BDPh auf Abwegen?

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  • Altsax
    Registrierter Benutzer
    • 22.02.2008
    • 1497

    #166
    Zitat von Hugo67
    Was ich in diesem Kontext unverändert nicht verstehe, ist die Rolle der beteiligten BDPH-Bundesvorstandsmitglieder.
    Erst initiiert bzw. begleitet man die Erstellung des Konzepts und dann wirft man das Papier in die Rundablage.
    Auf welcher Seite stehen die genannten Herren denn jetzt ?
    Vielleicht hilft zum Verständnis der Situation eine Schilderung der Entstehungsgeschichte des Konzeptes der Strukturkommission:

    Als Ausgangslage war ganz bewußt das berühmte Stück weißes Papier gewählt worden, d.h., es sollte eine Struktur für die organisierte Philatelie in Deutschland erarbeitet werde ohne Beachtung der gegenwärtigen. Im zweiten Schritt sollte überlegt werden, ob dieses ziel auf einen "Schlag" oder in Etappen erreicht werden könnte.

    Von Beginn an gab es mehrere Vorschläge, die einzeln in ihren Konsequenzen diskutiert wurden. Nach drei Wochenendsitzungen blieb das letztlich präsentierte Konzept übrig. Alle anderen waren verworfen worden, weil sie entweder zu komplex oder nicht weitgehend genug im Hinblick auf die aktuellen Rahmenbedingungen erschienen.

    Allein der Zeitaufwand, den die Kommission für erforderlich hielt, um alle Aspekte zu durchdenken und letztlich einstimmig zu nur einer Lösung ohne Alternative zu kommen, zeigt das Hauptproblem:

    Die Vorteile des Konzeptes sind nicht ohne Diskussion und Erläuterung zu erkennen, die Nachteile für die Verfechter der bestehenden Strukturen liegen aber auf der Hand.

    Aus nicht der Strukturkommission bedurfte das Konzept folglich einer intensiven Diskussion sowohl auf Funktionärsebene als auch in der Sammlerschaft, um, ggf. nach Anpassungen, eine Mehrheit in der HV zu finden.

    Die Gegner mehr als kosmetischer Satzungsänderungen hatten sehr schnell erkannt, daß eine solche Diskussion für sie nicht mehr steuerbar sein würde und deshalb bereits massiv gegen die Veröffentlichung des Vorschlags votiert. Das war ihre einzige Chance, die bestehenden Strukturen zu konservieren.

    Vor diesem Protest innerhalb des Verwaltungsrates ist der BDPh-Vorstand eingeknickt. Wie ich Jürgen Witkowski kenne, vermutlich nicht einstimmig. Damit dürfte auf absehbare Zeit jedwede tiefgreifende Reform der BDPh-Struktur chancenlos sein. Die neue Satzung mit faktischem Ausschluss der Einzelmitglieder von der Willensbildung der HV tut dazu ein übriges.

    Gute Führung zeichnet sich dadurch aus, daß die Hauptprobleme einer Organisation zuvörderst angepackt werden und man dabei Konflikten nicht aus dem Wege geht.

    Die Hauptprobleme sind zweifellos der Mitglieder- und Sammlerschwund. Zur Halbzeit der Wahlperiode des BDPh-Vorstandes sind entsprechende Konzepte nicht erkennbar.

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    • Harald Krieg
      Ostafrikasammler
      • 27.06.2003
      • 4789

      #167
      Zitat von Hugo67
      Was ich in diesem Kontext unverändert nicht verstehe, ist die Rolle der beteiligten BDPH-Bundesvorstandsmitglieder.
      Erst initiiert bzw. begleitet man die Erstellung des Konzepts und dann wirft man das Papier in die Rundablage.
      Auf welcher Seite stehen die genannten Herren denn jetzt ?
      Ich würde sagen, auf der Seite der Realität. Man hat aus "betroffenen Kreisen" dem BDPh Vorstand deutlich klargemacht, was er kann und was nicht und was die Folgen wären. Da selbst die Diskussion über dieses Papier zu massiven Problemen mit dem Verwaltungsbeirat - vermutlich mit völliger Blockade bis zur nächsten Wahl - geführt hätte, hat man sich in die Lage gefügt und das Papier eingestampft.

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      • Hugo67
        Registrierter Benutzer
        • 22.12.2011
        • 1077

        #168
        Zitat von Harald Krieg
        Ich würde sagen, auf der Seite der Realität. Man hat aus "betroffenen Kreisen" dem BDPh Vorstand deutlich klargemacht, was er kann und was nicht und was die Folgen wären. Da selbst die Diskussion über dieses Papier zu massiven Problemen mit dem Verwaltungsbeirat - vermutlich mit völliger Blockade bis zur nächsten Wahl - geführt hätte, hat man sich in die Lage gefügt und das Papier eingestampft.
        Also ich kann nur sagen, wenn das so gewesen sein sollte und ich mir vorstelle, ich hätte an der Stelle der betreffenden Herren gestanden, wäre mein Rücktritt mit sofortiger Wirkung erfolgt.

        So bleibt man im Amt und es ist unklar, ob der BDPh überhaupt ein Konzept zur Zukunftssicherung verfolgt, geschweige denn, welches. Ansprachen mit unadressierten Forderungen nach Strategien sind kein adäquater Ersatz.

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        • Altsax
          Registrierter Benutzer
          • 22.02.2008
          • 1497

          #169
          Zitat von Harald Krieg
          Ich würde sagen, auf der Seite der Realität. Man hat aus "betroffenen Kreisen" dem BDPh Vorstand deutlich klargemacht, was er kann und was nicht und was die Folgen wären. Da selbst die Diskussion über dieses Papier zu massiven Problemen mit dem Verwaltungsbeirat - vermutlich mit völliger Blockade bis zur nächsten Wahl - geführt hätte, hat man sich in die Lage gefügt und das Papier eingestampft.
          Wenn das so ist, muß eine Mehrheit im Verwaltungsrat gegen eine Diskussion des Konzeptes der Strukturkommission gewesen sein. Bisher war ich davon ausgegangen, daß lediglich die Minderheit, die aber ausreicht, um eine Satzungsänderung zu blockieren, den BDPh-Vorstand zum Einknicken gebracht hat.

          Welche Angst müssen diese Verwaltungsratsmitglieder vor einer in Demokratien üblichen Diskussion haben, daß sie bereits die Veröffentlichung eines Konzeptes mit erpresserischen Methoden blockieren! Erbärmlich ist noch ein zurückhaltender Ausdruck für ein solches Verhalten.

          Wieviel Rückgrat hat ein Vorstand, der sich dem fügt?

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          • Altsax
            Registrierter Benutzer
            • 22.02.2008
            • 1497

            #170
            Zitat von Hugo67
            Also ich kann nur sagen, wenn das so gewesen sein sollte und ich mir vorstelle, ich hätte an der Stelle der betreffenden Herren gestanden, wäre mein Rücktritt mit sofortiger Wirkung erfolgt.
            Dem kann man sich nur anschließen!

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            • PhilaSeiten.de
              Registrierter Benutzer
              • 07.04.2007
              • 300

              #171
              Das neue Konzept hätte - wenn ich es richtig sehe - Einschnitte in der Struktur von BDPh und vor allem bei den Landesverbänden mit sich gebracht. Verbunden mit weniger Vorstandsmitgliedern bei den Landesverbänden und damit auch weniger Verwaltungsräten.

              Dies galt es zu verhindern und dies wurde "erfolgreich" verhindert. Machterhalt oder Strukturkommission - was war wichtiger ?

              Eine einzige Struktur hat Vorstand und Verwaltungsrat geändert - allen Einzelmitgliedern wurde das bisherige Stimmrecht entzogen. Als Folge werden sich die Zahlen der Abmeldungen erhöhen - die ersten wurden mir bereits mitgeteilt. Ich habe dafür volles Verständnis.

              Schöne Grüsse, Richard
              Richard Ebert Philaseiten.de, 88299 Friesenhofen
              Datenbanken Philastempel, Inflaseiten, PPA-Auktion, Briefmarken-Atteste
              Mitglied BDPh, AIJP (Internationaler Verband der Philatelie Journalisten)

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              • umdhlebe
                Registrierter Benutzer
                • 06.09.2019
                • 8

                #172
                Wenn ich mir das alles durchlese, komme ich ehrlich gesagt zu dem Schluss, dass der größte Fehler ganz zu Beginn und von allen gemeinsam gemacht wurde. Er steckt für mich in diesem Satz:

                Als Ausgangslage war ganz bewußt das berühmte Stück weißes Papier gewählt worden, d.h., es sollte eine Struktur für die organisierte Philatelie in Deutschland erarbeitet werde ohne Beachtung der gegenwärtigen.
                Für einen Fehler halte ich das aus folgendem Grund: Es gibt zahllose Personen, die sehr viel Arbeit und sehr viel Zeit in ihren jeweiligen Teil des BDPh gesteckt haben, aber in jeweils ganz unterschiedliche. Die einen engagieren sich seit Jahren in Ortsvereinen und organisieren Tauschtage und soziales Beisammensein. Andere haben sich ums Ausstellungswesen verdient gemacht. Viele Arbeitsgemeinschaften fördern Forschung und Literatur, pflegen Publikationen, organisieren Auktionen, bemühen sich um internationale Kontakte. Wieder andere erproben neue Formen der Philatelie unter den Bedingungen der Digitalisierung. Ohne die Arbeit der Journalisten wüssten wir alle weniger über Philatelie. Schließlich gibt es noch die ganzen Händler, Prüfer, Katalog- und Alben- und Zubehörhersteller, die Philatelie erst schön machen und berechtigte Interessen haben. Da ein Verband gar nicht anders kann, als verdienten Mitgliedern die Anerkennung auszusprechen, bilden sich auch entsprechende Führungsgruppen - das passiert in jedem Fußball- und Schützenverein, und eben auch in der Philatelie. Wer nicht dazugehört, mag das kritisch sehen - aber diese soziale Hierarchie ist unvermeidlich.

                Das Problem ist nun, dass die Ankündigung, von einem "weißen Blatt Papier" zu starten und alles zur Disposition zu stellen zwangsläufig von vielen verdienten Mitgliedern als Bedrohung des Fortbestands ihrer eigenen Arbeit gesehen werden musste. So kann man vielleicht ein gewinnorientiertes Wirtschaftsunternehmen sanieren, aber keinen Kulturverband, in dem die meisten Aktiven ehrenamtlich arbeiten. Sie tun dies freiwillig und unentgeltlich, und wenn sie hören, dass der bisherige Einsatz erst einmal ignoriert wird, weil man mit einem "weißen Blatt Papier" startet, befinden sie sich in Opposition zu den Vorschlägen, noch bevor sie diese überhaupt kennen.

                Aus eigenen Erfahrungen mit Organisationsreformen würde ich ein anderes Vorgehen vorschlagen:

                1. Man benötigt eine ehrliche Bestandsaufnahme, was und wo es gut läuft. Eine solche Bestandsaufnahme muss wirklich gründlich und realistisch sein. Wer nimmt überhaupt wie oft woran teil? Wer trägt was bei? Was wird nachgefragt, und wofür interessiert sich hingegen kaum noch jemand?

                2. Allen Aktiven, deren Arbeit gut läuft, muss man Unterstützung zusichern - egal was sie machen (Ortsverein, Forschung, oder was auch immer). Sie sind das Fundament des Verbandes.

                3. Von allen Teilen, die Probleme haben (dahindümpelnde Ortsvereine, unbesuchte Ausstellungen, ArGen, die nur noch aus einer Webseite bestehen, etc.) sollte man zunächst eigene selbstkritische Einschätzungen abverlangen, die gesammelt und dann gemeinsam diskutiert werden, z.B. auf regionalen Ortsvereinstreffen oder Inter-ArGe-Treffen etc. Dabei kann man voneinander lernen, Aufgaben bündeln, Ballast abwerfen, sich vielleicht zusammenschließen. Jeder dieser Teile muss dabei einen Reformplan für sich entwerfen, möglichst in Kooperation mit anderen. Dabei müssen alle Beteíligten wissen, dass sie entweder einen konkreten Plan zur Wiederbelebung erfolgreich umsetzen müssen oder mittelfristig die Unterstützung durch den BDPh verlieren. Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

                4. Diejenigen Teile, für die es nicht einmal mehr zur Erarbeitung eines Reformvorschlags reicht, müssen aufgeben. Man kann sich neue aktive Mitglieder nun einmal nicht backen, ohne geht es nicht, und es ist unfair, Kosten zu verursachen, obwohl eigentlich nichts mehr läuft.

                5. Nach einer solchen Bestandsaufnahme, wird Kassensturz gemacht, denn erst jetzt kann man eine sinnvolle Debatte darüber führen, welche Teile der Verbandsarbeit sich lohnen oder selbst tragen, welche unverzichtbar oder einschränkbar sind, und welche aktiven Teile sich ihre Unterstützung verdient haben. Das heißt, erst in diesem Schritt würde ich eine verbandsweite Strukturkommission einsetzen, in der Vertreter der gut laufenden Verbandsbereiche angemessen vertreten sein müssen. Jetzt ist auch die Zeit für neue Ideen und große Pläne gekommen - aber auch für die unvermeidlichen Einschnitte und Abschiede.

                Lange Rede, kurzer Sinn: Um einen schrumpfenden Kulturverband überlebensfähig zu machen, muss man zuerst die aktiven und erfolgreichen Bereiche schützen und einbinden, bevor man über Kürzungen und Stilllegungen spricht, weil man anderenfalls genau diejenigen gegen sich aufbringt, deren ehrenamtliche Arbeit man zum Überleben unbedingt benötigen wird. Die Einbindung der Aktiven ist das Alpha und Omega einer grundlegenden Reform, in der auch Stilllegungen erfolgen.

                Meine abschließende Empfehlung wäre, sprachlich abzurüsten und das eine oder andere Kriegsbeil einfach mal zu begraben. Auch erfolglosen Reformversuchen kann man die Anerkennung zollen, dass sie in guter Absicht erfolgten. Die Philatelie ist eine kulturell enorm wertvolle Beschäftigung, denn wir bewahren der Gesellschaft die Erinnerung daran, wie sie globale Kommunikation gelernt hat. Das Massenhobby Philatelie ist nur noch eine Erinnerung an die Zeit der 1980er Jahre und davor - aber die Philatelie selbst hat fraglos eine Zukunft, weil die Beschäftigung mit Postwertzeichen und Postgeschichte für Viele reizvoll ist und bleibt. Nur eine Einzelmeinung, ich weiß.

                Mit philatelistischen Grüßen
                Jürgen
                Zuletzt geändert von umdhlebe; 07.12.2019, 11:26.

                Kommentar

                • Rainer Fuchs
                  Weltenbürger
                  • 02.06.2004
                  • 3776

                  #173
                  Jürgen,

                  Danke, der erste Beitrag zu dem Thema den ich voll unterschreiben kann und der auch mal die Belange und Dinge der jetzigen Stützen berücksichtigt. Es wird sicher nicht einfach, aber einen Versuch wäre es sicher Wert.

                  Über die Köpfe der jetzigen Leistungsträger hinweg zu entscheiden ist sicher nicht zuführend.
                  Mitglied bei:
                  BDPh, DASV, APS, RPSL (FRSPL), SG-Lateinamerika, India Study Circle, FG Indien, AROS, NTPSC, ONEPS, COPAPHIL etc...

                  Sammelgebiete:

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                  • Hugo67
                    Registrierter Benutzer
                    • 22.12.2011
                    • 1077

                    #174
                    Zitat von umdhlebe

                    Aus eigenen Erfahrungen mit Organisationsreformen würde ich ein anderes Vorgehen vorschlagen:

                    1. Man benötigt eine ehrliche Bestandsaufnahme, was und wo es gut läuft. Eine solche Bestandsaufnahme muss wirklich gründlich und realistisch sein. Wer nimmt überhaupt wie oft woran teil? Wer trägt was bei? Was wird nachgefragt, und wofür interessiert sich hingegen kaum noch jemand?

                    2. Allen Aktiven, deren Arbeit gut läuft, muss man Unterstützung zusichern - egal was sie machen (Ortsverein, Forschung, oder was auch immer). Sie sind das Fundament des Verbandes.
                    Vor 1) wird erst einmal intensiv diskutiert und definiert werden müssen, was "es läuft gut " für den BDPh konkret bedeutet. Heißt das z. B., dass sich ein Ortsverein vor neuen Mitgliedern kaum retten kann ? Und/oder heißt es, dass viele Rangausstellungen organisiert werden ? Und/oder, dass Philatelie/der BDPh zur Abwechslung mal positiv in der Öffentlichkeitswahrnehmung platziert wird ? Je nachdem, welche Aspekte welche Priorität erhalten, kann man dann, aber eben erst dann, zu den weiteren Punkten übergehen. Wobei ich sagen würde, dass niemand nach meiner Wahrnehmung Punkt 2) im bisherigen Verlauf missachtet hat.

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                    • TeeKay
                      Registrierter Benutzer
                      • 05.08.2003
                      • 574

                      #175
                      Ich glaube, ich bin irgendwann 1996 zum ersten Mal BDPh Mitglied gewesen. Damals war ich 13, der BDPh hatte damals so viele Mitglieder wie noch nie und danach nie wieder. Damals wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, sich auf die Zukunft einzustellen. Wurde nicht gemacht. Nun, 23 Jahre später, ist die Mitgliederzahl mehr als halbiert worden und der BDPh ist noch genau da, wo er 1996 auch war, nur mit einer Website, die kaum gepflegt wird, einem Forum, das 2003 aktiver war als heute und einer Vereinsleitung, die mit Ausnahme von Michael Lenke hier gar nicht mehr reinschaut. Vor 15 Jahren hat wenigstens Herr Maaßen ab und an noch reingeschaut (der zwar nicht in der Vereinsleitung war, aber die Vereinszeitschrift verantwortete), obwohl ich bis heute das Gefühl habe, dass er von Foren gar nichts hält. Und ausgerechnet er, einer der ältesten, hat am konsequentesten eine Zukunftsstrategie umgesetzt. Der Mann schreibt pro Quartal eine kostenlose Zeitschrift im Umfang hunderter Seiten und verschenkt sie im Internet (wenngleich ich das nicht nur als PDF veröffentlichen würde). Er hat die Direktmitgliedschaft ins Leben gerufen, wenngleich das Instrument vom BDPh inzwischen verhunzt wurde, und damit als erster erkannt, dass die Ortsvereine nur in seltenen Fällen eine Zukunft haben und nicht jeder in einen Ortsverein will.

                      Der Vorteil am Beginnen mit einem weißen Blatt Papier ist der Fokus auf die potentielle Zielgruppe. Das sind 82 Millionen Deutsche (oder man erweitert den Fokus auf 7 Milliarden Erdenbewohner), von denen 99,97% nicht Mitglied in der BDPh-organisierten Philatelie sind. Die zahllosen eBay-Auktionen zeigen, dass es deutlich mehr Sammler als BDPh-Mitglieder gibt. Wie also bringt man diese Mehrheit dazu, sich dem BDPh anzuschließen. Und dabei in Form von Produkt, Anbieter und Kunde zu denken, ist genau richtig. Denn im Endeffekt wird hier etwas verkauft, es wird etwas gekauft, es gibt einen Anbieter und es gibt potentielle Kunden.

                      Wer nicht aus Sicht des Kunden denkt, sondern aus Sicht eines Kulturverbandes, der lauter 80-jährige Würdenträger umsorgen muss, wird keine neuen Kunden gewinnen. Die Erben der 80-jährigen Würdenträger werden dann auch für die "Doppelgold mit Bändchen und Zeitschrifterwähnung"-prämierten Ausstellungssammlungen der verstorbenen Würdenträger bald nichts mehr erlösen können. Der Glaube, heutiges hochpreisiges Material würde seinen Wert behalten, wenn in 30 Jahren 96% der heute organisierten Sammler tot sind, ist verrückt. Habe gerade erst im Nachverkauf einen Beleg mit 30% Untergebot ersteigert, der vor 20 Jahren nicht nur für den dreifachen Preis versteigert wurde, sondern zusammen mit zwei dutzend anderen sogar ein eigenes Buch gewidmet bekam. Was werden Erben mit solchem alten Zeug machen, wenn das bei eBay nur noch nen Euro bringt? Der Schund wird weggeworfen. Wir reden also nicht nur über eine finanzielle Dimension, sondern auch über den Erhalt von Kulturgut. Wer das schützen will, muss jetzt neue Kunden dafür begeistern. Nicht 14-jährige, sondern Zielgruppe sind die Menschen 30+.

                      Wenn die aktiven Würdenträger in einem neu aufgestellten Verband nicht mehr mitmachen wollen, dann ist das eben so. Dann muss man sich neue Aktive suchen, die in der aktuellen Konstellation einfach keine Lust haben, sich den BDPh und seine angeschlossenen Vereine anzutun und dort ständig gegen 60-, 70-jährige Denkmauern zu stoßen, von denen man weiß, dass sie totsicher in den Untergang führen. Diese Menschen gibt es.

                      Es gibt in der Wirtschaftsgeschichte einige spektakuläre Beispiele, in denen Unternehmen ihre gesamte Firmentradition abstießen und den Erlös in ein Zukunftsfeld investierten. Nokia ist ein solches Beispiel, das hier perfekt passt. Das Gummigeschäft wurde abgestoßen und die Handyproduktion gestartet. Das war eine Erfolgsgeschichte sondergleichen und Nokia dominierte jahrelang den weltweiten Handymarkt - ein ehemaliger Gummihersteller. Wie wäre das wohl gelaufen, wenn Nokia das Gummigeschäft noch mitgeschleift und das dadurch geringere Kapital auf Alt- und Zukunftsgeschäft aufgeteilt hätte? Nokia zeigt auch gleich, was passiert, wenn man zu lange am Althergebrachten festhält und nicht aus Kundensicht denkt: Wenige Jahre nach der Vorstellung des Apple iPhones war Nokia pleite, obwohl mehr Menschen denn je Handies zu höheren Preisen denn je kauften.

                      Beginnen sollte der BDPh-Vorstand damit, den gesamten Bericht der Strukturkomission auf die Website zu stellen und hier im Forum darüber zu diskutieren. Plus Erwähnung in der Philatelie. Dann haben alle Mitglieder und nicht nur ein paar Landesverbandsvorsitzende die Chance, darüber nachzudenken. Und wenn der Vorstand anschließend nicht wiedergewählt wird, ists eben so. Die Alternative ist eine Erwähnung bei Wikipedia als der letzte oder vorletzte Vorstand des BDPh vor der Selbstauflösung.

                      Moderator Kommentar: Bild und Text dazu entfernt wegen Verungimpfung einer Person in Wort und Schrift. Bitte neutral bleiben! Danke.
                      Zuletzt geändert von Rainer Fuchs; 07.12.2019, 12:34. Grund: Bild und Text dazu entfernt wegen Verungimpfung einer Person in Wort und Schrift.

                      Kommentar

                      • umdhlebe
                        Registrierter Benutzer
                        • 06.09.2019
                        • 8

                        #176
                        Hallo Hugo67,

                        natürlich muss diskutiert werden, was gelungen ist und was nicht, und dabei wird es auch Dissens geben. Es wird auch Zeit kosten, aber ein langwieriger, halbwegs erfolgreicher Reformversuch bringt mehr als zig fehlgeschlagene Versuche. Der Vorteil der vorgeschlagenen Prozedur ist, dass alle Gliederungen zunächst einmal ihren Weg weiter gehen dürfen, aber den anderen nachweisen müssen, dass dabei auch etwas herauskommt. Über die Vergangenheit kann man vielleicht noch schwindeln, aber dann eben nicht mehr. Wer etwas verspricht, wird es halten müssen. Und wer scheitert, scheitert an den eigenen Ankündigungen.

                        Zitat von Hugo67
                        Wobei ich sagen würde, dass niemand nach meiner Wahrnehmung Punkt 2) im bisherigen Verlauf missachtet hat.
                        Niemand wird die Absicht dazu gehabt haben, aber auf die Ankündigung von einem "weißen Blatt Papier" zu starten haben viele Akteure umgehend ablehnend reagiert, weil sie sich angegriffen fühlten (obwohl sie es vielleicht gar nicht waren).

                        Mir geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um die Suche nach einem erfolgreicheren Weg. Wichtigste Grundsätze wären nur zwei:

                        1. Wer sich aktiv beteiligen möchte, darf sich auch beteiligen.

                        2. Wer sich nicht aktiv beteiligt, verliert auch das Recht, den Prozess zu kritisieren.

                        Das Problem des bisherigen Vorgehens war meiner Einschätzung nach, dass zu viele Akteure von Beginn an ausgeschlossen waren (denn man kann keine zentrale Strukturkommission mit Hunderten von Mitgliedern machen), die dann legitim Kritik üben konnten, ohne selbst die Verantwortung für den Reformprozess zu übernehmen. Folge war, dass sich sowohl die Reformer als auch die Kritiker missverstanden und irgendwann auch beleidigt fühlten. Heute beschimpfen sich manche wechselseitig, ohne zuzuhören.

                        Der Gegenvorschlag besagt, dezentral anzufangen und zentral abzuschließen, sowie erst zu bewahren und dann einzuschränken - nicht umgekehrt.


                        @ Rainer Fuchs: Danke. Zustimmung liest man (viel zu) selten.

                        Jürgen
                        Zuletzt geändert von umdhlebe; 07.12.2019, 12:31.

                        Kommentar

                        • Hugo67
                          Registrierter Benutzer
                          • 22.12.2011
                          • 1077

                          #177
                          Zitat von umdhlebe


                          Niemand wird die Absicht dazu gehabt haben, aber auf die Ankündigung von einem "weißen Blatt Papier" zu starten haben viele Akteure umgehend ablehnend reagiert, weil sie sich angegriffen fühlten (obwohl sie es vielleicht gar nicht waren).



                          Sollte dies so gewesen sein, sagt das viel über die Aufgeschlossenheit dieser "Akteure" (Betonköpfe träfe es wohl eher) gegenüber Neuem, aber rein gar nichts über fehlende Beachtung des Punktes 2).

                          Kommentar

                          • umdhlebe
                            Registrierter Benutzer
                            • 06.09.2019
                            • 8

                            #178
                            Die Forderung nach
                            Zitat von Hugo67
                            Aufgeschlossenheit
                            und die gleichzeitige Bezeichnung
                            Zitat von Hugo67
                            Betonköpfe
                            für die solchermaßen Aufgefordertem dünkt mir ein ungutes Zeichen für den konstruktiven Fortgang der Diskussion zu sein.

                            Kommentar

                            • Hugo67
                              Registrierter Benutzer
                              • 22.12.2011
                              • 1077

                              #179
                              Wr haben im Forum den Vorteil (offenbar anders als viele Funktionäre), nicht auf alles und jeden Rücksicht nehmen zu müssen, sondern die Dinge beim Namen nennen zu können. Es geht (jedenfalls mir) um die Sache und nie um Personen.
                              Das Hauptproblem, was die Kommissionsvorschläge betrifft, war (soweit bekannt), nicht, dass mit weißem Papier begonnen wurde, sondern, dass etlichen die Vorschläge viel zu weit gingen.
                              Anders gesagt: Solange das Ergebnis dasjenige ist, das hier skizziert wurde, wird es in den jetzigen Strukturen immer abgelehnt werden, auch wenn es in einem völlig anders gestalteten Prozess erzeugt worden sein sollte.
                              Zuletzt geändert von Hugo67; 08.12.2019, 01:09.

                              Kommentar

                              • Rainer Fuchs
                                Weltenbürger
                                • 02.06.2004
                                • 3776

                                #180
                                Zitat von Hugo67
                                Wr haben im Forum den Vorteil (offenbar anders als viele Funktionäre), nicht auf alles und jeden Rücksicht nehmen zu müssen, sondern die Dinge beim Namen nennen zu können. Es geht (jedenfalls mir) um die Sache und nie um Personen.
                                Das Hauptproblem, was die Kommissionsvorschläge betrifft, war (soweit bekannt), nicht, dass mit weißem Papier begonnen wurde, sondern, dass etlichen die Vorschläge viel zu weit gingen.
                                Anders gesagt: Solange das Ergebnis dasjenige ist, das hier skizziert wurde, wird es in den jetzigen Strukturen immer abgelehnt werden, auch wenn es in einem völlig anders gestalteten Prozess erzeugt worden sein sollte.
                                Noch dazu in der Anonymität des Internet, da kann jeder einfach Kraftausdrücke verwenden...
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