Spezialisierung? Aus dem Bauch herau würde ich das auch so sehen, allerdings gibt es auch Gegenbeispiele, wie zum Beispiel der Plattenfehlerboom, der uns so "tolle" Kataloge wie den Schantl beschert hat. Heute bekommt man nahezu jeden Bund-Plattenfehler für unter 10 Prozent.
Die Vermutungen zur Marktentwicklung sind teilweise sehr zweifelhaft und zu kurz gedacht. Wer aus der Tatsache, dass es vorwiegend alte Sammler gibt, schließt, dass diese bald alle wegsterben und die Sammler deswegen weniger werden, irrt. Wenn das so pauschal richtig wäre, dann müsste der Markt für Seniorenresidenzen sehr bald nahezu zusammenbrechen - denn schließlich gibt es nur alte Interessenten. Es ist doch bei den wenigsten Sammlern so, dass sie als Kinder mit dem Sammeln anfangen und dann ohne Unterbrechung weitersammeln. Die meisten sammeln laienhaft als Kinder, dann mit dem Einsetzen der Pubertät, der beruflichen Entwicklung usw. verschwinden die Marken in der untersten Schublade. Irgendwann, wenn die Sammler zum Beispiel 40 sind, und Zeit für ein Hobby zur Verfügung steht, besinnen sie sich auf das Briefmarkensammeln und fangen damit wieder an. Diesmal geht das dann aber ernsthafter als in den Kindheitstagen, man besucht Tauschbörsen, Auktionen und tritt Briefmarkenvereinen bei.
Was bedeutet das also? Wenn im Briefmarkenverein wieder nur Silberlöckchen auftauchen, dann bedeutet das nicht, dass der Verein dem Untergang geweiht ist, sondern nur, dass der sammlerische Nachwuchs auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Wie bei den Seniorenresidenzen. Im Gegenteil, die Klage, dass die "Speziessammler" vor dem Aussterben steht, ist eine Binsenweisheit,die schon mindestens seit den 50er Jahren durch die Clubs und Fachbätter geistert. Seitdem sind viele viele Jahre vergangen und wir sind immer noch nicht ausgestorben.

Wenn man wirklich eine Aussage über die Marktentwicklung treffen wollte, dann wäre zum Beispiel die Mitgliederentwicklung des BdPH ein Indiz. Wohlgemerkt, nur ein Indiz, denn erstens ist nur ein Bruchteil der Sammler organisiert und zweitens müsste untersucht werden, ob sich der Begriff des Sammlers über die Jahre verändert hat. Wurde zum Beispiel die Oma, die Briefmarken für Bethel oder einfach so aufhebt, früher als Sammlerin gerechnet und jetzt nicht mehr? Oder umgekehrt? Das sind alles schwierige Fragen, die eine statistische Erhebung sehr kompliziert machen. Ich bezweifle, dass es hierzu aktuelle Zahlen des statistischen Bundesamtes gibt



Und wie entwickelt sich jetzt der Markt für "Bund"? Das ist schlicht und einfach nicht vorhersagbar. Es gibt zahlreiche besser untersuchte Märkte als den Briefmarkenmarkt, zum Beispiel den Aktienmarkt. Und kein Fachmann hat die Blase erkannt, die dann im Jahre 2000 an den Börsen geplatzt ist. Derartige Blasen gab es auch am Briefmarkenmarkt und wurden nicht erkannt. Das ganze ist schlicht und einfach wesentlich ein Zufallsprodukt. Und man darf auch nicht einen Effekt vergessen, den man als "sich selbst erfüllende Prophezeihung" bezeichnen könnte. Wenn alle von der Annahme ausgehen, dass die Preise bald sinken, dann beschließen auch mehr Menschen, sich möglichst schnell von ihren Briefmarken zu trennen. Und dann sinkt der Marktpreis, selbst wenn die Annahme falsch war. Auf dieselbe Weise können natürlich auch Preise nach oben rutschen.
Und zu guter letzt noch ein Punkt, der hier bisher vernachlässigt wurde: Der internationale Bezug. Ich verkaufe ab und zu auch mal was bei ebay. Das tue ich aber nur auf der deutschen Seite und meine Angebote sind auch nur deutsch beschrieben. Trotz dieser Hemmnisse gehen immer mindestens 15 Prozent des Angebote ins Ausland. Kurz, viele Schreiber haben schlicht und einfach übersehen, dass auch der Briefmarkenabsatz internationaler wird. Dann muss man aber auch die internationale Entwicklung mit einberechnen, denn wenn es zu einer Verknappung am Markt kommt, spielt es keine Rolle, ob diese durch einheimische oder ausländische Sammler verursacht worden ist. Und da muss man berücksichtigen, dass in den wenigsten Ländern das Sammeln von Briefmarken derart extrem in dem Ruf steht, eine "Alte-Männer-Beschäftigung" zu sein. Konkret weiß ich das aus vielen osteuropäischen Staaten und vermute es aufgrund von Erzählungen auch für China.
Und was ist mit der angeblichen Tendenz zur Spezialisierung? Aus dem Bauch herau würde ich das auch so sehen, allerdings gibt es auch Gegenbeispiele, wie zum Beispiel der Plattenfehlerboom, der uns so "tolle" Kataloge wie den Schantl beschert hat. Heute bekommt man nahezu jeden Bund-Plattenfehler für unter 10 Prozent.
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